Hallo zusammen,
ich wollte ja eigentlich nichts mehr dazu schreiben, weil ich dachte, es sei alles gesagt (und entweder, man kann dem folgen, oder man muss seine eigenen Erfahrungen machen). Ich werde nun noch einmal umfangreich ergänzen, weil mir scheint, dass oft gar nicht klar ist, was nun eigentlich entstehen soll: Ein zusätzlicher Pflanzenteich oder ein wirkungsvoller Filter in dem Sinne, dass dem Wasser die Nährstoffe entzogen werden. Wovon ich jetzt rede ist der Filterteich.
Zunächst einmal zu dem Bedenken von Tommi: Temperatur. Diese Sorge halte ich für berechtigt. Ein Bachlauf heizt das Wasser ohnehin schon auf, flache Bereiche im Filterteich tragen zusätzlich zur Erwärmung bei. Es ist deshalb aus meiner Sicht richtig, den Pflanzenfilter tiefer zu bauen, als es für die Pflanzen selbst erforderlich wäre. Andererseits sollte die Gefahr auch nicht zu dramatisch sein: Ein wirklich dicht bepflanzter Filterteich ist auch sehr abgeschattet, so dass sich die Erwärmung in Grenzen hält - womit wir zum zweiten Thema kommen: Der Aufgabe des Filterteiches.
Ein (kleiner) Filterteich ist ein rein funktionales Gebilde. Allein schon der Versuch, ihn als weiteren Teich zu gestalten (Froschterrasse, hübsche, ausgewogene Bepflanzung, freie Wasserfläche, ansprechendes Bodensubstrat, für einen Bachlauf ausreichenden Wasserdurchsatz...), wird zu einer nicht optimalen Funktion führen. Das liesse sich ja regelmässig noch durch eine Vergrösserung ausgleichen - das aber tut niemand, denn der Platz für diesen (dann doch wieder nur) "Filter" ist üblicherweise begrenzt, wie man schon an den durchweg zu kleinen Dimensionen erkennt. Ein Filterteich muss
- maximale Filterleistung (Auskoppelung der Nährstoffe) bieten und
- optimal zu pflegen sein,
sonst gar nichts.
Das wiederum bedeutet
- niedriger Wasserdurchsatz (extrem leistungsschwache Pumpe), normalerweise zu niedrig, um noch einen ansprechenden Bachlauf speisen zu können
- Möglichkeit, Pflanzen und Substrat vollständig herausnehmen zu können, um die notwendigen Pflegemassnahmen (Reinigung, Wegnahme von Biomasse) durchzuführen
- eine nahezu Monokultur, wenn das der Filterwirkung dient (die am stärksten zehrenden Pflanzen werden sich durchsetzen - und sollen das auch).
Vor diesem Hintergrund ist es sogar sehr sinnvoll, den Filterteich selbst nicht mit Substrat (Kies) zu verfüllen, denn Kies setzt sich zu und lässt sich kaum reinigen. Es ist nicht sinnvoll, den Filterteich mit grossen Steinen auszulegen, denn die verhindern eine Ausbreitung der Pflanzen. Es ist nicht sinnvoll, den Filterteich mit Pflanzen von unterschiedlichem Durchsetzungsvermögen zu bestücken, denn damit verliert man nur Zeit: Die Zeit nämlich, die die wüchsigeren Pflanzen benötigen, die schwächer wüchsigen zu verdrängen. Froschterrassen sind kontraproduktiv, denn sie erschweren nur die Reinigung und belegen den Platz, der für Filterpflanzen genutzt werden könnte.
Wenn man hingegen den Filterteich vollständig mit grossen Körben zustellt, die mit Kies gefüllt sind, werden die Pflanzen den Kies sehr bald (wie von Jürgen beschrieben) durchwurzeln. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Ein 60 bis 70 cm tiefer Teich bedeutet nicht, dass die Pflanzen auch in unterschiedlicher Tiefe stehen. Die Körbe reichen bis knapp unter die Oberfläche, und die eingesetzten Starkzehrer (z.B.
Binsen,
Rohrkolben, Wasserschwertlilien, wie Tommi schreibt - ich glaube allerdings, dass die anderen Arten verdrängt werden, wenn ihr Revier nicht geschützt wird) kommen auf eine einzige Wassertiefe zu stehen. Natürlich ist es nicht ganz einfach, sogar diesen Filterteich zu pflegen - aber es ist wenigstens machbar. Zwischen den Körben werden die Wurzeln durchtrennt, die Pflanzen weggeschnitten und Korb für Korb herausgeholt. Dann lässt sich der Filterteich vollständig reinigen. Die Pflanzenmasse in den Körben wird stark ausgedünnt (was ja der eigentliche Sinn der Angelegenheit ist) - damit sind die bisher nur ausgekoppelten Nährstoffe dem Kreislauf entzogen. Schlick und Schlamm aus den Körben werden ausgespritzt, in grösseren Abständen werden die oder ein Teil der Körbe vollständig entleert (ggf. erneuert), die Pflanzen verkleinert und der Kies ggf. ersetzt.
Woher man das Wasser nimmt, das durch den Filterteich geht (Oberfläche/Skimmer oder Tiefe) ist übrigens egal. Bei einem solchen Teich schadet dann auch nicht der Grobschmutz - er wird bei der rechtzeitigen Reinigung mit entfernt.
Alles andere ist ein Zwitterding - kein richtiger Pflanzenteich und auch kein wirkungsvoller Filter. Ein Filter ist auch kein Naturteich: Die Vorstellung, sich so "nebenbei" auch noch einen Naturteich zu schaffen, lässt sich durch einen Filterteich nicht realisieren. Dafür ist die Aufgabe zu unterschiedlich. Natürlich aber werden sich in einem solchen Tich jede Menge Arten einfinden, die im Fischteich selbst nicht überleben.
Natürlich gibt es Alternativen, z.B. den Naturteich, der die Aufgabe des Filterteiches mit erfüllt. Dann aber muss er entsprechend dimensioniert sein - erheblich grösser sogar als der eigentliche Fischteich. Denn er muss nicht nur den eigenen Nährstoffkreislauf bewältigen, sondern die zusätzlichen Nährstoffe aus dem Fischteich verkraften, ohne zur eutrophierten Algenbrühe zu verkommen. Ich habe noch nicht einmal gesehen, dass jemand einen derart grossen Naturteich zusätzlich zu seinem Fischteich geplant und umgesetzt hat. Deshalb halte ich diese Alternative für akademisch.
Sinnvollerweise kann die Diskussion überhaupt nur darum gehen, ob irgendwelche Zwitter-Alternativen (Naturteich/Pflanzenfilter) vernünftig und machbar sind.
Beste Grüsse
Stefan