Hallo Georg,
das Thema ist wirklich gut - und sehr vielschichtig. Meine persönliche Meinung: 50 bis 60 (oder sogar noch weniger) cm reichen vollkommen aus. Aber dann kommt eben das, was
wir wollen - und nicht die Natur.
Wir wollen, dass uns der Teich lange erhalten bleibt, also nicht so schnell verlandet. Flache Naturteiche verlanden nun einmal sehr rasch, wenn man abgestorbene Pflanzenmasse nicht konsequent entfernt und zudem die Ufer flach gehalten sind.
Wir wollen, dass nicht nur Pflanzen, sondern möglichst alle Amphibien und Insekten den Winter gut überstehen. Der Natur ist es egal, wenn es ein Grossteil der Froschpopulation im Teich nicht überlebt. Das regelt sich von selbst. Wir mögen keine 50 toten
Frösche im Frühjahr vorfinden.
Wir wollen möglichst auch freie Wasserfläche sehen. Das ist allein ein menschliches Bedürfnis, das bei bestimmten Uferneigungen eben eine bestimmte Ausdehnung und Tiefe des Teiches erfordert.
Wir wollen nicht, dass eine Pflanzenart den gesamten Teich dominiert. Wir wollen Vielfalt. Auch so etwas, was die Natur keineswegs fordert. Eine recht gute Methode, die ungehemmte Ausdehnung expansiver Pflanzen wenigstens etwas einzuschränken ist es, die Uferschrägen nicht zu flach und nicht zu steil zu halten (so kommt man auf die 35 Grad) und mit nur sehr wenig Substrat zu bedecken. Wenn man dann die Pflanzebenen nicht komplett um den Teich umlaufend anlegt (also kein "Amphitheater" baut), hat man gute Aussichten, eine Vielfalt verschiedener Pflanzenarten mit unterschiedlichen Bedürfnissen an die Wassertiefe zu erhalten. Expansive Arten können sich nicht von Treppenstufe zu Treppenstufe herunterhangeln oder sind zumindest einfacher auszulichten. Und auch damit kommt man auf eine grössere Wassertiefe.
Ich meine deshalb, dass für einen Naturteich zwar alles ab 40 cm Wassertiefe ausreicht, unter Berücksichtigung unserer menschlichen Bedürfnisse jedoch 80 bis 110 cm günstiger sind. Noch tiefer halte ich nur dann für sinnvoll, wenn man sich absolut freie Wasserfläche erhalten will, denn da wächst kaum noch etwas. Meine persöniche Empfehlung an Dich wäre also: Baue so tief, wie Du es auf Deinem Grundstück gerade noch vertreten magst.
Sauerstoff halte ich in Naturteichen übrigens für ein eher vernachlässigbares Thema. Der Sauerstoffgehalt in Pflanzenteichen (in dem sich dann Amphibien und Insekten von allein ansiedeln) ist niemals kritisch, allenfalls im zeitigen Frühjahr, wenn die im Winter angesammelte Pflanzenmasse zu verrotten beginnt. Dann wissen sich aber auch die Tiere schon wieder zu helfen. Völlig abraten kann ich deshalb nur davon, etwa Sauerstoff über die Luft/Ausströmer einblasen zu wollen: Der Teich wird im Sommer stärker erhitzt und im Winter weiter heruntergekühlt, ausserdem wird das für die Pflanzen unverzichtbare CO2 ausgetrieben. Gleiches gilt im Grundsatz für Bachläufe und ähnlich bewegtes Wasser, das sich der Mensch - auch ich - aber wiederum aus einem menschlichen Bedürfnis heraus "gönnt".
Beste Grüsse
Stefan