Hallo,
hier schreibt anz111 etwas zu einem bisher recht verhalten geführtem Thema, danke!
Wie ist es denn nun mit der "Sauberkeit" oder der "Klarheit" in technikarmen oder gar technikfreien Teichen? Geht das überhaupt?
Nicht nur Neueinsteiger werden geprägt von der Fülle der Vorschläge zu teilweise exzessiven Technikeinsätzen.
Wohlgemerkt, es geht hier im Schwimmteichunterforum um recht große Teiche und um eben naturnahe Teiche. Das passt auch zusammen, eine weitverbreitete und mittlerweile als gesichert geltende Aussage gibt eine Mindestgröße von 100 m² bei naturnahen Teichen an ab welcher sie sehr stabil funktionieren.
Mit dem 'funktionieren' ist die Klarheit des Wassers gemeint, im Normalfall ohne jedwede Technik.
Und das ist der Normalfall bei einem Teich.
-ich habe in der Natur noch keinen Teich mit z.B.einem Bodenablauf oder einer Filteranlage entdeckt-
Sowie man einen Skimmer, einen Bodenablauf, Filter (ganz schlimm UV-Lampen) verwendet weicht man von der Normalität ab, das sollte so einmal in aller Deutlichkeit postuliert werden.
Natürlich muss man bei anderen Teichformen wie bei kleinen Teichen oder gar Teichen mit Nitriteinbringung (Fische) zu Maßnahmen greifen welche die Nährstoffarmut herbei führen, da geht die unendliche Technikgeschichte dann los.
Eine Schande so etwas einzusetzen ist es keinesfalls, niemand braucht sich rechtzufertigen.
Es ist letztlich der gewaltige Komfort der großen Wasserfläche welche jeder Schwimmteichbesitzer sein Eigen nennt. Das dieser Luxus aus Unkenntnis oft nicht zur Anwendung kommt indem auf dieser Grundlage eine vergleichsweise große Pflanzenfläche geschaffen wird finde ich schade. Es ist halt manchem nicht bewußt das so ein technikfreier Betrieb problemlos möglich ist, das es der Normalfall ist. Der geneigte Forumsuser hat es mit seinem Wahrnehmungshorizont wesentlich besser, er erhält hier im Forum unbezahlbare Informationen.
Vor ein paar Tagen hatte ich wieder einmal Teichbesuch, das interessierte Ehepaar lässt nächstes Jahr einen passablen Schwimmteich bauen. Ein Galabauer. Grüne geschweißte PVC-Folie in der rechteckig gemauerten Schwimmwanne, eine recht kleine, mit groben weißen Kies (sorry anz) gefüllte Pflanzzone mit einer handvoll Wasserpflanzen. Plus die GROßE FILTERANLAGE.
Also Galabauer 08/15.
Aber nach der Frage zur prinzipiellen Entscheidung -ob Naturteich oder nicht- zum Kern der Sache hier im Thread.
Wir haben sie doch in unserem Forum, die Besitzer älterer und jüngerer Teiche ansehnlicher Größe, egal ob technikfrei oder technikarm oder technikmoderat.
Ich meine wo wenn nicht hier wäre der richtige Ort um ein paar Langzeitergebnisse vergleichend zu dokumentieren, wie schaut es denn aus mit der "Klarheit" des Wassers über die Saison und über die Jahre?
Wie stark oder schwach ist denn die Sicht, zeitweise getrübt durch verschiedene Algen?
Muss gereinigt werden, wie oft, wie viel?
Was passiert wenn man den Teich sich selber überlässt?
Wie sind die Erfahrungen mit eingesetzter Technik?
Kurz meine Eckdaten, 350 m² Wasserfläche davon etwa 60 m² Schwimmbereich +20 m² Wall und Einstieg, Rest Filter-/Regenerationsbereich. Großer Skimmer mit 8000 l/h Pumpe, extra 20 m² Pflanzenteich als
Absetz- bzw. Filterbereich, Wasser zurück über 12 m langen Bachlauf in den großen Schwimmteich.
