Hallo Markus,
Du willst wohl immer gleich das Schwierigste aufprobieren, oder? Orchideensamen konnten sogar die Wissenschaftler jahrzehntelang nicht zum keimen bringen.
Er mal vorweg: Orchideensamen ist nicht gleich Orchideensamen. Es kommt darauf an, ob Du eine winterharte oder tropische Orchidee vor Dir hast, und dann ob sie terrestrisch oder epiphytisch ist, und dann ob sie vollmykotroph, halbmykotroph oder autotroph ist ...
Für die allermeisten Orchideen gilt: der Samen enthält nur einen Embryo und keinerlei Nährgewebe, daher kann der Samen auch nicht von sich aus keimen. Solche Orchideen haben aber einen speziellen Pilz, mit dem sie in Symbiose leben. Die Hyphen des Pilzes dringen in den Orchideensamen ein und versorgen ihn mit Nährstoffen, und dann klappt es auch mit der Keimung.
Als man das begriffen hatte, wollte man es im Labor nachvollziehen. Also wurde das Aussaatsubstrat sterilisiert und dann mit einer Reinkultur des entsprechenden Pilzes geimpft, und später darin die Orchidee ausgesät. Der Erfolg war extrem gering.
Später kam man darauf, dass man die Samen auch in einer sterilen Nährlösung in einem sterilen Glaskolben unter Laborbedingungen keimen lassen kann. Das ging schon besser, aber eigentlich nur bei tropischen Epiphyten.
In den letzten zehn Jahren wurden dann Verfahren entwickelt auch Erdorchideen unter sterilen Bedingungen auszusäen, klappt aber alles nur im Labor.
Was also Deine Tüte Orchideensamen angeht: Erfolgsaussichten gehen gegen Null. Einzige Ausnahme: Du hast Samen von einer Pleioneart, denn die verfügen als einzige Orchideen über ein eigenes Nährgewebe.
Die größten Chancen hast Du, wenn Du den Samen in Deinem Garten verstreust. Vielleicht wächst irgendwo per Zufall der passende Pilz. Relativ oft gehen im
Schnittlauch spontan Orchideensämlinge auf, anscheinend wächst der in Symbiose mit Orchideenpilzen.
Werner