Was für ein Tag!
Also vorab: ich war mal wieder "betriebsblind".
Herzi wurde mir als Kohlmeisenküken aus einem Kohlmeisennest gebracht - also war es selbstverständlich eine Kohlmeise
Obwohl mir ab und an die letzten Tage beim Füttern so Gedanken durch den Kopf gingen, wie:
"die Kopffedern hat Tyri nie so aufgestellt", "die "schwarzen" Federn schimmern bläulich" oder: "komisch, die schwarzen Bereiche an Kopf und Brust sind noch gar nicht zu sehen" habe ich keine Sekunde darüber nachgedacht, dass es einen ganz einfachen Grund haben könnte.
Selbst gestern, als die Gesichtsmaske wirklich unübersehbar gut erkennbar war, habe ich nicht geschaltet

Erst heute fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Herzi ist eine Blaumeise!
Ich war so sehr auf Details wie Verhalten beim Füttern, Kot etc. konzentriert, dass mir die offensichtlichsten Veränderungen nicht auffielen
So, jetzt also zum Tag:
heute Morgen wurde ich aus dem Nest im Vogelzimmer laut und entrüstet begrüsst: Hunger!!!!
Nach der ersten Fütterung habe ich ausgiebig gejagt (jetzt weiss ich auch, warum ich die Springspinnen nie zu fassen bekam: ich kam von der falschen Seite und der Schattenwurf hat die
Spinnen immer gewarnt! - Nachdem ich gegen die Sonne an die Spinnen ging, konnte ich sie am Boden abgreifen, bevor sie im Gras verschwanden).
Anschließend habe ich Herzi richtig satt abgefüttert (sie liebt die Eipakete der Spinnen), weil ich einkaufen musste und Herzi darum eine etwas längere Fütterungspause haben würde.
Als ich knapp 90 Minuten später wieder zurück war, führte mich mein erster Weg mit einer Ladung Ameiseneier, Heimchen und
Fliegen zu Herzi.
Als ich die Tür öffnete und sie rief, bekam ich sofort Antwort.
Aber nicht aus dem Karton
Der Ruf kam von oben
Ich musste richtig suchen, bis ich die Kleine entdeckte - sie sass ganz oben auf dem obersten Zweig unter der Decke im Vogelzimmer - sie fliegt!!!
Und von dort oben bettelte sie lautstark um Futter.
Da ich da oben nicht füttern konnte, holte ich mir einen Tritt, hielt ihr den Finger hin, sie hüpfte rauf und ich konnte sie dann unten wie gewohnt füttern.
Anschließend flog sie - noch etwas unbeholfen, aber exakt so, wie alle Meisen, wenn sie ihre ersten Flüge probieren - auf einen Zweig am Fenster!
Die Kleine hat den ersten grossen Schritt geschafft!
Ich baute also erstmal auf der Beute um:
sie bekam dort einen Futterplatz angelegt, wo ich neben den ihr bekannten Insekten aus Freifang und Gefrierfach auch einen frisch gepflückten "Blumenstrauss" mit Sämereien und Blüten (
Gräser,
Wildblumen und Kräuter wie Hirtentäschel, Vogelmiere etc.) auslegte.
Außerdem drehte ich Waldvogelsämereien und etwas von dem Vogelstreufutter durch die Quetsche und mischte es mit einigen Körnern beider Futter ungequetscht.
Auch die kamen auf die Beute - und ein paar Brocken von meinen Meisenknödeln, denn ich habe beobachtet, dass die Meisen, wenn die Kleinen ausfliegen, anfangen, auch von den Knödeln zu füttern.
Dann gab es eine "Badewanne" und einige frische Zweige mit vielen Krabblern drauf von den Weiden.
Zuletzt noch ein paar Birkenzweige mit vielen Blattläusen.
Herzi beobachtete aufmerksam, was ich da machte und ansonsten gab sie sich ausgiebiger Gefiederpflege hin - mir flogen die letzten Federhülsen nur so um die Ohren
Nachdem ich mit dem Umbau fertig war, holte ich Herzi, die schon wieder bettelte, runter auf die Beute und fütterte sie dort quasi "vom Boden" - sprich vom Futtertisch.
