Lagerungsmethoden: Trocken und/oder Kalt
Die Keimfähigkeit geht durch biochemische Reaktionen verloren. Diese benötigen sowohl Wasser
als auch bestimmte Temperaturen für ihren Ablauf. Wird die Temperatur um 10 Grad erhöht
verdoppelt sich die Reaktionsgeschwindigkeit.
Ist ein Saatgut bei 20 °C 1 Jahr lagerfähig, so sind es bei 10 °C: 2 Jahre, bei 0 °C: 4 Jahre,
bei -10 °C: 8 Jahre, bei -20 °C: 16 Jahre.
Eiweißreiche Samen sind = 15 Jahre lagerfähig, kohlenhydratreiche (Getreide) = 3 Jahre
lagerfähig, Fettreiche werden leicht ranzig, recalzistrante [widerspenstige] (Kaffee, Nüsse,
einige
Gräser u.a.) können nicht gelagert werden. Die Artunterschiede sind zu beachten,
regelmäßige Keimproben geben Auskunft und ermöglichen rechtzeitige Zwischenvermehrung
und Verjüngung.
Trockenlagerung (2-4 % Wasser im Saatgut) verlängert die Keimfähigkeit ebenfalls:
Keimschutzpackungen, Trockenräume (Kieselgur, Luftentfeuchter). Trocknung bei
Temperaturen bis 100°C zerstört nicht unbedingt die Keimfähigkeit. Bei einem Wassergehalt
von = 8% kann Weizensamen auf 100° C erhitzt werden, ohne die Keimfähigkeit zu verlieren
(über Nacht, ca. 14 Std., im Trockenschrank)
Der Zusammenhang zwischen Luftfeuchte, Lagertemperatur und möglicher Lagerdauer ist auf
nachstehendem Bild 16/1 dargestellt.
Staatstheater Nürnberg = 1832 gebaut, Saatgut aus dem Grundstein, luftdicht eingeschmolzen
in Glasröhrchen, war beim Wiederaufbau = 1955 noch keimfähig (123 Jahre). Alte Gerste und
Hafer sind wieder vorhanden (Weihenstephan).
An das BSA sollte kein gelagertes Saatgut eingesandt werden, eine Zwischenvermehrung ist
empfehlenswert. Kaltgelagertes verliert nach der Lagerung relativ schnell seine Keimfähig-
keit, trockenes nicht. Nicht gebrauchtes Gartensaatgut gehört in die Tiefkühltruhe bei
-20°C. Flüssiges Wasser (Kristallwasser) gibt es bis -68°C, Für Langzeitlagerung sollte diese
Temperatur unterschritten werden.