Nymphaion
Mod-Team
- Dabei seit
- 17. Mai 2005
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- 87757
- Teichtiefe (cm)
- 3
- Teichvol. (l)
- 25.000.000
- Besatz
- Karpfen, Schleien, Rotfedern, Krebse, Amphibien
AW: Tipps für Blumenwiese gesucht
Hallo Micha,
wahrscheinlich wiederhole ich hier nur was Du anderswo schon erfahren hast, aber ich will Dir trotzdem meine Erfahrungen mit Blumenwiesen mitteilen.
Meine erste habe ich Anfang der 80iger Jahre angelegt, mit einer Samenmischung aus der Tüte. Damals war ich knapp zwanzig und ziemlich unbedarft was Blumenwiesen anging. Die lagen im Trend, und weil wir grad eine Fläche von 20 Quadratmetern umgebrochen hatten (da war zuvor ein Hügelbeet), haben wir es ausprobiert. Es war ein toller Sommer und wir sind jeden Tag vor der 'Blumenwiese' gestanden und haben über die neuen Blüten gestaunt. Heute weiß ich, dass es eine wilde Mischung aus Ackerblumen und einjährigen Sommerblumen war, absolut keine Blumenwiese. Wir haben die Wiese so behandelt wie man früher eine einmahdige Wiese eben behandelt hat: Schnitt im August und das Schnittgut zum Trocknen liegen lassen, damit die Samen ausfallen. Es hat nicht geklappt, weil es nicht klappen konnte. Im nächsten Jahr waren nur noch ganz wenig Blumen zu sehen, und im übernächsten Jahr gar keine mehr. Während des ersten Jahres hatten sich nämlich auch Gräser angesiedelt, und die machten so dicht, dass die lichtbedürftigen Ackerblumen keine Chance mehr zum Keimen hatten. Eine Blumenwiese wurde es nicht, weil die entsprechenden Arten nicht in der Tüte waren, und ein Wildacker konnte es nicht bleiben, weil wir dazu jedes Jahr den Boden hätten umbrechen und neu aussäen müssen.
Fazit: man muss unterscheiden zwischen Blumenwiese, Wildacker und Sommerblumenbeet. Sie enthalten unterschiedliche Pflanzen, brauchen unterschiedliche Behandlung und sind unterschiedlich pflegeaufwendig.
Später habe ich versucht die Fläche zu einer richtigen Blumenwiese umzubauen. Dazu musste als erstes der Nährstoff im Boden reduziert werden. Das hiess mähen so oft wie möglich, und den Schnitt sofort abtransportieren. Niemals düngen, aber ab und zu kalken. Parallel dazu habe ich Wiesenpflanzen, die ich gerne gehabt hätte, aus Samen in Töpfen gezogen und dann die ausgewachsenen Pflanzen im Herbst in die Wiese gepflanzt. Das hat in den beiden ersten Jahren überhaupt nicht funktioniert, die Pflanzen wurden einfach von den Gräsern überwuchert. Erst als der Nährstoffgehalt deutlich gesunken war, konnten sich die ersten Blumen in der Wiese halten. Leider haben sich manche Pflanzen überhaupt nicht ansiedeln lassen, und daher blieb die Wiese überwiegend grün mit ein paar Blümchen drin. Wirklich zufrieden war ich mit der Wiese nie, aber ich musste sie nach sechs Jahren aufgeben, weil ich beruflich den Ort wechseln musste.
Parallel dazu gab es eine Fläche unter Obstbäumen, bei der wir einfach die Mahd auf zwei Termine im Jahr reduziert hatten und sonst keinen Einfluss auf die Artenzusammensetzung nahmen. Daraus wurde recht schnell eine Wiese mit viel Wiesenschaumkraut. Hat wunderbar ausgeschaut zur Blütezeit, aber danach gab es kaum noch was zu sehen. Die Samen vom Wiesenschaumkraut waren entweder noch im Boden vorhanden, oder der Wind hat sie uns zugetragen.
