karsten.
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AW: Neubau Pflanzenfilter
kennt Ihr das ?
http://www.drta-archiv.de/wiki/pmwiki.php?n=Wasserchemie.Phosphat
kennt Ihr das ?
http://www.aquarienclub.de/fish0412.htmWenn ein Aquarianer im Baumarkt etwas für sein Hobby kauft, kann man sicher sein, dass gerade ein Becken neu eingerichtet wird. Wenn erst mal alle Fische und Pflanzen in das Aquarium eingezogen sind, wird üblicher Weise alles Weitere im Zoofachgeschäft oder auf einer Zierfischbörse gekauft. Üblicher Weise ja, aber fangen wir doch erst einmal ganz vorne an: Wer kennt ihn nicht, den grünen Pelz auf Steinen, die braunen pinselartigen Borsten auf kräftigen Pflanzenblättern, den blaugrünen Schmierfilm auf der Scheibe an der Wasseroberfläche? Die Rede ist von Algen. In ´mäßiger´ Anzahl gehören sie, wie andere Pflanzen und die Fische auch, zum Lebensraum Aquarium. Nehmen sie Überhand, ist zumindest unser ästhetisches Empfinden gestört, leider manchmal auch das Wachstum der Pflanzen im Aquarium. Die Ursachen für übermäßiges Algenwachstum sind vielfältig. Neben der Lichtmenge, der Beleuchtungsdauer und vor allem der Lichtqualität (Art und Alter der Leuchtmittel), stellt natürlich die Qualität des Wassers eine entscheidende Einflussgröße dar. Aber welche Wasserinhaltsstoffe tragen dazu bei, dass bestimmte Algenarten sich im Aquarium ungehemmt ausbreiten und sich dann auch noch äußerst hartnäckig allen Vertreibungsversuchen widersetzen? Eine solche Liste wäre nicht nur lang, sondern vermutlich auch unvollständig. Aber wenn auch nur einer dieser für das Wachstum erforderlichen Wasserinhaltsstoffe fehlt, geht es den Algen gar nicht mehr gut. Man spricht dann vom sogenannten ´limitierenden Faktor´. Dies gilt auch dann, wenn alle anderen benötigten Stoffe im Wasser sogar im Überfluss vorhanden sind. Ein fehlender Stoff kann also nicht durch einen anderen ersetzt werden. Stickstoff- und Phosphorverbindungen spielen bei dieser Strategie zur Eindämmung des Algenwachstums durch Entzug eines Nährstoffes häufig eine wesentliche Rolle. Solche chemischen Verbindungen sind z.B. Bestandteil des Blumendüngers, d.h. sie fördern das Wachstum der Topf- oder Gartenpflanzen und somit im Prinzip auch das Wachstum der Algen. Diese Pflanzennährstoffe sind verhältnismäßig einfach im Aquarium mittels Schnelltest analytisch zu erfassen. Darüber hinaus können wir den Eintrag dieser Verbindungen in unserer Aquarium durch das Füttern, den Fischbesatz und die Filtertechnik zumindest in gewissen Grenzen beeinflussen. Aber diese Verbindungen, die in geringen Konzentrationen in ein Aquarium auch hineingehören, lassen sich mehr oder weniger gezielt wieder auf ein gesundes Maß reduzieren. Während der Gehalt an Stickstoffverbindungen, wie Nitrat, Nitrit und Ammonium im Aquarium in erster Linie durch mikrobiologische Prozesse beeinflusst wird, ist das Phosphat vor allem chemischen Reaktionen ausgesetzt. Diese Eigenschaften des Phosphats kann man nutzen, um den Algen den Nährboden zu entziehen.
Diese Strategie, dem Algenwachstum durch Entzug von Phosphat Einhalt zu gebieten, ist recht weit verbreitet. Praktisch alle namhaften Hersteller von Produkten zur Verbesserung der Wasserchemie sowie viele Hersteller von Filtern und Filtermaterialien bieten entsprechende Waren an. Nach Art der Anwendung stehen grundsätzlich zwei Verwendungsmöglichkeiten zur Verfügung: Zum Einen gibt es Filtereinsätze bzw. Materialien, die in den Filter eingebaut werden können. Hier bei handelt es sich häufig um s.g. Zeolithe, die im Grunde genommen das Phosphat aus dem anströmenden Wasser herausziehen und an die Filtermasse ´binden´. In Abhängigkeit des Phosphat-Gehaltes im Wasser und der Wassermenge, ist die Wirkung nach einer gewissen Zeit erschöpft und die Masse muss ausgetauscht werden. Das Wasser selbst wird in der Regel durch diesen Prozess nur wenig beeinflusst. Es gibt aber auch Zusätze, die mit dem Phosphat im freien Wasser reagieren. Bei diesen dem Wasser zugesetzten Produkten handelt es sich häufig um Eisen- oder Aluminium-haltige Verbindungen. Diese gehen mit dem im Wasser gelösten (und damit unsichtbaren) Phosphaten schwerlösliche Verbindungen ein. Dies erkennt man häufig daran, das nach kurzer Zeit das Wasser leicht milchig trübe wird. Je trüber das Wasser wird, um so mehr Phosphat ist vorhanden. Im Grunde genommen ist das Phosphat zwar noch da, aber für die Algen ist es kaum noch verwertbar. Nach wenigen Tagen hat der Filter die Trübung dem Becken entzogen. Der Nachteil dieser Anwendung ist, dass noch erhebliche unverbrauchte Eisen- bzw. Aluminium-Verbindungen im Wasser verbleiben. Vor allem Aluminiumverbindungen können sich bei häufiger Anwendung im Aquarium langsam aufkonzentrieren, was für Pflanzen und Fische nicht unbedingt förderlich ist. Leider ist bei vielen Produkten nicht immer erkennbar, ob es sich um Eisen- oder Aluminiumverbindungen handelt. Für welches dieser Verfahren man sich auch immer entscheidet, es hat einen unangenehmen Nebeneffekt. Wie viele Produkte zur Verbesserung der Wasserchemie, zur Förderung des Pflanzenwachstums oder zur Bekämpfung von Krankheiten sind auch diese ´Phosphatsenker´ meist recht teuer. Aber es gibt eine billigere Lösung: Erinnern wir uns zunächst an die Filtermaterialien zur Reduzierung des Phosphatgehaltes, die wir für viel Geld im Zoohandel erworben haben. In nahezu jedem größeren Baumarkt gibt es Stahlwolle; z.B. zum Anschleifen oder Polieren von Holzoberflächen. Die 200 g Packung (etwa 2 Euro) reicht aus, um damit in einem mittel großen Aquarium die nächsten Jahre Phosphat zu reduzieren. Es kostet, im Vergleich zu Produkten aus dem Zoohandel, fast nichts. Und die Anwendung ist einfach: Zunächst eine kleine Menge (aus der Packung entnehmen (Handschuhe!). Das entnommene Knäuel vorsichtig etwas entflechten, damit später das Wasser die Stahlwolle gut durchströmen kann.
