Hallo Jürgen,
wenn du tatsächlich den gesamten Teich im Jahreverlauf erklären kannst würde das sicher einigen Forenbesuchern sehr dabei helfen ihren eigenen Teich besser zu verstehen. Wäre doch eigentlich ein tolles Thema für einen Fachbeitrag von dir.
Jürgen-h schrieb:
Da fehlt aber noch etwas. Woraus soll sich denn ohne verdautes Futter eine Filterbiologie entwickeln? Alleine wegen der steigenden Temperaturen entwickelt sich da kaum etwas
Jürgen-B schrieb:
leider nicht ganz richtig - genauso wie sich bei den fischen leben entwickelt, entwickelt sich auch die in einem vernünftig angelegten teich die natürliche nahrungsgrundlage
Sogar ganz richtig. Wir schreiben hier doch über Teiche die extern gefiltert werden müssen, oder? Selbstverständlich kannst du diese jetzt auch als unvernünftig bezeichnen, denn deren "natürliche Nahrungsgrundlage" basiert meist ausschließlich auf extern eingebrachtes Futter. Aber dieser Bewertung enthalte ich mich.
Du solltest begreifen welchen Stellenwert z.B. die Nitrifikation innerhalb der natürlichen Prozesse einnimmt. Die Natur bedient sich dieser in einem Teich nur dann, wenn das durch die Mineralisation anfallende Ammonium nicht durch pflanzliche "Verbraucher" umgesetzt wird. Hierbei kommen überwiegend submerse Arten und auch Algen in Betracht. Erst wenn diese in ausreichender Menge fehlen oder aber das Angebot an Ammonium für die Pflanzen zu reichlich ist, entwickelt sich zur Kompensation eine entsprechende Nitrifikation z.B. im Filter. Hat man nun also einen eher pflanzenlosen und mit Fischen besetzten Teich, dann kannst du davon ausgehen, dass diesem sehr an einer Nitrifkation gelegen ist. Wurde nun über einen langen Zeitraum, wie das oftmals in den Wintermonaten der Fall ist, nichts gefüttert, dann kann man im Frühjahr und egal bei welcher Temperatur in und an solchen Teichen kaum eine Nitrifikation erwarten.
Ist der Teich bzgl. seiner Stickstoffverbindungen auf einen externen Filter angewiesen und man beginnt erst ab einer bestimmten Temperatur (z.B. 12°C) und entsprechend dem Verlangen der Fische mit dem Füttern, dann ist der Weg zu einem Nitritpeak bereits beschritten. Die Wachstumsrate der Nitifkanten beträgt bei 12°C etwa 0,2 1/d (Teilung pro Tag), was einer Verdoppelung der Population in 5 Tagen entspricht !!! Die Mineralisation, die das Ammonium bereit stellt, arbeitet jedoch wesentlich zügiger und ist auch bei weitem nicht so temperaturabhängig als z.B. die Nitrifkanten. Es kommt also wegen der sehr sehr langsamen Wachstumsrate der Nitrifkanten und weil kaum eine nennenswerte Grundpopulation mangels Nahrung vorhanden sein kann, mit dem Füttern unweigerlich zu einem Anstieg des Ammoniumgehaltes und anschließend zum Anstieg des Nitrit-Gehaltes.
Läuft der Filter aber auch im Winter durch und man füttert weiterhin entsprechend dem Verlangen der Fische, dann ist der Übergang Winter<->Frühjahr bzgl. der Stickstoffumsetzung nahtlos und man braucht sich wegen dem gestiegenen Appetit der Fische bei steigenden Temperaturen keinen Kopf machen. Sollten nun Einwände wegen irgendwelcher Filter-Inaktivitäten im Winter, sterbenden Baktieren und was weiß ich noch alles geltend gemacht werden, so kann ich gleich darauf verweisen, dass in einem Teich auch noch andere Prozesse ablaufen die sich über etwas Futter im Winter freuen und zuverlässig dafür sorgen, dass Fische im Hinblick auf schädliche Stickstoffverbindungen im Wasser davon verschont werden.
ganz nebenbei erwähnt möchte ich dir noch mitteilen daß du nicht zwingend auf der wunschliste der user dieses forums stehst - auf die erfahrung, welche teilweise andere foren mit deiner anwesenheit gemacht haben, können wir hier recht gut verzichten.
bitte nimm es einfach zur kentniss und verzichte auf rhetorische ausschweifungen der gehobenen art.
Sollte ich dir hier und diesem Forum mit meinen Ausführungen in irgend einer Art und Weise zu nahe getreten sein oder ich mich irgendwie mißverständlich ausgedrückt haben, dann lag das sicher nicht in meiner Absicht. Ich wollte eigentlich nur Helmuts Frage beantworten und ihm (und anderen Usern natürlich auch) dabei helfen das seine (deren) Fische den nächsten Winter eventuell besser überstehen.
MFG...Jürgen