1985 wurde ein Kalkmagerrasen von einem Standort am Lech in den Botanischen Garten Augsburg versetzt. Der ursprüngliche Standort ging in einem Stausee unter, und weil gerade Landesgartenschau in Augsburg war, nutzte man die Gelegenheit um zu sehen ob so eine Versetzung möglich ist. Während der Gartenschau konnte man sehr viele Blumen dort sehen, sogar sehr seltene Orchideen wie die Ragwurz. Wenn man sich die Fläche heute anschaut, dann hat sie keine Ähnlichkeit mehr mit einem Kalkmagerrasen und die Raritäten sind alle verschwunden. Ganz offensichtlich ist der Nährstoffeintrag über die Luft in der Großstadt schon zu hoch um einen Magerrasen auf die Dauer erhalten zu können.
Seit unserem Umzug nach Kirchheim versuchen wir auf unserem Gelände eine Blumenwiese zu schaffen. Unsere Traumvorstellung war eine große Wiese durch die Wege gemäht werden, auf denen unsere Besucher die Blumen anschauen können. Wir sind jetzt acht Jahre hier, und wir sind immer noch damit beschäftigt die Wiese abzumagern. Vorher wurden hier Schafe gehalten, und der Besitzer hat niemals etwas gegen Unkräuter unternommen. Von einer bunten Blumenwiese sind wir noch weit entfernt. Wenn wir an einer Stelle die Wiese umbrechen und neu besäen, dann wecken wir die ganzen Unkräutersamen, die im Boden liegen. Das gibt dann eine Fläche auf der nichts anderes mehr wächst als Ampfer. Da wir nicht mit Chemie arbeiten wollen, bleibt uns da nur die mechanische Bekämpfung - also noch mehr mähen. Aus diesem Grund lassen wir es jetzt bleiben dort Boden umzubrechen. Wir mähen so oft es geht, und hoffen irgendwann einen Zustand erreicht zu haben, der es ermöglicht Wiesenblumen dazwischen zu pflanzen. Die vernünftigste Lösung wäre ein großflächiger Bodenaustausch, aber das rechnet sich wirklich nicht.
Das Problem an Blumenwiesen ist auch, dass sie eine Mindestgröße brauchen um stabil zu bleiben. Ich schätze die Mindestgröße wird um die 1000 Quadratmeter sein. Da kann man die Pflegemaßnahmen dann auf das Mähen beschränken. Natürlich kann man auch viel kleinere Flächen im Garten mit Wiesenblumen und ein paar Gräsern bepflanzen. Das kann dann einer Wiese schon ähnlich sehen, aber es braucht ständige Pflege um das Bild zu erhalten. Dort etwas entfernen, da etwas nachpflanzen, da etwa zurückschneiden, usw. Mähen allein geht hier einfach nicht.
Eine Ausnahme scheinen die Schweizer Staudenmischungen zu sein. Das sind über viele Jahre erprobte Mischungen, die es für unterschiedliche Standorte gibt. Dabei wird nicht ausgesät, sondern es wird eine Fläche zur Pflanzung vorbereitet (also unkrautfrei gemacht), und dann kommen Stauden und Zwiebelpflanzen und einige Gräser hinein. Wie bei jeder Staudenpflanzung muss man in den ersten beiden Jahren die Unkräuter unter Kontrolle halten, aber danach sind die Mischpflanzungen sehr pflegearm. Im Herbst werden sie einmal mit dem Rasenmäher geschnitten, und das war es dann. Die Flächen sind dynamisch, d.h. sie ändern sich leicht je nach Standort und auch innerhalb der Fläche wandern die Pflanzen etwas herum. Insgesamt bleibt das Bild aber erhalten. Es sind viele Jahre Forschung der Hochschule Wädenswil in diese Mischungen gewandert, aber es hat sich rentiert. Es sind natürlich keine Blumenwiesen, aber sie kommen dem Eindruck schon nahe und sie sind vor allem so pflegeleicht wie man sich das von einer Blumenwiese erträumt. Wir haben die Mischung für feuchten Boden probiert, und waren davon sehr angetan. Das ist etwas viel zuverlässigeres als sämtliche Saatgutmischungen.