Herzi schaute sich genau an, wie die Pinzette das Futter aufnahm und zu ihrem Schnabel beförderte.
Ich hielt ihr die Futtertiere hin, schob sie ihr aber nicht mehr in den geöffneten Schnabel.
Zwei oder dreimal knabberte sie irritiert dran - dann plötzlich schnappte sie mit dem Schnabel blitzschnell über die Pinzette und weg war das Futtertier
Anschließend pickte sie selbst zwischen den Futterkrümeln und an den Blumenstrausspflanzen rum.
Sie futterte nichts, sondern sie schien alles mit dem Schnabel zu erkunden.
Dann flog sie wieder durchs Zimmer.
Schließlich hielt sie sich zunehmend beim Fenster auf und sass oben auf dem Zweig vor der Klappe.
Ich entschied, ihr die Ausflugklappe zur Voliere auf zu machen, da sie in der Natur aus dem Nest ja auch direkt nach draussen gehen.
Weil sie in der Voliere nicht "verloren gehen kann", musste ich ja nicht vorher sicherstellen, dass sie perfekt startet und landet und dass sie sicher zu mir kommt, wenn sie Hunger hat.
Es dauerte ca 15 Minuten, da landete sie auf dem Ausflugbrett und dann auf dem obersten Zweig in der Voliere.
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, die Voliere zu erkunden - immer, wenn ich kam und sie rief, kam ihre Antwort aus einer anderen Ecke und ich musste manchmal lange suchen, bis ich sie unter irgendwelchen Blättern entdeckte.
Da ich in der Voliere kein Futter auf den Boden streuen will, um mir keine Ratten und Mäuse da rein zu locken, habe ich Claudis altes Schlafhaus unter das Fenster gehängt und da Futter rein gestreut.
Abends nehme ich das Haus mit ins Vogelzimmer.
Als ich Herzi da rein gesetzt hatte beim nächsten Füttern, hat sie sich hinterher auf die Kante gesetzt, ausgiebig Gefiederpflege betrieben und dann ein Nickerchen gehalten - ich glaube, sie war todmüde.
Gegen 19 Uhr habe ich sie mit Hilfe eines Zweiges auf dem sie sass durch die Ausflugklappe zurück ins Vogelzimmer befördert und die Klappe zu gemacht.
Nachdem ich das Futterhaus drinnen aufgehängt habe und Herzi reinsetzte, damit sie weiss, wo das Futter ist, hat sie sich dort in eine Ecke gekuschelt, herzhaft gegähnt und wollte nur noch schlafen.
Also habe ich ihr noch ihre alte Kuschelsocke mit reingelegt und sie allein gelassen.
Als ich gegen 20.30 Uhr noch mal nach ihr schaute, sass sie in die Socke gekuschelt da, bettelte mich an, liess sich ausgiebig füttern und....... steckte den Kopf zum weiter schlafen wieder unter den Flügel
Ich glaube, sie war total erschöpft von all den vielen neuen Eindrücken und froh, dass sie jetzt schlafen konnte.
So schnell, wie sie alles lernt und sich entwickelt, vermute ich, dass es nur noch wenige Tage sind, bis sie ganz raus kann (und vermutlich auch will).
Sowie sie in der Lage ist, allein zu essen, also ohne Pinzette, kann sie raus.
Dann wird sie auch, falls sie nicht zu mir kommt, wenn sie Hunger hat, in der Lage sein, sich selbst zu versorgen.
Das war ein wirklich toller Tag! Und Herzi hat sich absolut perfekt entwickelt.
Das Gefieder hat nicht die kleinste Macke und alles ist genau so, wie es sein soll
....und heute gibt es ganz viele Fotos
Erst in der Voliere, später im Vogelzimmer vorm Schlafen gehen - und ein Foto von der Inneneinrichtung