AW: Outing (wg. Pfützenfieber)
Hallo zusammen,
mal ein Eindruck vom Baumschaden, da war das meiste schon erledigt. Der große Ast war schon weggeschnitten. Die kleineren Äste mit Laub sind vorne runterhängen zu sehen, die werden von den Trieben der Ramblerrose gehalten - wie vormals der ganze abgebrochen Ast.
Sieht inzwischen schon wieder besser aus, allerdings fallen die Fadenalgen schon auf.
Das submerse Wachstum der Pflanzen ist ziemlich bescheiden. Wegen der Algen und des eingeschränkten Wachstums dünge ich wieder und wollte mir heute erst noch einen Überblick über die Nährstoffsituation verschaffen. Nur zur Vergegenwärtigung, das ist ein kleines Pflanzenteichlein, ungefüttert, in das aber über das Jahr relativ viel organische (Blatt-)Masse hineinfällt.
Das Stickstoff nicht nachweisbar ist, hat sich mit einem relativ empfindlichen Test bestätigt. Das Teichlein ist N-limitiert, war halt die Frage, wie das mit Phosphat und Kalium aussieht.
Kalium ist mit ca. 25mg/l relativ hoch, was auf eine Anreicherung, d.h. Nichtverbrauch durch N-Mangel zurückzuführen ist.
Beim Phosphat ergab sich ebenfalls ein hoher Wert von 5mg/l.
Genau das Gleiche wie beim Kalium, beeindruckt mich in der unerwarteten Höhe doch, da ich dieses Jahr keinerlei PO4 zugegeben hatte, das Teichlein ungefüttert ist und der Wert letztes Jahr ständig gegen Null tendierte und zugeführt werden musste.
Für die Fans der Redfield-Ratio, bei diesem N/P-Verhältnis sollten Cyanobakterien Party feiern! Nicht die Spur! Ich halte es eh für groben Unfug von einem organismusinneren Nährstoffverhältnis auf ein entsprechendes äußeres im Wasser schließen zu wollen. Zum einen unterscheiden sich die Mechanismen der Nährstoffaufnahme und zum anderen unterliegen verschiedene Nährstoffe unterschiedlich relevanten chemischen Prozessen der Umgebung. Die Redfield-ratio dafür zu missbrauchen, ist einfach nur Quark. Passt auch hartnäckig mit einer 50:50 Erfolgsquote nicht zur Praxis, was aber nichts daran ändert, dass die weiterhin bei den Haaren herbeigezogen wird.
Dann habe ich mal die GH gemessen, weil ich mal mit GH-erhöhendem Preis Mineralsalz herum gespielt hatte. War mit 18° dGh mir zu hoch. Die gemessen Karbonathärte mit 12° dGh auch. Werde ich mal bei Gelegenheit Wasser wechseln. Insgesamt gibt es eine Tendenz zur Aufhärtung.
Dann wollte ich wissen ob es genug Magnesium hat, mit ca. 33mg/l in Ordnung - wobei die Verhältnisse von Ca:Mg:K eine größere Rolle spielen als absolute Gehalte - und es lässt sich bei bekannter GH das resultierende Calcium errechnen.
Insgesamt sieht es also so aus:
NO3 n.n.
K 25 mg/l
PO4 5mg/l
KH 12° dGh
GH 18° dGh
Mg 33 mg/l
Ca 74 mg/l (errechnet)
Wie damit umgehen, ist einfach. Urea ist eine elegante Möglichkeit Stickstoff ohne zusätzliche Salze zuzugeben. Es mineralisiert über Ammonium/Ammoniak zu Nitrit und Nitrat. Ammonium und Nitrat können von Pflanzen aufgenommen werden, Urea auch, wenn die Pflanzen in der Lage sind das Enzym Urease bilden zu können. Sehr elegante Stickstoffdüngung, allerdings muss man im Teich wegen des höheren pH auf eine gleichmäßige Zugabe achten, da es sonst zu erhöhtem Ammoniak kommen kann. Ich gebe sowieso CO2 zu, spielt bei mir nicht so die Rolle. Ist aber ein Grund, warum ich die KH senken will.
Beim Phospat ist noch interessant ob das jetzt nur ein akut hoher Wert oder aus Ca- und Fe-phosphat-Depots (und weiteren) resultierende Rücklösungen sind. Wird sich zeigen ob ich den PO4-Wert wieder unter die Nachweisgrenze bringe. Wenn nicht, hat es Depots.
Noch ein kleiner Schwank aus dem "Lehrbuch der Limnologie" von Wilfried Schönborn, Algen nehmen Phosphat nur bis zu einer eher sehr geringen Sättigungsgrenze auf und hohe Phosphatwerte hemmen sogar das Algenwachstum. Das macht man sich z.B. pflanzenaquaristisch bei grünen Punktalgen schon länger zunutze.

Das sich ständig wiederholende Gerede von der Nährstoffkonkurrenz höherer und niederer Pflanzen ist dann leider unmöglich, denn die Sättigungsgrenze der Algen ist so niedrig, dass höhere Pflanzen nicht mehr wachsen können. Oder anders, können submerse Pflanzen wachsen, dann ist in jedem Fall genug Phosphat für Algen da.
Allerdings will ich das Phosphat deshalb wieder runter haben, weil es ausgesprochen reaktionbsfreudig ist, Spurenelement mit fällt und ich PO4-Depots deshalb nicht haben will. Sinnvoll ist eine Stoßdüngung. Man gibt in bis zu mehrwöchigen Intervallen PO4 hinzu, macht sich die gute Speicherfähigkeit der Pflanzen zunutze und hat im Wasser schon nach 2-3 Tagen PO4 nicht mehr nachweisbar.
Stickstoff gebe ich auch deshalb hinzu, weil es eine supressive Wirkung auf Fadenalgen hat. Höhere Kaliumwerte werden bezüglich Grünalgen kritisch gesehen, ich denke trotzdem, primär hat das verstärkte Fadenalgenwachstum seine Ursache im relativ viel zu geringen Stickstoffangebot.
Mit freundlichem Gruß
Nik