Gebietsheimische Arten

Andreas A.

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Hallo,

ich möchte hier mal ein Thema ansprechen, das z. B. in Bezug auf Flusskrebse bereits diskutiert wurde, aber in seiner ganzen Breite und seinem aktuellen rechtlichen Rahmen hier noch nicht angesprochen wurde: Faunen- und Florenverfälschung.

Vielleicht kommt es dadurch ja zu interessanten Diskussionen.

Nach dem aktuellen Bundes Naturschutzgesetz (BNatSchG) ist es verboten gebietsfremde Arten ohne Genehmigung in der freien Natur anzusiedeln (Ausnahmen siehe BNatSchG). Für Saatgut und Gehölze gilt, dass gebietsfremde Arten noch bis 1. März 2020 ohne Genehmigung ausgebracht werden dürfen. Für den „normalen“ Gartenteichbesitzer dürfte das erst einmal nicht von Belang sein, da sich Gartenteiche nicht in der freien Natur befinden. Man wird also auch zukünftig in seinem Garten alles pflanzen können, was der Gartencenter her giebt. Allerdings ist es aus Sicht des Arten- und Naturschutzes sinnvoll auch dort zumindest keine Invasiven Neophyten zu pflanzen.

Einige Forenmitglieder haben aber auch Grundstücke, die sich nicht in „bebauten Ortslagen“ befinden und wollen dort ein kleines Naturparadies schaffen. Ohne Genehmigung dürfen dort keine Pflanzen gebietsfremder Herkünfte mehr ausgebracht werden (Ausnahmen sind z. B. Anbau von Pflanzen in der Land- und Forstwirtschaft).

Letztlich kann auch bei Arten, die in Region heimisch sind, oft davon ausgegngen werden, dass die Herkünfte des Pflanz- oder Samenmaterials, dass man erworben hat, gebietsfremd sind und sich ggf. genetisch von den in seiner Region ansässigen Populationen der gleichen Art unterscheiden. Die Kuckuckslichtnelke z. B. kommt fast überall in Deutschland vor, jedoch sind in Bayern gesammelte Samen in Schleswig-Holstein als gebietsfremd einzustufen. So jedenfalls scheint die Interpretation zu sein, die sich rechtlich durchsetzt.

Mittlerweile gibt es Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten, die Pflanzen gezielt aus bestimmten Regionen vermehren und somit für bestimmte Region garantieren können, dass die Pflanzen gebietsheimisch sind.

Aber auch unter den eingefleischten Naturgartenbesitzern wollen viele bevorzugt gebietsheimische Arten in ihrem Garten besitzen. Wenn man einen Teich anlegt, kann man das am einfachsten gewährleisten, wenn man nur das Loch aushebt und dann wartet, bis dieser von alleine besiedelt wird. Für den Erhalt der biologischen Vielfalt, ist dieses Vorgehen sicher wünschenswert.

Als ich meine Gartenteiche vor etwa 30 Jahren angelegt habe, habe ich da überwiegend gebietsheimische Pflanzen eingesetzt. Meine Bezugsquellen waren damals bevorzugt der Aushub aus geräumten Gräben und anderen Gewässern. In dem lockeren Aushub konnte man sehr leicht die austreibenden Rhizome etlicher Sumpfflanzen entnehmen. Auch an Badeseen werden z. T. große Mengen an Unterwasserpflanzen angetrieben, die dann irgendwann von den Betreibern entsorgt werden. An einem solchen Baggersee traf ich auch einmal einen Gartenteich besitzer, der dort das selbe tat wie ich, nämlich Pflanzen sammeln. Eine große Fundgrube für Sumpfpflanzen habe ich einmal in einer Kiesgrube aufgetan, wo man anscheinend den Torfboden von einer Baustelle abgelagert hat. Da kamen noch im Folgejahr Unmengen an Kuckuckslichtnelken und anderen Feuchtwiesen- und Sumpfpflanzen heraus. Ein paar Jahre später war der Torf abgetrocknet und es wuchsen vor Allem Brennnesseln.

Heute sind einige der Pflanzen in meinem Garten, die früher häufig waren in der Umgebung fast ausgestorben.

Darf man das?

Als erstes muss man den Grundeigentümer oder Pächter fragen. Auch darf man sich keine besonders geschützten Pflanzen oder Teile davon aneignen, selbst wenn diese nach dem Ausbaggern nicht weiter leben können.

