Ich habe mich jetzt das letzte Jahr sehr viel mit dem Thema Sauerstoff in der Innenhälterung auseinandergesetzt und verschiedene Methoden der Belüftung ausprobiert. Dabei habe ich für mich herausgefunden, dass manche der sogenannten "Regeln der Belüftung" eher Mythen als Weisheiten sind. Manche Regeln kenne ich aus der Aquaristik, andere aus dem Teichmanagement. Für Innenhälterungen mit hoher Besatzdichte gelten dennoch andere Regeln.
Ich habe unterschiedlich starke Belüftungen (von 250 bis 2400l/h) mit unterschiedlichen Lüftersteinen / -platten (von fein- bis eher grobperlig) in unterschiedlichen Tiefen (von 50 bis 130cm) ausprobiert. Zusätzlich habe ich mit bewegter Oberfläche gearbeitet, indem ich den Rücklauf (7000l/h) in 45° von unten gegen die Wasseroberfläche gerichtet habe, dabei entstand eine enorme Welle an der Oberfläche. Außerdem habe ich einen Wasserfall mit 30cm breiter Abrisskante aus 35cm Höhe mit 3000l/h als Rücklauf verwendet.
Hier ein paar Fotos, wie ich es jetzt schlussendliche realisiert habe:
1 = Belüfterplatte von OxyTex 1000 in 130cm Tiefe gespeist mit 1000l/h Luft
2 = Rücklauf aus dem Wasserfall mit 3000l/h, Fallhöhe 35cm
3 = Rücklauf 20cm unter Wasseroberfläche 45° nach oben gegen Wasseroberfläche mit 7000l/h
Hier sieht man die neben der aufsteigenden Blubber-Säule auch die unzählbaren winzige Luftbläschen (unter 0,5mm), die im Wasser gelöst treiben. Das sieht allerdings auf dem Foto wesentlich dramatischer aus, als mit freiem Auge - da stört es gar nicht.
Das einzige, was ich nicht probiert habe, war Zufuhr von reinem Sauerstoff über einen Oxydator.
Hier meine Beobachtungen hinsichtlich zusätzlicher O2-Anreicherung:
- Belüftung mit mehr als 1000l/h macht bei 2400l Beckengröße keinen Sinn. Offensichtlich bringt bei meiner IH-Größe mehr Belüftung nicht mehr mehr O2 ins Wasser. Daraus resultierend kann ich für meine IH die Formel aufstellen: Belüftung zu Volumen = 1 zu 2,5 (maximal)
- mit den beschriebenen 1000l/h plus dem Wasserfall ist das IH-Wasser bereits extrem stark mit ganz feinen Luftbläschen durchsetzt. Diese treiben jedoch im Wasser und legen sich nicht an Wände / Fischen an, wie bei einer Gasübersättigung.
- feinporige Japanschläuche bringen keinen Unterschied zu etwas grobporigeren Belüfterplatten. Der Unterschied bei gleicher Pumpe nach 12 Stunden war nicht messbar.
- Die starke Oberflächenbewegung hat im Vergleich zur sonst angewandten etwas leichteren Kreisströmung (ohne Anströmen der Wasseroberfläche) keinen messbaren Mehrwert hinsichtlich O2 gebracht.
- tiefer Belüftung (130cm vs 50cm) macht einen Riesen Unterschied. Die durch die größere Einblastiefe etwas geringere Literleistung der Luftpumpe wird durch die höhere Ausgasung vielfach kompensiert. Wobei die AquaOxy 1000 ohnedies mit 0,2 Bar arbeitet, also 1000l/h garantiert bis 2m Tiefe zustande bringt.
- In meiner IH wird zwischen 7:00 und 23:00 Uhr 7x gefüttert. Zwischen 23:00 und 7:00 Uhr gar nicht. Die tageszeitlichen Schwankungen hinsichtlich O2 Gehalt liegen zwischen 7,6 und 8,1mg/l, sind also marginal. Offensichtlich benötigt in der Nacht die Biologie so viel O2, dass eine Sättigung auf über 90% nicht realisierbar ist.
- Selbst bei 4-tägiger Futterpause und maximaler oben beschriebener Belüftung sind 100% (oder gar mehr) O2-Sättigung nicht möglich. Der maximale Wert, den ich bei 20°C jemals gemessen habe, war 8,5mg/l, das sind etwa 93% Sättigung
Generell bin ich von den auf manche Websites empfohlenen 12mg/l O2 als Empfehlung für
Koi Meilenweit entfernt. Ich halte diese Empfehlung auch für unsinnig, da dieser O2 Gehalt bei 20-25°C nur bei massiver Gasübersättigung im Wasser realisierbar ist. Immerhin sind bei 20°C bereits bei 9mg/l 100% Sättigung erreicht. Es gibt zahlreiche Studien bei Karpfen, die zeigen, dass eine derartige O2-Übersättigung zu einer reduzierten Atemtätigkeit und in weiterer Folge zu einer gesundheitsschädlichen CO2 Blutkonzentration bei Karpfen führt.
In der Fischzucht wird beispielsweise für Forellen ein O2-Gehalt von mindesten 7mg/l empfohlen. Das wohlgemerkt bei Wassertemperaturen, bei denen 100% Sättigung etwa 10-11mg/l sind. Also gehe ich davon aus, das Karpfen (auch bunte) bei 7,5-8mg/l sehr gut zurecht kommen.
Für meine IH halte ich fest (Eckdaten: 2400l, massiv überdimensionierter biologischer Filter mit 10.000l/h Umsatz, 1000l/h Belüftung, 15-17,5Kg Fischmasse und 225g Futter/Tag):
Mit der maximal wirksamen Belüftung halte ich binnen 24h den O2 Gehalt dauerhaft zwischen 7,6 bis 8,2mg/l. Das entspricht bei 20°C etwa 86 bis 90% Sättigung. Mehr ist nicht möglich.
Der CO2-Austrieb ist dabei überschaubar. Ich halte dauerhaft bei pH7,2 und KH 10 bei 19mg/l CO2
Hier noch Messungen über den Tage verteilt:
Würde mich freuen, wenn hier andere auch ihre Erfahrungen posten, damit wir hier ein wenig Theorie und Praxis zusammen bringen!
Beste Grüße!
Hans-Christian
PS: Ich messe mit einem hochwertigen optischen Sensor Messgerät