Hallo Micha,
wahrscheinlich wiederhole ich hier nur was Du anderswo schon erfahren hast, aber ich will Dir trotzdem meine Erfahrungen mit Blumenwiesen mitteilen.
Meine erste habe ich Anfang der 80iger Jahre angelegt, mit einer Samenmischung aus der Tüte. Damals war ich knapp zwanzig und ziemlich unbedarft was Blumenwiesen anging. Die lagen im Trend, und weil wir grad eine Fläche von 20 Quadratmetern umgebrochen hatten (da war zuvor ein Hügelbeet), haben wir es ausprobiert. Es war ein toller Sommer und wir sind jeden Tag vor der 'Blumenwiese' gestanden und haben über die neuen Blüten gestaunt. Heute weiß ich, dass es eine wilde Mischung aus Ackerblumen und einjährigen Sommerblumen war, absolut keine Blumenwiese. Wir haben die Wiese so behandelt wie man früher eine einmahdige Wiese eben behandelt hat: Schnitt im August und das Schnittgut zum Trocknen liegen lassen, damit die Samen ausfallen. Es hat nicht geklappt, weil es nicht klappen konnte. Im nächsten Jahr waren nur noch ganz wenig Blumen zu sehen, und im übernächsten Jahr gar keine mehr. Während des ersten Jahres hatten sich nämlich auch Gräser angesiedelt, und die machten so dicht, dass die lichtbedürftigen Ackerblumen keine Chance mehr zum Keimen hatten. Eine Blumenwiese wurde es nicht, weil die entsprechenden Arten nicht in der Tüte waren, und ein Wildacker konnte es nicht bleiben, weil wir dazu jedes Jahr den Boden hätten umbrechen und neu aussäen müssen.
Fazit: man muss unterscheiden zwischen Blumenwiese, Wildacker und Sommerblumenbeet. Sie enthalten unterschiedliche Pflanzen, brauchen unterschiedliche Behandlung und sind unterschiedlich pflegeaufwendig.
Später habe ich versucht die Fläche zu einer richtigen Blumenwiese umzubauen. Dazu musste als erstes der Nährstoff im Boden reduziert werden. Das hiess mähen so oft wie möglich, und den Schnitt sofort abtransportieren. Niemals düngen, aber ab und zu kalken. Parallel dazu habe ich Wiesenpflanzen, die ich gerne gehabt hätte, aus Samen in Töpfen gezogen und dann die ausgewachsenen Pflanzen im Herbst in die Wiese gepflanzt. Das hat in den beiden ersten Jahren überhaupt nicht funktioniert, die Pflanzen wurden einfach von den Gräsern überwuchert. Erst als der Nährstoffgehalt deutlich gesunken war, konnten sich die ersten Blumen in der Wiese halten. Leider haben sich manche Pflanzen überhaupt nicht ansiedeln lassen, und daher blieb die Wiese überwiegend grün mit ein paar Blümchen drin. Wirklich zufrieden war ich mit der Wiese nie, aber ich musste sie nach sechs Jahren aufgeben, weil ich beruflich den Ort wechseln musste.
Parallel dazu gab es eine Fläche unter Obstbäumen, bei der wir einfach die Mahd auf zwei Termine im Jahr reduziert hatten und sonst keinen Einfluss auf die Artenzusammensetzung nahmen. Daraus wurde recht schnell eine Wiese mit viel Wiesenschaumkraut. Hat wunderbar ausgeschaut zur Blütezeit, aber danach gab es kaum noch was zu sehen. Die Samen vom Wiesenschaumkraut waren entweder noch im Boden vorhanden, oder der Wind hat sie uns zugetragen.