Die Stahlwolle in den Filter einsetzen. Dabei muss darauf geachtet werden, das kein Drahtgeflecht oder Teile davon in den Ansaugbereich der Pumpe gelangen können. Die Stahlwolle darf auch den Durchfluss des Filterkörpers nicht zu sehr beeinträchtigen. Die Stahlwolle kann, wenn der Einbau im Filter nicht oder nur schwer möglich ist, auch im Ausströmbereich befestigt werden. Hauptsache das Stahlwolleknäuel wird gut durchströmt. Einige Zeit nach dem Anschalten des Filters wird, je nach Phosphat-Gehalt, das Wasser milchig trübe. Nach 3 bis 4 Tagen sollte die Phosphat-Konzentration wieder deutlich unter 0,5 mg/L liegen.
Die teilweise rostige Stahlwolle sollte dann wieder entnommen werden.
Was ist passiert? Die Stahlwolle besteht natürlich aus Eisen und rostet somit im Aquarienwasser. Das an der rauen Oberfläche vorbeiströmende Phosphat geht mit dem Eisen, dass hier in unterschiedlichen chemischen Formen vorliegt, eine Reaktion ein. Zum Teil verbleibt es fast unsichtbar an der Oberfläche der Stahlwolle, ein anderer Teil verbleibt als unlösliches Eisenphosphat im Wasser und trübt dieses milchig ein. Hierbei gelangen aber nur sehr geringe Mengen Eisen ins Wasser, so dass eine Anreicherung von Eisen auch bei häufiger Anwendung kaum zu erwarten ist. Ein kleinerer Teil des Eisenphosphats wird, wenn die Schwebepartikel hinreichend groß sind, sedimentieren und den Pflanzen als Nährstoff dienen. Dies ist aufgrund der besonderen Bedingungen im Boden (kein oder wenig Sauerstoff; hohe Anzahl von Mikroorganismen) im Gegensatz zum freien Wasser durchaus möglich. Die Trübung wird von einem funktionierenden (Bio)filter rasch aufgenommen. Auch hier gibt das Eisen das Phosphat nicht frei, es verbleibt im Filter. Dort kann der Biofilm auf der Filtermasse sowohl das Eisen als auch das Phosphat zumindest zum Teil für sich als Nährstoffquelle nutzen. Das kommt der biologischen Filterung zu Gute. Wie für alle Wasserbehandlungen im Aquarium gilt, so wenig Chemie wie möglich. Wir sollten von dieser Methode auch nur dann Gebrauch machen, wenn dies wirklich nötig ist. Wer keine Algen hat, braucht diese auch nicht zu bekämpfen. Wenn die Phosphat-Konzentration unter 0,2-0,3 mg/L liegt, muss auch der Phosphat-Gehalt nicht abgesenkt werden. Ziel dieser Methode ist ausschließlich die Verschlechterung der Lebensbedingungen von Algen herbeizuführen. Das ist natürlich eine Gratwanderung. Auch wenn das Phosphat die Fische kaum beeinträchtigt, benötigen aber die Pflanzen ebenfalls Phosphat für ihr Wachstum. Da viele Aquarienpflanzen, im Gegensatz zu den Algen, sich aus dem Boden mit Nährstoffen versorgen können, wird ihr Wachstum von dem von uns herbeigeführten Nährstoffmangel im Wasser nicht so rasch beeinflusst. Im Bodenbereich herrschen andere chemische und vor allem mikrobiologische Bedingungen als im freien Wasser. Die mikrobiologischen und chemischen Bedingungen im Bodengrund werden durch den Einsatz der Stahlwolle auch kaum beeinflusst. Es soll an dieser Stelle des weiteren nicht verschwiegen werden, dass die Reduzierung des Gehaltes eines Nährstoffs, in diesem Falls das Phosphat, bereits vorhandene Algen nicht abtötet. Es verhindert nur, dass sich die Algen weiter ausbreiten.
Dr. Holger Rose, Kassel
http://www.drta-archiv.de/wiki/pmwiki.php?n=Wasserchemie.Phosphat
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