AW: Riesenseerose
Hallo,
Victorias sind schon erfolgreich wirklich winzig gehalten worden. Jemand im amerikanischen Teichforum hat sie in seiner Badewanne zum Blühen gebracht. Das stelle ich mir jetzt nicht unbedingt soooo eindrucksvoll vor, aber andererseits heisst es, dass jedes Becken das größer als eine Badewanne ist, durchaus für die
Victoria geeignet ist.
Blätter würde ich nur dann abschneiden, wenn es wirklich eng wird im Becken. Die Blätter leben sowieso nicht sehr lange, da reicht es dann aus diejenigen abzuschneiden, die beginnen sich aufzulösen.
Übrigens noch eine Warnung was die Blätter betrifft: man sieht immer wieder Bilder auf denen jemand auf einem Victoriablatt sitzt oder steht. Das geht nicht. Erstens haben die Blätter Dornen (ziemlich bösartige!), zweitens wäre bei einem größeren Kind oder einem Erwachsenen das Gewicht so ungleich verteilt, dass er mit den Beinen das Blatt durchstoßen würde. Die Bilder sind alle getrickst, da liegt ein Brett unter dem Blatt um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Dritter Grund: die Blätter ertragen es nicht, wenn etwas auf ihnen liegen bleibt. Schon sehr leichte Gegenstände führen zum Absterben.
Letzter Punkt: die Verfügbarkeit der Samen. Kit Knotts, die Besitzerin von
www.victoria-adventure.org, ist die weltweit die einzige Quelle für sortenechten Samen. Da sie eine gute Freundin von mir ist, habe ich keine Probleme von ihr Samen zu bekommen. Was sie nicht machen kann, ist tausende von Anfragen aus aller Welt nach Samen zu beantworten und zu bedienen. Allein das Porto ginge enorm ins Geld. Zudem ist sie immer wieder hereingelegt worden von Leuten, die Samen erbettelt haben um ihn dann bei eBay zu verticken. Diese schlauen Leute kamen übrigens überwiegend aus Deutschland. Einer wollte sogar 10.000 Samen auf einen Schlag.
Kit ist sehr daran interessiert, dass die Victorias mehr kultiviert werden, und vor allem, dass sie sortenrein kultiviert werden. In diesem Jahr habe ich von ihr Samen bekommen um die Kultur unter unseren Bedingungen zu erproben. Ziel ist, dass wir in den kommenden Jahren die mitteleuropäische Anlaufstelle für Samen und Jungpflanzen werden.
Die Anzucht aus Samen hat ziemliche Tücken. Die Keimung funktioniert noch relativ gut, aber im Sämlingsstadium tauchen dann heftige Probleme auf. Sobald die Sämlinge aber das Stadium von Jungpflanzen erreicht haben, sind es wieder relativ einfache Pflanzen.
Wir haben schon an den Import von Jungpflanzen aus den USA gedacht, aber die Einkaufspreise dort sind so horrend, dass wir selbst mit einer geringen Gewinnspanne kaum eine Pflanze verkaufen könnten. Die einzige Lösung ist also, dass wir selbst Jungpflanzen anziehen. Das hat dann auch den Vorteil, dass wir die Pflanzen auf Widerstandsfähigkeit selektieren können und in ein paar Jahren einen Zuchtstamm haben, der mit unseren deutschen Sommern besser zurecht kommt.
Werner