Allerdings dürfte man sich von nicht geschützten Arten im geringem Umfang Teile aneignen: „Jeder darf abweichend von Absatz 1 Nummer 2 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen. (BNatSchG § 39, Abs. 3)“ Es versteht sich von selbst, dass man von seltenen oder gefährdeten Arten (Gefährdung ist nicht gleich mit rechtlichem Schutz) und Arten die man nicht kennt, die Finger lässt.

Heute mach ich das nicht mehr (bis auf ein paar Sprosse hin und wieder vom Baggersee), sondern tausche mit Freunden gelegentlich Pflanzen oder gehe in den Gartencenter (ohne zu wissen, woher die Pflanzen ursprünglich herkommen).

Liebe Grüße aus Stade

Andreas
 
Hi

Warum löschen. Es muss niemand was dazu schreiben, den es nicht interessiert und es wird ja auch keiner gezwungen den Beitrag zu lesen. Es trifft ziemlich gut das wieder, was leider schon ohne nachzudenken Alltag geworden ist. Es wird alles gekauft, verpflanzt und verfälscht und darunter leiden auch viele Tiere, da sie nicht mehr das richtige Futter finden.
Ich finde das Thema sollte man sich schon mal durch den Kopf gehen lassen. Wer das (warum auch immer) nicht tun möchte, kann ja sinnlose Kommentare abgeben.
Ich habe auch ausschließlich einheimische Hecken und Teichpflanzen gesetzt. Wobei einheimisch nicht gebietsheimisch gleich zu setzen ist. Aber wegen der kleineren Auswahl und vor allem auch schwer zu findender Infos habe ich es bei einheimisch belassen.

Wenn jemand Ideen hat oder gute Shops kennt, die sich darauf spezialisiert haben nur her....

Grüße Michael
 
Ich meinte meinen Beitrag :D sorry
Hatte etwas zu invasiven Arten geschrieben. Hatte aber nicht ganz gepasst
 
:aua

Ach so sorry, das war mir leider nicht ersichtlich

Grüße Michael
 
Habe ich dann auch bemerkt, dass es etwas unglücklich formuliert ist. War wohl zu spät abends
 
Hallo Andreas,
Du sprichst da ein wirklich interessantes und wichtiges Thema an, mit dem ich mich auch schon seit Jahren beschäftige.
Ich bin ja Vorstand eines Gartenbauvereins und habe heuer vor meinen Mitgliedern einen Vortrag zu dem Thema Naturgarten, heimische Pflanzen und
Artenschutz gehalten.
Ich lese zu dem Thema auch sehr viele Bücher und ich finde die Problematik ist bei den allermeisten Gartenbesitzern noch gar nicht angekommen.
Heutzutage ist es ein leichtes auch noch so exotische Pflanzen in jedem Baumarkt zu erwerben.
Möglichst bunt und möglichst auffällig, ob diese Pflanzen einen Nutzen für unsere Fauna haben wird dort gar nicht hinterfragt.
Mir gefallen die Bücher von Dr. Reinhard Witt sehr gut, er hat in dieser Thematik sehr viele Bücher geschrieben.
Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass ich meine Vereinsmitglieder daraufhin sensibilisiere doch hauptsächlich gebietsheimische Pflanzen zu kaufen.
Des weiteren machen wir seit 3 Jahren in unserer Gemeinde Springkrautaktionen. Wir gehen ca. 4 - 5 mal im Jahr durch unsere Fluren und beseitigen das
immer stärker wuchernde indische Springkraut. Auch dort ist am Anfang viel Überzeugungsarbeit dabei, die Leute zu motivieren, aber im Laufe der Zeit
wird das schon.
Was ich mir wünschen würde, wäre auch eine bessere Aufklärung bzw. Publikmachung (mir viel kein anderes Wort ein) seitens des Gesetzgebers.
Das Kann der Landkreis, die Kommune oder auch das Bundesland sein.
Solch offizielle Aufforderungen haben immer noch eine andere Wirkungskraft, als wenn man als Gartenbauverein mit Flyern und Zeitungsberichten arbeitet.
Aber immerhin bekommt man immer wieder positive Rückmeldungen und Personen, die bei solchen Gemeinschaftsaktionen dabei waren, sehen dann auch die
Notwendigkeit und betrachten die ganze Thematik auf alle Fälle mit anderen Augen.
Heuer habe ich zum Beispiel noch einen Dozenten der macht eine Vortrag über " Gärtnern ohne Torf" .Wie ich finde eine äußerst wichtige Sache.
Ich bin vor 2 Jahren bei einer Naturgärtnerei auf die Thematik aufmerksam geworden und finde auch dort besteht noch riesengroßer Aufklärungsbedarf.
Gerade heutzutage wo Klimawandel und CO2 Ausstoß in aller Munde ist und sehr viele Leute "gescheid daherreden".
Aber die 5 - 10 Sack Blumenerde werden weiterhin ganz normal gekauft und somit der Abbau unserer Hochmoore egal ob in Norddeutschland oder inzwischen
hauptsächlich auch in Osteuropa tatkräftig unterstützt.
Da gehört ein Umdenken her, was auch ganz langsam stattfindet. Denn nur in der Gemeinschaft kann man was erreichen.
So das waren jetzt ein paar Zeilen von mir, zwar etwas durcheinander geschrieben, aber Du siehst es gibt sehr viel zu tun aber auch immerhin schon ganz
gute Ansätze.

