AW: Algen im Teich - Fischfuttermenge reduzieren?
Hallo Klaas,
zaphod schrieb:
Ich bin mir halt nur nicht so sicher, ob es wirklich besser für den Fisch ist, ihm den "gewohnten" Stress durchs Futter zu nehmen und ihn stattdessen dem neuen Stress "Nahrungsmangel" (oder vielleicht besser: weniger Nahrung auf dem gedeckten Tisch als sonst) auszusetzen - und das nur wegen ein paar Algen.
vergiss mal für einen Moment die Algen. Es klemmt schon bei der Definition von Streß ...

Fische leben schon etwas länger auf dem Planeten, als es Zweibeiner gibt, die mit Futter nach ihnen werfen. In den paar Jährchen Evolution haben sich die Fischleins an die Bedingungen in ihrer natürlichen Umgebung prima angepaßt. Eine dieser Bedingungen dort -> man muss sich permenent selbst um sein Futter kümmern. Hunger im Sinne von "eigentlich würde ich jetzt gern noch was Leckeres verdrücken" ist für Fische der absolute Normalzustand! Einer der häufigsten Fehler, mit aberwitzig komplexen Konsequenzen für den ganzen Teich ist die völlig unsinnige Ansicht, dass Fische so viel Futter brauchen, dass sie satt sind. Dieses Gefühl von "satt" gehört für die meisten Fischarten im natürlichen Umfeld zu den Ereignissen mit Seltenheitswert. Die sind nahezu rund um die Uhr auf Nahrungssuche.
Wenn meine Fische auch nach der Fütterung noch am Betteln sind, habe ich richtig dosiert. Komme ich an den Teich und die miemem nicht den "Aufstand der Verhungerten", läuft irgend etwas gründlich schief.
Ebenfalls wichtig:
Gutes Futter ist eine der besten Methoden, Fische zuverlässig umzubringen. Man muss es nur reichlich genug dosieren ...
Je mehr Futter ich in einen Fisch hinein stopfe, desto uneffektiver verdaut er es.
Die natürliche Nahrung der Fische hat Wassergehalte zwischen 80 und 90%.
Trockenfutter hat einen Wasseranteil von 5-10%. Auch wenn es in dem kurzen Moment vor dem Verschlucken durch den Fisch noch etwas Wasser zieht. Auf die 80-90% kommt man nicht. Vergleicht man jetzt das verschluckte Volumen bist zum Punkt *satt*, hat ein Fisch mit Trockenfutter ein Vielfaches des Nährwertes verschluckt, als er in dem gleichen Volumen Naturnahrung hätte.
Bei richtiger Dosierung eines Trockenfutters, die sich am tatsächlichen Bedarf und den Kapazitäten des Stoffwechsels orientiert, kann man gar nicht an den Punkt kommen, an dem ein Fisch satt ist. Das nötige Futtervolumen ist bei Trockenfutter viel kleiner, so dass die Rezeptoren in der Darmwand noch gar nicht in die Verglegenheit kommen, dem Hirn zu melden, dass der Ranzen voll ist. Ohne diese Meldung tut der Fisch aber stramm so, als sei er dem Hungertod gefährlich nahe ... :crazy: Die Interaktion mit dem Zweibeiner am Teichrand läuft dann regelmäßig nach dem absehbaren Schema: Fisch winkt mit dem Hungertuch -> Zweibeiner füttert weiter ... :crazy:
Fazit: Fische sind blöd. Gleiches gilt für ca.95% der Zweibeiner am Teichrand, die sich von ihren blöden Fischen verar***en lassen ...
Regelmäßig satte Fische sind auf absehbare Zeit regelmäßig kranke Fische! Wenn man schon allein diesen Komplex "tatsächlich benötigte Futtermenge" kapiert hat und umsetzt, reduziert sich die fütterungsbedingte Wasserbelastung dramatisch. Sollte dass dann noch nicht reichen, um ein Algenproblem in den Griff zu bekommen, klemmt es bei der Wasseraufbereitung.
Viele Grüße
Lars