Wildreis ist kein gewöhnlicher Reis. Zwar zählt er wie dieser zu den Getreidearten, doch ist er mit der Kulturpflanze Oryza sativa im Grunde gar nicht verwandt. Als "Wildreis" bezeichnet man die Samen des wildwachsenden Wassergrases Zizania aquatica, das den indianischen Ureinwohnern Kanadas seit Jahrtausenden als wichtige Nahrungsquelle dient. Früher war es nur in den Provinzen Alberta, Manitoba, Ontario und Saskatchewan beheimatet, wo man seine Früchte auch heute noch auf traditionelle Weise erntet. Die steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt hat aber dazu geführt, daß Wildreis auch in anderen Regionen Kanadas und vor allem in den USA gezielt in großen Gewässern kultiviert wird. Mit dem echten "Indianerreis" ist die moderne Zuchtform aber kaum noch zu vergleichen.
Das Wassergras ist ein bis zu drei, vereinzelt sogar fast fünf Meter hohes Gewächs, das in seiner ursprünglichen Art nur in absolut klarem, von zivilisationsbedingten Umweltbelastungen noch freiem Fluß- und Seewasser vorkommt. Mit seinen kräftigen Wurzeln kann es sich tief im nassen Boden verankern. Die Blüten stehen in Form einer Rispe, die Frucht ist fest von einer derben, etwa vier Zentimeter langen Deckspelze umschlossen. Das Korn ähnelt einer Koniferennadel, ist im Schnitt 1,5 Zentimeter lang und besitzt leicht abgerundete, spitz zulaufende Enden. Am Halm schimmert es meist graugrün, erst bei der späteren Verarbeitung verfärbt es sich braun-schwarz.
Echter Wildreis wird nicht "angebaut", sondern wächst auf natürliche Weise immer wieder nach. Eingegriffen wird aber insofern, als man durch stellenweise Aussaat den Bestand behutsam erweitert und durch Jäten störendes Beikraut entfernt. Die traditionelle Art der Ernte ist das Sammeln mit der Zweistockmethode vom Kanu aus. Die Indianer fahren mit ihren schmalen Booten langsam durch die ufernahen Bestände, biegen mit einem Stock die Halme nieder und schlagen mit Hilfe des anderen Stockes die Körner aus den Ähren.