@Steeeve: Gratuliere zu den Bildern! Die könnte ich glatt auf meine Internetseite stellen!!! Bevor Dein Daumen zu grün wird, fängst Du besser bei mir in der Gärtnerei an
@Stefan: Steeeve hat recht, wenn man jährlich umtopft, dann wird das Gewirr im Topf nie so dicht, daß man mit Gewalt rangehen muß. Ich kann das manchmal auch nicht einhalten und habe dann auch ein Rhizomgewirr vor mir. Aber auch in dem Fall gehe ich erst mit dem Gartenschlauch ran und spritze so viel Erde weg wie möglich, sonst sehe ich beim Teilen nicht was ich da eigentlich mache.
Zu Deiner Frage ob das Rhizom auch abstirbt wenn nur ein Teil abgebrochen ist, brauche ich etwas Theorie. Ein Rhizom ist etwas ganz anderes als eine Wurzel. Beide wachsen in der Erde, aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Wurzeln dienen der Verankerung im Boden und sind in der Lage Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen und an die Pflanze weiterzuleiten, an ihr Leben im Boden sind sie ideal angepasst. Rhizome sind eigentlich ein oberirdisches Pflanzenteil, nämlich die Sprossachse (der Laie würde sagen: der Stiel der Pflanze). Die Aufgabe der Sprossachse ist das Höhenwachstum und die Verzweigung nach den Seiten. Am Ende der Sprossachse entsteht dann die Infloreszenz = Blüte.
Bei manchen Pflanzen hat sich die Sprossache entschlossen sich waagrecht auf den Boden zu legen und zu kriechen (z.B.
Calla palustris), und alle paar Dezimeter einen Spross mit einer Infloreszenz nach oben zu schicken. Damit sie nicht umfällt, bildet sie an allen Knoten (das sind diese Einschnürungen, die man z.B. beim Bambus so gut sehen kann) Wurzeln aus, die nach unten wachsen. Das Rhizom verzweigt sich auch seitlich, und wenn dann die Verbindung eines Seitentriebs zum Haupttrieb unterbrochen wird, wächst der Seitentrieb als eigene Pflanze weiter. Dieses System war erfolgreich, denn die Pflanze kann so kriechend neue Lebensräume erobern.
Jetzt kommt das Problem mit unseren kalten Wintern. Oberirdische Pflanzenteile sind dem Frost nicht gewachsen, sie frieren bis zum Boden zurück. Im Boden ist man vor dem Frost aber viel sicherer, deshalb ist bei vielen unserer winterharten Pflanzen (wenn sie keine Gehölze sind, die haben ein anderen Weg des Winterschutzes gewählt) die Sprossachse in den Boden gewandert und nennt sich dort Rhizom. Gleiches System wie bei oberflächlich kriechenden Rhizom: Wurzeln an den Knoten, Verzweigung des Rhizoms und an jedem Ende eine Infloreszenz.
Als drittes funktioniert das unterirdisch Kriechen auch unter Wasser. Aber hier muß man eine Einschränkung machen: Rhizome sind von ihrem Zellaufbau nicht gut an das Leben unter Wasser angepasst. Wenn Wasser in sie eindringt, dann verfaulen sie. Beschädigungen sind natürlich nie ausgeschlossen, und deshalb kommen jetzt wieder die Knoten ins Spiel. Sie sind so etwas wie die Feuertüren in einem großen Gebäuden. Sie teilen das Rhizom in Abschnitte, und versiegeln den Abschnitt. Wird das Rhizom beschädigt, dann kann das eindringende Wasser nur bis zum nächsten Knoten vordringen. Da ist dann normalerweise auch Schluß mit der Fäulnis.
Damit hast Du die Bedingungen für ein überlebensfähiges Lotosrhizom: es darf die Triebspitze nicht abbrechen, weil sonst von vorne her Wasser eindringt und den ganzen Teil bis zum ersten Knoten zum Absterben bringt (wenn es dahinter einen unbeschädigten Seitentrieb gibt, dann wird der aber nicht beschädigt). Von hinten gesehen muß ein Knoten zwischen der Bruchstelle und dem Teil mit der Triebspitze liegen, sonst dringt das Wasser von hinten ein und läßt den 'Kopf' des Rhizoms absterben.