So, heute schreibe ich mein Tagebuch in der Küche - sonst wache ich wieder mit einem Hund im Gesicht auf
Heute hatten wir traumhaftes Wetter: nachdem sich am späten Vormittag die diesige Luft und damit die ungemütliche Kälte verzogen hatten, gab es blauen Himmel, Sonne satt, es war windstill und relativ warm
Adlerchen und Falke habe ich gleich nach dem Frühstück wieder alles auf gemacht.
Aber zunächst hatten sie angesichts des kalten, trüben Starts des Tages keinerlei Ambitionen, raus zu gehen.
Genau, wie meine Dielenschwalben - also die Altvögel (die Kids sind alle mit der Kindergruppe weg), die jeden Abend nach Hause kommen und morgens lange schlafen, bevor sie wieder jagen gehen.
Da die zwei keinerlei Anstalten machten, weiter raus zu gehen, als bis in die Voliere, bin ich irgendwann erstmal Kaffee trinken gegangen.
Als ich gegen 10 Uhr dann wieder mit Futter nach ihnen schauen wollte, saßen sie beide oben auf der Voliere und schauten in den Himmel.
Kaum hatten sie mich erblickt, kamen sie angeflogen, holten sich ein Heimchen und verschwanden dann hinter dem Stallgebäude.
Ca 15 Min. später tauchte Falke wieder auf, setzte sich aufs Stalldach und rief bettelnd nach Adlerchen.
Der tauchte erst rund 10 Minuten später wieder auf und die Freude bei Falke war groß

Adlerchen kam runter zu mir und futterte sich erst selbst satt, bevor er sich ein dickes Heimchen schnappte und es zu Falke brachte

Dann saßen die beiden zusammen auf dem
Giebel des Stalls und begannen mit Gefiederpflege und Sonnenbad.
Ich blieb unten eine ganze Weile stehen und lockte, denn ich hätte sie dafür lieber in der Voliere gesehen.
Das Stalldach ist nun wirklich der allerbeste Platz für einen jagenden Sperber, um Beute zu machen

Aber die 2 machten keinerlei Anstalten, ihren Platz da oben in naher Zukunft zu verlassen.
Also ging ich schließlich und hoffte, dass es gut geht.
Nachdem ich drinnen wieder gefüttert hatte, holte ich mein Laptop nach draussen und setzte mich in die Sitzecke, um das wenigstens etwas im Blick zu haben.
Irgendwann hörte ich plötzlich den typischen Warnruf meiner Hähne.
Wie elektrisiert sprang ich auf und in dem Moment sah ich bereits den Sperber um die Ecke kommen - aus Richtung Giebel vom Stall

Einige Schwalben flogen aufgeregt hin und her - der Sperber schien noch direkt über der Hofplatte relativ tief eine zu verfolgen, hatte also noch keine Beute.
Während ich Richtung Voliere stürzte, klatschte ich so heftig in die Hände, dass ich hinterher meine Hände eine Weile nicht mehr bewegen konnte, so taten die weh.
Aber es hat genützt - das Klatschen brachte den Sperber aus dem Konzept und er drehte verfolgt von einigen Schwalben ab.
Ich rief endlos nach meinen beiden - kein Adlerchen, kein Falke

Fast eine viertel Stunde rief ich, da kam Adlerchen aufgeregt angeflogen und landete direkt auf meiner Schulter, futterte hektisch ein Heimchen, flog eine Runde und landete wieder bei mir und rief dabei unentwegt nach Falke.
Aber es erschien keine Falke

Schließlich flog Adlerchen aufs Dach und rief von dort weiter.
Und da hörte ich eine Antwort!!!
Es klang, als käme es aus dem Vogelzimmer - ich schaute nach - aber da war keine Schwalbe.
Dann schaute ich an der Außenwand in den
Efeu - auch da keine Schwalbe.
Schließlich kam ich auf die Idee, im Heulager unter das Dach auf den alten Getreideboden zu klettern, der genau über dem Vogelzimmer lag.
Dort fand ich Falke zusammengekauert unter das Dach in eine Ecke gequetscht - was für eine Erleichterung

