AW: Welches Futter soll ich nehmen?
Zu den Karpfenpocken konkret kann ich leider nichts beitragen,
aber mit qualitativ hochwertigem Fischfutter habe ich mich jahrzehntelang beschaftigt
und auch wenn das Thema sicher komplex ist, so ist doch eines absolut glasklar:
Es ist NICHT als Trockenfutter zu kaufen.
Das reicht bestenfalls so irgendwie, um Fische am Leben zu erhalten und groß zu bekommen;
schön und fertil werden sie damit nicht zwangsläufig!
Wenn man Fische über mehrere Generationen züchten will und die auch noch vital und farbenprächtig sein sollen,
bleibt das Trockenfutter besser in der Tierhandlung und man muss sich nach Alternativen umsehen:
Die allerbeste Quelle sind dabei naturnahe Gewässer mit geringer (nicht keiner) organischer Belastung.
Dort finden sich die verschiedensten planktischen Krebschen (Daphnien, Cyclops, Diaptomus, ...)
und auch Mückenlarven (Chulex, Chaoborus, Chironimus, ...)
sowie eine Vielzahl von bodenlebenden Tierchen wie Wasserasseln, Eintagsfliegenlarven,
Flohkrebse, Tubifex-Würmchen usw.
Schwierig ist das manchmal im Winter, obwohl man auch da unter dem Eis Plankton fangen kann,
jedoch gibt es eine Vielzahl an Futtertieren, die man leicht züchten kann:
Manche ziehen sogar Daphnien in eigenen Behältern,
aber ich meine jetzt die in kleinen Behältern vermehrbaren Tierchen!
Früher sehr gebräuchlich waren Grindalwürmchen,
eine Renaisssance erleben die winzigen Mikro-Würmchen,
die man beide mit vitaminisierten Haferflocken füttert.
Extrem wertvolles futter sind Obstfliegen der Gattung Drosophila,
die es nicht nur in großer und kleiner Veriante gibt,
sondern die auch durch erblich festgelegte Flugunfähigkeit glänzen.
(Den Genetikern sei Dank, das sind ja auch deren Paradehaustiere!)
Insbesonders als Aufzuchfutter für Jungtiere aller Art sind Salinenkrebse (Artemia salina) beliebt,
die man als braunes Eipulver kauft und binnen 24 ... 36 h in Salzwasser erbrütet.
Noch kleinere Jungtiere brauchen Rotatorien oder sogar Einzeller als Erstfutter,
während die ganz großen Fische sich über Wachsmotten oder sogar Wanderheuschrecken freuen.
Futterguppies und "Ausschuss" aus der Rassezucht stehen am Speiseplan ganz oben!
Pflanzenfresser bekommen (je nach Art) Salat, Spinat, Gurken, Zucchini, Kohlrabi, Erbsen, Apfel, Karotten, Kartoffeln, Keime, ...
für kleinste Jungfische kann man Chlorellaalgen züchten
und immer wird darauf geachtet, dass da ordentliche Abwechslung drin ist!
Aus der gewerbsmäßigen Zucht und aus Zoos kenne ich ein tolles Kochrezept,
wobei Kopffleisch, Salat, Karotten, Erbsen, Wurzelwerk und sonstiges Gemüse
mit Haferflocken, Gelatine und Vitaminpräparaten faschiert werden
(Das verhindert, dass das Zeug durch´s Becken treibt!)
und der Brei zu Platten gegossen wird.
Es ist erstaunlich, welche Fische das fressen:
Ich hab das schon bei Meeresfischen beobachtet!
Für den Verkauf an unkritische Kunden wird erst Eipulver und dann Forellenfutter zum Kilopreis verfüttert;
diese Fische wachsen zwar schnell, erreichen aber NIE die Pracht, die möglich ist.
Ist euch jetzt klar, warum ich bei den Futterdiskussionen hier im Forum nur müde lächeln kann?
... und dass gesund und abwechslungsreich ernährte Tiere schöner, vitaler
und resistenter gegen Krankheiten und
Parasiten sind,
ist ja wohl auch jedem klar, nicht?