AW: sterlet
Ich habe lange überlegt ob ich auf diesen Thread anworten soll....in der letzten Zeit scheint mir der fachliche Ton im Forum irgendwie ein wenig verloren gegangen zu sein. Nachdem ich nun doch schon über 10 Jahre mit diesen Tieren zu tun habe und auch beruflich damit beschäftigt bin möchte ich hier nur ein paar wertungsfreie Gedanken zum Thema kundtun:
Halte ich eine Störhaltung im Gartenteich auf längere Sicht für möglich bzw. "artgerecht"?
Von artgerecht kann man bei den meisten Teichen nur von Kleinfischen wie Bitterlingen,
Moderlieschen oder
Stichlinge etc. sprechen. Alle anderen Fische haben in freier Wildbahn doch Habitate die in Gartenteichen normalerweise nicht in dieser Form anzutreffen sind. Also lassen wir das Wort artgerecht mal beiseite..wenns danach ginge könnte man sofort alle Zoos zusperren.
Also
Störe im Gartenteich?
Jein..bei MINDESTENS 40qm (Sterlet) 60-70qm (Waxdick, Sternhausen, baerii)+ große Tiefenzone+viel Sauerstoff+guter Filterung+regelmäßige Wasserwechsel/Frischwasser ja. Alle anderen erhältlichen Arten sind für Gartenteiche mehr oder weniger ungeeignet bzw. nur mit extremen Dimenionen und großem Aufwand zu halten. Löffelstöre sind auf Dauer in fast keinem Teich zu halten. Ob Tierquälerei oder nicht ist wohl im Einzellfall zu entscheiden..aber 10qm sind mehr als grenzwertig.
Halte ich Störhaltung im Gartenteich für sinnvoll?
Ja und zwar aus einem einfachen Grund. Zwar bricht es mir das Herz wenn ich durch die Öko-Terroristen Fachmärkte gehe und die kleinen Störlein im Angebot sehe oder wenn ich an die vielen Threads hier ala "Hilfe mein Stör stirbt" denke aber betrachten wir es mal von Seiten der Arterhaltung. Wie auch bei den Qualzuchten bestimmt das Angebot die Nachfrage-d.h. habe ich keinen Markt für die Fische werde ich sie nicht produzieren. Momentan ist es numal so, dass die meisten Arten zu großen Teilen in die Zierfischproduktion gehen. Für Kaviar und Fleischproduktion wird in unseren Breiten momentan der Sibirische Stör bevorzugt. Wenn also der Zierfischhandel wegfällt und die Arten vom Markt verschwinden kann es passieren, dass etwaige Wiederansiedelungsprojekte mangels Besatzmaterial nicht durchgeführt werden. Das dies je nach Einzugsgebiet und den jeweiligen autochthonen Arten zu diskutieren ist sollte klar sein.
Es geht in der Diskussion also quasi um Tierschutz versus Naturschutz. Lasse ich die 2 Pandas in Schönbrunn frei oder halte ich sie weiterhin im Tierpark und bringe einerseits diese Tierart den Menschen näher bzw. kann mit ihren Nachkommen die Wildpopulation stützen.
D.h. Störhaltung im Gartenteich, auch wenn das viele Fische nicht überleben+ Stützung der Wildpopulation durch Besatz bzw. Entlastung der Wildpopulation durch Störprodukte aus Aquakultur vs. dem Gedanken das Störhaltung im Teich in keinster Weise verträglich für diese Tiere ist.
soweit ein paar Gedanken meinerseits zum Thema.
Eines möchte ich noch anmerken (soll zum nachdenken anregen und ist kein persönlicher Angriff auf Forumsmitglieder):
1) finde ich persönlich Qualzuchten moralisch höchst bedenklich.
2) sind solche Dinge wie Regenbogenelritzen, Goldelritzen, Goldbitterlinge, asiatische
Schlammpeitzger etc. genau die Art von Blödsinn die wir beim E-Fischen in unseren Gewässern finden und die durch Konkurrenz/Hybridisierung/Predation heimische Arten gefährden können (und JA da zähle ich durchaus auch so manche Störart dazu..siehe baerii/ruthenus Hybridisierung in der Donau). Ob diese Arten durch Besatz von Ökoterroristen, Laich im Entengefieder, Hochwasser, Wirbelstürme oderwasweißich aus einem Teich entkommen.....sie tauchen in unseren Freigewässern auf, sie werden weiter auftauchen und sie werden mehr werden.
MFG Thomas
edit: Der Themenersteller hat mir eine PN geschickt, aber kann/darf keine PNs empfangen..von daher ist eine Antwort nicht möglich