Als ich sie da raus holen wollte, flog sie erschrocken weg und fand dann eigenständig den Weg über das Heulager nach draußen.
Nachdem ich mich wieder die steile Leiter runter gekämpft hatte, fand ich Falke und Adlerchen auf der Voliere an der Einflugklappe.
Futter holten sie sich dann von mir reichlich, bevor sie sich wieder an die Einflugklappe setzten - rein wollten sie aber nicht

...schlimmer noch: nach kurzer Zeit flogen sie wieder auf den Giebel und......
...begannen mit Gefiederpflege und Sonnenbaden
Ich bin dann wieder in die Sitzecke zurück gegangen - ich kann ja schließlich nicht ständig als Wachhund unter dem Giebel stehen.
Lange Zeit war absolute Ruhe und dann geschah etwas, was mich sprachlos machte:
Plötzlich schoss mit lautem Geschrei von dem Hausgiebel hinter dem Carportdach wie ein geölter Blitz "meine" Krähe
(ich weiss nicht genau, ob es eine von den Altvögeln oder sogar Krah ist - sie kommt täglich treu zum Frühstück und ist immer den ganzen Tag in der Nähe und passt auf alles auf) flach über das Carportdach Richtung Stallgebäude den Gang an den Minis längs, bog mit lautem Getöse hinter dem Haus nach rechts ab und kam keine Minute später den entsetzten Sperber vor sich her treibend wieder zurück.
Dann jagte sie den Sperber so wütend am Haus vorbei und verfolgte ihn noch eine ganze Weile völlig agressiv am Himmel, bis der Sperber das Weite suchte und sie wieder Platz auf dem Hausgiebel nahm, von wo sie alles im Blick hat.
Das war ein beeindruckendes Schauspiel ...und "meine" Krähe bekommt morgen früh zum Frühstück eine fette Extraration als Dankeschön!!!
Der Sperber hat sich nicht wieder her getraut.
Meine beiden Schwalben saßen die ganze Zeit auf dem Stallgiebel und verfolgten die Sache interessiert

Allerdings, als ich kam, wurde ich lautstark begrüsst und als ich in die Voliere ging, folgten sie sofort durch die Ausflugklappe