1985 wurde ein Kalkmagerrasen von einem Standort am Lech in den Botanischen Garten Augsburg versetzt. Der ursprüngliche Standort ging in einem Stausee unter, und weil gerade Landesgartenschau in Augsburg war, nutzte man die Gelegenheit um zu sehen ob so eine Versetzung möglich ist. Während der Gartenschau konnte man sehr viele Blumen dort sehen, sogar sehr seltene Orchideen wie die Ragwurz. Wenn man sich die Fläche heute anschaut, dann hat sie keine Ähnlichkeit mehr mit einem Kalkmagerrasen und die Raritäten sind alle verschwunden. Ganz offensichtlich ist der Nährstoffeintrag über die Luft in der Großstadt schon zu hoch um einen Magerrasen auf die Dauer erhalten zu können.
Seit unserem Umzug nach Kirchheim versuchen wir auf unserem Gelände eine Blumenwiese zu schaffen. Unsere Traumvorstellung war eine große Wiese durch die Wege gemäht werden, auf denen unsere Besucher die Blumen anschauen können. Wir sind jetzt acht Jahre hier, und wir sind immer noch damit beschäftigt die Wiese abzumagern. Vorher wurden hier Schafe gehalten, und der Besitzer hat niemals etwas gegen Unkräuter unternommen. Von einer bunten Blumenwiese sind wir noch weit entfernt. Wenn wir an einer Stelle die Wiese umbrechen und neu besäen, dann wecken wir die ganzen Unkräutersamen, die im Boden liegen. Das gibt dann eine Fläche auf der nichts anderes mehr wächst als Ampfer. Da wir nicht mit Chemie arbeiten wollen, bleibt uns da nur die mechanische Bekämpfung - also noch mehr mähen. Aus diesem Grund lassen wir es jetzt bleiben dort Boden umzubrechen. Wir mähen so oft es geht, und hoffen irgendwann einen Zustand erreicht zu haben, der es ermöglicht Wiesenblumen dazwischen zu pflanzen. Die vernünftigste Lösung wäre ein großflächiger Bodenaustausch, aber das rechnet sich wirklich nicht.
Das Problem an Blumenwiesen ist auch, dass sie eine Mindestgröße brauchen um stabil zu bleiben. Ich schätze die Mindestgröße wird um die 1000 Quadratmeter sein. Da kann man die Pflegemaßnahmen dann auf das Mähen beschränken. Natürlich kann man auch viel kleinere Flächen im Garten mit Wiesenblumen und ein paar Gräsern bepflanzen. Das kann dann einer Wiese schon ähnlich sehen, aber es braucht ständige Pflege um das Bild zu erhalten. Dort etwas entfernen, da etwas nachpflanzen, da etwa zurückschneiden, usw. Mähen allein geht hier einfach nicht.
Eine Ausnahme scheinen die Schweizer Staudenmischungen zu sein. Das sind über viele Jahre erprobte Mischungen, die es für unterschiedliche Standorte gibt. Dabei wird nicht ausgesät, sondern es wird eine Fläche zur Pflanzung vorbereitet (also unkrautfrei gemacht), und dann kommen Stauden und Zwiebelpflanzen und einige Gräser hinein. Wie bei jeder Staudenpflanzung muss man in den ersten beiden Jahren die Unkräuter unter Kontrolle halten, aber danach sind die Mischpflanzungen sehr pflegearm. Im Herbst werden sie einmal mit dem Rasenmäher geschnitten, und das war es dann. Die Flächen sind dynamisch, d.h. sie ändern sich leicht je nach Standort und auch innerhalb der Fläche wandern die Pflanzen etwas herum. Insgesamt bleibt das Bild aber erhalten. Es sind viele Jahre Forschung der Hochschule Wädenswil in diese Mischungen gewandert, aber es hat sich rentiert. Es sind natürlich keine Blumenwiesen, aber sie kommen dem Eindruck schon nahe und sie sind vor allem so pflegeleicht wie man sich das von einer Blumenwiese erträumt. Wir haben die Mischung für feuchten Boden probiert, und waren davon sehr angetan. Das ist etwas viel zuverlässigeres als sämtliche Saatgutmischungen.