Viele Grüße Markus
 
Hi Markus,

Was sind/waren überhaupt "heimische" Arten? - das hängt nur davon ab was für nen Zeitrahmen man da zu Grunde legt. 1492 ist ja recht willkürlich gewählt worden:rolleyes: - würde man da z.B das auftreten von Homo in Europa zu Grunde legen (vor 800.000 - 700.000 Jahren) säh es ganz anders aus:hmm5 Nur wenige "heimische" Arten waren auch damals schon anzutreffen

Europa ist/war wegen seiner Topographie schon immer ein Einwanderland für alle möglichen Pflanzen-/Tierarten und wird es auch bleiben. Schon seit über 2.000.000 Jahren ändern sich durch Klimawandel zwischen Eiszeiten und Warmphasen hier alle paar 10.000 Jahre die Fauna/Flora extrem

vor 2.000 Jahren war Deutschland z.B noch fast durchgehend mit einem relativ artenarmen Mischwald bedeckt. Das Gro der "heimischen" Wiesenpflanzen z.B wanderte aus den Steppengebieten Osteuropas, aus Pannonien und dem mediteranen Raum ein als die Römer begannen auch in den eroberten Gebieten großflächig die Wälder zu roden

vor nicht mal 15.000 Jahren sah es hier noch aus wie heute in Tundren Kanadas/Sibiriens
Das Gro rezenter "heimischer" Alpenpflanzen sind ursprüngliche Asiaten (Enziane, Primeln, Edelweiß, Rittersporne, Eisenhüte, Kuhschellen) und zogen sich sich erst mit dem Rückzug der Gletscher in die Alpen, Karpaten, Pyrenäen ect. zurück, sie wanderten vorher entlang der vergletscherten Gebirge in Europas Tundren ein - ebenso siedelten sich fast alle heutigen "heimischen" Vögel erst wieder nach dem abschmelzen der Gletscher aus dem Mittelmeerraum an von wo auch die heutigen "heimischen" Waldbäume (wieder) herkamen

vor 200.000 Jahren wiederum glich die Gegend eher einer afrikanischen Savanne. Zu heimischen Gehölzen gehörten damals u.a. auch die heute als "nicht heimische Arten" betitelte Magnolien, Urweltmammutbaum, Tupelobäume, Zaubernußgewächse und Elefanten, Löwen, Hyänen, Antilopen zogen durch die Gegend

MfG Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Frank,

ja da bringst Du einen sehr guten Einwand, an dem sich auch schon sehr viele Wissenschaftler den Kopf zerbrochen haben.
Das Jahr wurde natürlich recht willkürlich gewählt, aber irgendwo muss ja mal ein Schnitt gemacht werden.

Ich weiss nicht ob Du schon einmal ein Buch von Reinhard Witt gelesen hast, der beschreibt darin die Problematik recht gut.

In erster Linie geht es ja zwischen dem Zusammenleben von Tier und Pflanze.

Da sehr viele Insekten vor allem Schmetterlinge sich so spezialisiert haben, dass sie von einer Pflanzenart abhängig sind und diese dann durch invasive
Neophyten verdrängt werden, dann stellt sich in meinen Augen schon die Frage, ob man da als Mensch nicht etwas dagegen machen kann.

Deine Argumente lasse ich alle gelten und habe ich auch schon des öfteren gelesen, trotzdem bin ich mit vielen Entwicklungen nicht ganz einverstanden.

Dass gerade in den letzten 200 Jahren mit unserer Natur extrem Raubbau betrieben worden ist, das erschreckt mich schon.
Da ich auch Kinder habe, möchte ich versuchen zumindest ein bischen dazu beizutragen, dass die Natur noch einigermaßen intakt ist.

MfG Markus
 

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