Drinnen ließen sie sich füttern und setzten sich für den Rest des Tages auf ihren Lieblingszweig.
Obwohl weiterhin alles offen war, machten sie keine weiteren Anstalten, raus zu gehen.
Ich schätze, für heute hatten sie genug Aufregung und müssen das erstmal "verarbeiten"
Später am Tag - die Schwalben saßen nach wie vor in der Voliere bot sich mir noch ein Schauspiel ganz weit oben am Himmel:
13 Bussarde zählte ich, die da oben kreisten und riefen - das habe ich in der Anzahl noch nie zuvor gesehen.
Leider habe ich nicht alle mit der Kamera erwischt.
Abends sind die Schwalben dann rein ins Vogelzimmer, haben sich noch mal satt füttern lassen und ihre Schlafplätze aufgesucht.
Soweit zu Adlerchen und Falke.
Im Esszimmer waren alle Vögel wohlauf.
Trixie, Sid, Manni und Freddy kommen bedeutend besser mit der hoch stehenden "Badewanne" klar und nutzen sie jetzt auch fleissig.
Ansonsten sitzen sie immer mal in unterschiedlichen Konstellationen woanders und ich habe das Gefühl, dass sie ganz gut klar kommen.
Freddy ist heute erstmals von einem Sitzplatz zum anderen einige cm weit geflogen
Von Fussel habe ich heute nichts gesehen - lediglich hören konnte ich ihn, wenn er die Heimchen jagte, die ich ihm lebend ins Flexarium gesetzt habe - das scheint ihm richtig Spaß zu machen
Ich habe heute noch mal meine Suche nach Gesellschaft für Trixie und für Fussel auf die
Homepage und in mein
Profil bei FB gesetzt.
Also falls jemand von Euch irgendwelche Gruppen oder Foren kennt, wo sich Gesellschaft finden könnte, bitte teilen bzw. verlinken.
Nachmittags kam dann die kleine angekündigte Mehlschwalbe "Fridolin von Cuxhaven" - kurz "Frido" (weil die
Bachstelze dieses Jahr ja auch schon Fridolin hieß).
Frido wurde von den Findern seit letzter Woche nach dem Fund gepäppelt - leider mal wieder wie so oft - nicht optimal ernährt, da falsch beraten wurde.
Der Kleine bekam ausschließlich Heimchen aus dem Zoohandel, die nicht aufgefüttert waren und keine weiteren Vitamin/Mineralzusätze dazu.
Vermutlich hat das zu Defiziten geführt.
Jedenfalls, der Kleine begann schön zu
fliegen und als wir die letzten Tage das traumhafte Wetter hatten und dort viele Schwalben am Himmel waren, wurde Frido frei gelassen - und er flog begeistert mit den anderen los.
Am nächsten Tag fand seine Familie ihn dann erschöpft am Scheunentor auf dem Boden wieder.
Ich vermute, aufgrund der einseitigen und vor allem bzgl. der Heimchen auch qualitativ vermutlich sehr minderwertigen Ernährung war die Kleine viel zu schwach, um lange fliegen zu können.
Ihre Familie war ziemlich betroffen/entsetzt, dass sie so falsch beraten wurden.
Es macht mich immer wieder richtig sauer, wenn ich sehe, mit wieviel Aufwand die Leute sich um die kleinen Zöglinge kümmern und dann so etwas dabei raus kommt, nur, weil so viele Fehlinformationen selbst bei Tierärzten und Wildtierstationen im Umlauf sind.
Glücklicherweise ist Frido aber sonst absolut perfekt entwickelt - keine erkennbaren Gefiederschäden oder sonstigen Mängel.
Zunächst mal bekam sie hier ein mit Vit B Komplex geimpftes Heimchen.
Weitere Heimchen wollte sie zunächst einmal nicht - sie war denke ich viel zu aufgeregt.
Als ich sie zu den anderen ins Flexarium setzte, flog sie erst mal gegen das Netz und wollte wieder raus.
Schließlich flog sie dann aber auf die Kante von der Badewanne, wo sie eine Weile sitzen blieb und beobachtete, bevor sie sich in den
Ahorn zurück zog.
Etwas später nahm sie noch zwei oder drei Heimchen - war aber nicht sonderlich bei der Sache.
Also ließen wir die Bande erstmal allein, damit Frido sich aklimatisieren kann.
Als ich später zurück kam saß Frido auf dem Ast vor dem Vogelbad und noch später saß sie auf dem Futtertisch bei Sid.
Bereits bei der ersten Fütterung futterte sie ausgiebig und bettelte lautstark

Was mir auffiel, als ich sie auf den Finger nahm, um sie einmal genauer anzuschauen ist, dass sie ziemlich kraftlos wirkt im Vergleich zu den anderen.
Der Greifreflex ist so "spannungslos".
Dass sie einen leicht runden Rücken macht und der Kot etwas flüssig ist spricht ebenfalls dafür, dass da noch einiges nicht so ist, wie es sein sollte.
Aber ich denke, sie wird sich schnell erholen, wenn die Defizite ausgeglichen sind.
Mein Plan ist eigentlich, so schnell wie möglich (wenn sicher ist, dass Frido stabil ist), Freddy und Frido ins Vogelzimmer umzusiedeln, damit sie da zusammen fliegen üben können und vor allem sowohl an die Geräusche von draussen als auch an die Außentemperaturen gewöhnt werden.
Dann können sie hoffentlich demnächst gemeinsam raus.
Mal schauen, wie sich das entwickelt....
Trixie ist auf den Fotos immer nur versteckt zu sehen, weil sie so tief im Ahorn sass: