AW: Tiere als Indikator für Wasserqualität
Hallo red clouds,
Christine hat Dir ja schon eine Teilantwort gegeben. Deine Frage lässt sich aber vollumfäglich leider nicht in ein oder zwei Sätzen beantworten. Deshalb bitte ich um ein wenig Durchhaltevermögen bei dem Lesen meiner Antwort.
Wenn es um Wasserqualität geht, dann sind die Messmethoden, die Christine genannt hatte, sicherlich ein geeignetes Mittel. Wobei die Frage erlaubt sein darf, was mit Wasserqualität denn überhaupt gemeint ist. Chemisch kann alles tiptop sein, wenn keine Struktur im Gewässer ist, wird man bestimmte Tierarten nie finden.
Wie Christine schon sagte, kann die chemische Messmethode ein recht geaues Verfahren sein. Warum also noch die Methode die Qualität des Wassers an Hand von Tierchen bestimmen zu wollen? Nun, der entscheidende Nachteil der chemischen Methode besteht darin, dass diese "nur" eine Art "Momentaufnahme" darstellt, während sich die Lebewelt auf die längerfristigen Bedingungen einstellt und dementsprechend eine Aussage über die Güte des Gewässers und nicht nur über die des Wassers zulässt. Diese beiden Messemethoden ergänzen sich also eher als dass sie gegenseitig austauschbar sind. Es lohnt also ein Blick auf die Lebewelt zu richten, denn diese gibt Auskunft über die Gewässer- bzw. Strukturgüte. Außerdem macht e es jau auch mehr Spaß die Artenvielfalt seines Teichs zu erkunden als ein paar farbige Kleckse oder Flüßßigkeiten mit Farbtafeln zu vergleichen.
Leider ist es aber nicht so einfach, über die Tierchen, die Güteklassen eines (Fließ-)Gewässers zu bestimmen. Die Güteklasse läßt sich zwar über den so genannten Saprobienindex bestimmen, dieser ermittelt sich jedoch aus einer Vielzahl von Gewässertieren. Entscheidend ist die Einbeziehung aller vorkommenden Arten - und nicht nur das: es muss auch die Häufigkeit einer jeden Spezies ermittelt werden und mit dem Gütefaktor der jeweiligen Spezies multipliziert werden. Die Wasserasseln, die Du gefunden hast, haben z.B. einen Wert von 2,7 was bedeutet, dass diese auch mit relativ schlechten Bedingungen zu recht kommt, aber schon mehr Ansprüche stellt als Zuckmückenlarven (3,5). Aus diesen Einzelwerten kannst Du aber nicht die direkt Güteklasse des Gewässers bestimmen, sondern der Wert stellt sozusagen den Gütefaktor für Wasserasseln dar. Wenn Du also z.B. nur eine Zuckmückenlarve aber 20 Köcherfliegenlarven, die einen Gütefaktor von 1,5, haben, in Deinem Gewässer hast, dann fällt die
Wasserassel kaum ins Gewicht. Es kommt also darauf an, welche Viechergesellschaft in deinem Teich vorkommt und in welcher Individuenanzahl. Wenn Du Dir die Mühe aber nicht machen möchtest, dann müsstest Du Dich auf die Suche nach der Spezies machen, die am wenigsten Belastung toleriert und nicht die, die stärkste Belastung abkönnen. Anders gesagt, Wasserasseln können auch im bestem Wasser leben, Köcherfliegen aber nicht bei viel schlechterem.
Wie Christine schon sagte, gibt es recht viele verschiedene Köcherfliegenarten. Allen ist jedoch gemeinsam, dass sie eine relativ gute Gewässergüte anzeigen. Es gibt zwar Variabilitäten der Gütefaktoren (1,5 -2), die sind aber für uns Teichbesitzer nicht so entscheidend, als die Tatsache, dass Du überhaupt Köcherfliegenlarven hast.
Abschließend noch der Hinweis, dass diese Werte in der Regel für Fleißgewässer angewendet werden. Allerdings ist leicht nachzuvollziehen, dass Fließgewässerspezies nicht so ohne Weiteres auf Stillgewässer angewendet werden können. Die exakte Bestimmung der Güteklasse eines Stillgewässers sollte daher auch nur mit stillgewässertypischen Arten erfolgen. Zur Güteklassebestimmung von Stillgewässern wird daher auch der Trophienindex verwendet.
Gaaaanz lange Rede kurzer Sinn: Wenn Du also Köcherfliegenlarven findest, ist das zumindest schon mal ein Indiz, dass die Bedingungen bzw. die Güteklasse Deines Teiches nicht so schlecht sein kann.
Gruß aus Hamburg,
Christian