Weiter keinerlei Technik. Skimmer läuft i.d.R. 3 h/Tag. 50 Arten von Pflanzen gepflanzt, ca. 10 Arten sind verschwunden, insgesamt waren es 800 Pflanzen. Anzahl heute unbekannt.
Im ersten Jahr nach dem Bau ist es ein fast klinisch sauberer, akkurater Anblick, wie auf all den schicken Referenzfotos der Galabauer. Geometrisch korrekt wachsende Pflanzen, da wo sie gesetzt wurden. Im Frühjahrserwachen, nachdem die Temperaturen die 15° Grenze überstiegen eine leichte Algenblüte, kaum störend, nach ein zwei, drei Wochen verschwunden, glasklares Wasser.
In den folgenden Jahren verändert sich das Bild, kein Jahr ist wie ein anderes. Von Bedeutung ist die 'Ernte' der abgestorbenen Pflanzenteile, das rigorose Entfernen in mehreren Schritten. Über den Winter Röhrichtstengel stehen lassen wegen dem Gasaustausch, im zeitigen Frühjahr alles schneiden. Das sind bei meinen Verhältnissen etwa zwei Dutzend Schubkarren. Wasserpflanzen ergeben besten Kompost!
Beim Frühjahrserwachen steigen zunächst Mulmfladen an die Oberfläche, man kann sie zerstören dann sinkt eine kleine Wolke von Schwebstoffen wieder auf den Grund oder man wartet bis der Skimmer sie erwischt. Nach spätestens ein paar Tagen hört es auf. In meinem Filterteich setzt sich der Feststoffanteil des Skimmerwassers ab, über den Bachlauf kommt nur noch reines Wasser zurück. Im Herbst kann man im Schwimmteich saugen wie man will, der Mulm siegt immer.
Die alljährliche Algenblüte ist je nach Reinigungsaufwand und Wettersituation unterschiedlich stark und lang.
Im dritten Jahr war sie am stärksten, wenn man überhaupt von stark sprechen kann. Sie dauerte fast sechs Wochen, anfangs einen knappen Meter Sichtweite, Ende Juni dann glasklar.
Jetzt, Ende Juni ist der Zeitpunkt wo die Kaulquappen heraus sind, das Wasser ist klar, hervorragende Sichtweite bis auf den Grund des Schwimmbereiches, das sind etwa 2 m.
Der Zeitpunkt zum großen Reinigungssaugen des Schwimmbereiches ist bei mir jetzt wieder gekommen.
So sieht es Ende Juni bei mir aus:
Da wo die beiden Tannenwedel neben dem Unterwasserwall hochwachsen sind es 60 cm Wassertiefe, der Lichtreflex des Himmels verhindert den unverschleierten Blick in die Tiefe des Schwimmbereiches. Nebenbei, die beiden Tannenwedel sind der Rest eines mittelgroßen Tannenwedelunterwasserwaldes, die haben sich weiter nach hinten gezogen, kann sein das sie nächstes Jahr wieder zurück kommen oder ich pflanze nach. Mir wird gerade von einem Teichfreund gestreifter
Kalmus angeboten, das passt.
So sieht es bei mir aus, ich bin sehr zufrieden. Das Wasser hat hervorragende chem. Werte, trotz gelegentlichen Nachfüllen mit hartem Wasser (10...12° dH) ist der Wert knapp halb so hoch. Sobald ich viel Nachfülle wächst das kümmernde
Hornkraut an verschiedenen Stellen, ich fische es dann samt des anhaftenden Kalkes heraus.
Also ein wenig Arbeit hat man immer, ob der Spruch "Wenn du einen Teich hast brauchst du keinen Rasen mehr mähen" hinsichtlich eines vergleichsweise geringeren Zeitaufwandes zutrifft stelle ich hier einmal in den Raum. Das die Beschäftigung mit dem Teich sicherlich kurzweiliger ist als das schnöde Rasenmähen...