Liebe Ida, danke für Dein schönes Lob! Das freut mich wirklich außerordentlich.
Mein Mann und ich genießen es sehr, dass wir mit dem Hauskauf zu den Hütern dieses alten Gartens geworden sind. Wir haben uns das Ganze in Ruhe über die ersten zwei Jahre angeschaut und erstmal die alten Strukturen des Gartens erforscht und zu verstehen versucht. Vieles ist im Laufe der Zeit durch wechselnde Besitzer zerstört worden oder sagen wir etwas nachsichtiger: umgenutzt. Wo immer wir buddeln, stoßen wir auf alte Pflasterungen und ähnliches. Immer mehr besondere Pflanzen tauchen in den wilden Ecken des Gartens auf und unsere ersten Neupflanzungen tragen bereits Früchte (naja - oder zumindest Blüten!

). Relativ schnell haben wir entdeckt, dass die alten Bäume Hilfe brauchen und einen wunderbaren GaLa-Gärtner und Baumkletterer in unserem Umfeld kennengelernt, der die alten Bäume ganz fachkundig und behutsam von Totholz und überbordendem
Efeu befreit hat. Dabei hat er den Efeu nicht komplett entfernt, sondern nur in den Bereichen, wo er dem Baum Beschwerden bereitete. Meine Tauben und Kleiber, die regelmäßig im Efeu brüten, werden es ihm in Frühjahr danken, dass noch welcher da ist. Der Baumkletterer hat sich sehr gefreut, dass wir die alten Bäume retten möchten. Er sagte, dass die meisten Kunden ihn bloß rufen, um Bäume wegzunehmen. Sie wollen keine Arbeit mit dem Laub haben, wollen den Schatten nicht, wollen keine kahlen Bereiche unter den Bäumen, wo der Rasen nicht wächst. Und Thuja ist so schön pflegeleicht und
immergrün …
Wir sind beileibe keine dogmatischen Menschen, mein Mann und ich. Es gibt auch in unserem Garten Bereiche, in denen wir ein bisschen Sichtschutz haben möchten und auf immergrüne Sträucher zurückgegriffen haben. Aber zum Glück ist das Grundstück so groß, dass dennoch genügend Platz ist für das Feuchtbiotop hinterm Teich, das Brennesselgebüsch hinterm Kompost und die alten Obstbäume, deren Früchte wir zwar nicht erreichen – aber die
Stare. Wir haben uns relativ zu Beginn vor knapp fünf Jahren einen Plan des Gartens gemacht und uns überlegt, was wir gerne in Zukunft mit dem Garten machen würden und wie das Ganze zu einer stimmigen Gesamtkomposition werden könnte. Viele Ideen haben darin ihren Platz gefunden und es wird vermutlich die nächsten zehn oder fünfzehn Jahre brauchen, um alles zu realisieren. Aber das ist ganz wunderbar, denn der Weg ist das Ziel. Und wir freuen uns über jeden einzelnen Schritt, den wir geschafft haben. Das gemächliche Tempo ist ein Faktor, den wir sehr schätzen. weil es uns vor übereilten Schnellschüssen schützt. Manche Idee wurde auch schon wieder gekippt, weil wir eine noch bessere hatten, oder weil wir feststellen mussten, dass sie nicht umsetzbar/praktikabel ist – oder uns einfach nicht mehr sinnvoll erscheint. Der Vorteil an dem Übersichtsplan ist, dass, wann immer es uns in den Garten zieht, wir anhand des Plans sehen können, wo Platz eingeplant ist für neue Pflanzen oder eine kleine Sitzecke oder wo später vielleicht noch eine Garage angedacht ist, weswegen der neue Baum dort eher nicht gepflanzt werden sollte. Unsere Hoffnung ist, dass wir uns damit ersparen, später Dinge wieder rückgängig machen zu müssen, weil wir bei deren Errichtung nicht ordentlich nachgedacht haben. Der Grundsatz bei der Gartengestaltung (und bei unserem alten Haus) ist, dass alles was da ist und gut gedeiht (oder beim Haus: gut funktioniert), erstmal bleibt und für die weitere Verwendung eingeplant wird. Und zu den alten Stücken gesellen wir neue, die aus den unzusammenhängenden Ecken stimmige Kompositionen machen, stimmig sowohl biologisch als auch fürs Auge.
Das Ganze ist immer auch „try and error“ und manches, was wir gerne im Garten sehen würden, mag dort partout nicht wohnen. Der Boden ist schon sehr speziell: nass, schwer und lehmig und eher nicht sauer, weswegen wir bei Rhododendren einfach kein Glück haben. Aber wir haben beschlossen, dass wir dann auf den Garten hören und ihm keine Pflanzen aufzwingen, die nicht zu ihm passen. Wir beobachten einfach, was dort schon gedeiht und halten uns an den Pflanzplan der Natur. Zusätzlich schauen wir, was an Pflanzen von den Bedingungen gut dazu passen würde und, was den Wildtieren in unserem Garten noch fehlt. Wir haben die Benjeshecke angelegt, zusätzlich einen großen Reisighaufen, in dem Igel und Rotkehlchen wohnen und Sträucher, die die Vögel im Winter mit ihren Beeren ernähren und Platz für Nester bieten. Beim Strauchschnitt achten wir darauf, dass der durchgängige Eichhörnchen-Arbeitsweg erhalten bleibt. Und die Vögel haben eine Futterstelle und fünf Häuschen bekommen. Ach ja und im Mauerwerk und im Dachstuhl unseres Hauses wohnen Hummeln und
Hornissen.
Der Garten ist ein wunderbarer Ausgleich zu meiner Arbeit, während der ich doch den überwiegenden Teil des Tages vor dem Rechner verbringe. Und während ich diesen abends ausschalte und mein Tagewerk quasi unsichtbar wird, kann ich jeden Handschlag im Garten als sichtbaren Beweis meiner Tätigkeit genießen. Und der Garten, sofern er meine Mühen goutiert, belohnt mich mit seiner Kooperation und schenkt mir Blüten, sonnige und schattige Plätzchen, herrliche Geräusche und Düfte (außer wenn die Bauern Gülle fahren!), Entspannung, Bewegung und Nahrung. Himmlisch!
So, nun bin ich aber auch fertig mit meiner Schwärmerei, ich bitte um Verzeihung! Ich glaube, dieses Coronagrau aus immergleichen Nachrichten und Zumutungen, Sorgen und Ärgernissen hat mich ein bisschen mürbe gemacht. Selten habe ich mich so sehr auf den Frühling gefreut wie in diesem Jahr! Und ich hoffe, dass die Wühlmäuse ein paar der vielen Blumenzwiebeln, die ich im Herbst verbuddelt habe, bei ihrem Festmahl übersehen haben.
Fürs Frühjahr habe ich mir übrigens ganz fest vorgenommen, hier endlich mal eine Teichdokumentation anzulegen! Mit Bildern und dem Bericht über die ersten fünf Jahre. Mein Teich ist zwar sicherlich ein bisschen unkonventionell, aber ich glaube, bei Euch hier im Forum, wo jeder so darf, wie er mag, sind mein Teich und ich sehr gut aufgehoben!
