AW: frage zu wasserflöhe
Liebe Teichfreunde!
Michael liegt da ganz genau richtig:
Im Bachlauf gibt´s nie und nimmer Wasserflöhe der Gattung Daphnia*
und auch Hüpferlinge der Gattung Cyclops* oder ähnlich (z.B. Muschelkrebschen* oder Diaptomus*)
wird man dort nicht finden, denn die bewohnen ausschließlich ausgesprochene Stillgewässer.
(Gaaanz selten findet man die in langsam strömenden Flüssen.)
Als Tiere des Freiwassers filtrieren sie kleine Lebewesen aus dem Wasser,
(vorrangig Schwebealgen aber auch div. Bakterienblüten),
weshalb sie leicht organisch belastete Gewässer bevorzugen.
Zumindest bei den Daphnien ist die Massenvermehrung gar nicht so ein Mirakel wie Karsten glaubt:
So mit Papa und Mama, die miteinander Spaß haben, vermehren sich die nämlich nur im Spätherbst
und in der Folge werden Dauereier abgelegt, die auch Trockenphasen problemlos überstehen.
Per Luftpost (im Gefieder von Wasservögeln oder auch als Windfracht) kommen die in praktisch jedes Gewässer
und wenn das die passenden Lebensbedingungen bietet, schlüpft dort die nächste Generation.
Das sind dann aber ausschließlich Weibchen und die bekommen fürderhin gleich lebende Babies
- ganz ohne Papi - nennt man Jungfernzeugung (Nicht neidisch werden!)
Damit schaffen die wie z.B. auch die Blattläuse, bei denen das im Prinzip gleich funktioniert,
ENORME Vermehrungsraten, die unter bestimmten Umständen rasch zur Überbevökerung führen.
Da kann man dann sehr schnell 20 ... 30 Liter (netto!) Futter fangen und im Tiefkühlschrank einfrieren,
womit die Aquarienfische auch im Winter gesundes Futter haben.
Durch Verbrauch ihrer Lebensgrundlagen, den Schwebealgen oder auch aus Sauerstoffmangel
kommt es zu u.U. einem Massensterben, das eine üble Kloake zurücklässt:
Die Wasserflohleichen vergammeln und nähren Bakterienkolonien,
die sie nach und nach in für Pflanzen aufschließbare Stoffen umwandeln. (u.a. durch Nitrifikation)
Das plötzliche Überangebot an Nitraten führt zu einer Algenblüte,
die für die allerletzten 7 Daphnien ein Schlaraffenland darstellt
und sie zum fröhlichen Kinderkriegen veranlasst.
Je nach Bedingungen im Gewässer kann dieser Vorgang chaotisch oder auch zyklisch ablaufen
weshalb in unserem Aquarienverein "Futterberichte" ein Fixpunkt ist.
Große Gewässer geringer Belastung wie mein Teich sind da eher konstant,
während das in sehr kleinen überdüngten Tümpeln u.U. sogar im 4-Wochenrythmus passiert!
Zur Zucht in der Regentonne muss man eben für diese Verhältnisse sorgen;
Füttern mit Hefe, Milch oder Blut ist ein Ersatz für ihr Standardfutter.
Für Sauerstoff sollte dabei ein bissi (!) Geblubber aus einem Sprudelstein in halber Höhe sorgen,
damit nur ja nicht der Schlurz am Boden aufgewirbelt wird,
der sich übrigends am Gemüsebeet prächtig macht!
Wenn man sparsam ist, kommt man so mit einigen Regentonnen durch
(macht einer meiner Kollegen schon seit Langem mit gutem Erfolg);
mir ist das zu mühsam - ich tümple im Teich, wo die Braven die Schwebealgen kurz halten.
Das im Bachlauf KÖNNTEN Bachflohkrebse* sein,
die aber seitlich liegend am Boden leben bzw. nur kurze Strecken schwimmen
und wesentlich größer sind als alle bisher erwähnten Tiere,
aber "kleine Tiere, die sich explosionsartig vermehren" ist halt ein bissl wenig Information:
Was wäre mit einem Foto der kleinen Tiere in einem weissen Teller?
*) Bitte werft das wikipedia an; bei mir geht´s komischerweise grad nicht!
P.S.: Kann das sein, dass maritim-Peter draufgekommen ist,
dass die Kois trotz bunter Farbe für erschütternde Artenarmut im sonst vielfältigst belebten Teich sorgen
und ihm so viel Interessantes entgeht? (... und das sind nicht nur
Molche!)