AW: Outing (wg. Pfützenfieber)
Hallo Elfriede, hallo Rainer,
... Hätte ich kein Mikroskop, wüsste ich nicht einmal, dass mein Teich sehr wohl von Algen besiedelt ist, allerdings nur von Mikroalgen, die aber bei sehr großer Dichte zu Trübungen und Wasserblüten führen können, was ich in meinem Teich auch selbst erlebt habe. Aus diesem Grund habe ich heuer erstmals eine UVC-Lampe eingesetzt um Mikroalgen und Bakterien zu dezimieren, was auch sehr gut funktioniert hat.
Dazu gibt es die durchaus verbreitete Sichtweise, UV-C tötet flotierende Mikroorganismen (MO), die darin gebundenen Nährstoffe werden wieder frei und fördern die nächste Generation. Soweit ist das auch richtig, aber dazu gehört auch die allgemein übliche Bewertung -> ergo sinnlos! Ich bewerte das inzwischen anders. Die Unterdrückung solcher flotierenden Mikroorganismen sorgt sicherlich für einen Nährstoffanstieg, weil eben von den flotierenden MO nicht mehr genug vorhanden sind um alles zu verwerten/ in der Biomasse zu binden. Für diese nun freien Nährstoffressourcen werden sich andere MO zur Verwertung finden- und es werden sich eher sessile MO nun etablieren können. So lässt sich mittels UV-C eine Änderung in der Mikroflora/im Biofilm erreichen.
Das ist ein wichtiges Prinzip meiner Sichtweise vom moderierten Ökosystem Gartenteich. Wenn es möglich ist unerwünschte Erscheinungen ohne große Schäden zu unterdrücken, dann mache ich das. Es ist völlig sicher, dass ein anderer biologischer Weg(, d.h. andere MO,) gefunden wird um das entstandene Nährstoffangebot anderweitig zu verwerten. Welche MO sich in dem völlig unübersichtlichen Beziehungsgeflecht dann durchsetzen und den Platz der z.B. mittels UV-C unterdrückten MO einnehmen können, ist völlig ungewiss. Man kann aber zum Einen auf Besserung hoffen und zum Anderen hat jede Mikrobiozönose die Tendenz sich weiter zu entwickeln. Diese Tendenz hat eine Biozönose immer und ließe sich kurz beschreiben mit: bei gegebenen Ressourcen steht am Ende der Entwicklung eine Biozönose mit hoher Artenvielfalt, bei gleichzeitiger Individuenarmut.
Massenerscheinungen, gleich welcher Art, sind immer ein Indiz für eine nicht sonderlich entwickelte Biozönose. Grundsätzlich regelt sich das selbst ein, kann allerdings auch hartnäckig werden.
Ich habe den Eindruck, ja, ich bin fast überzeugt davon, dass diese winzigen Organismen in einer Art Selbstversorgerstruktur leben. Nicht lachen, Nik, aber sie könnten ursprünglich in meinem Teich die passenden Bedingungen und Nährstoffe gefunden haben und bauen seither die aufgenommenen Nährstoffe im kontinuierlichen Generationenwechsel in ihren kurzen Lebenszyklus ein, mit dem Vorteil, immer die passenden und bereits aufbereiteten Nährstoffe zur Verfügung zu haben. Für andere Pflanzen sind eben diese Nährstoffe vielleicht zu gering oder liegen nicht in der richtigen Kombination vor, weshalb sie nicht davon profitieren.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird es in diese Richtung gehen. Mögliche Gründe können ein Geschwindigkeitsvorteil, höhere Anspruchslosigkeit sein. Aus welchem Grund auch immer, auch mit dem Hintergedanken, so etwas reguliert sich immer irgendwann von selbst, so ist das (die Massenerscheinung) immer der Punkt wo ich ein Eingreifen/Moderieren für sinnvoll halte- letztendlich nur um die Entwicklung der Mikroflora in eine günstigere Richtung zu schubsen. In einer entwickelten Mikrobiozönose nehmen Algen, wie auch alle anderen mehr oder weniger unbekannte Partizipanten nur wenig Raum ein. Das stört nicht mehr und hat unbestritten biologischen Wert. Mich vom Wert von reichlichen Algen- oder Bakterienpolstern überzeugen zu wollen, geht nicht mehr. Es ist und bleibt ein Indiz für ein unzulänglich entwickeltes System.
Bei sessilen Cyanobakterien ist das ungleich schwieriger anzugehen als flotierende MO mit UV-C zu erschlagen.
Ob es derartige Beobachtungen auch für andere Algen gibt, das weiß ich nicht, aber es gibt doch zu denken, dass in manchen Teichen nur Fadenalgen wachsen in anderen nur grüne Schwebealgen oder wie bei mir hauptsächlich Blau- und Kieselalgen. Die Wasserwerte scheinen in diesem System keine Rolle zu spielen, zumindest in meinem Teich nicht, da ich mein Wasser nicht von einem kontrollierten Wasserversorger mit immer annähernd gleichen Parametern beziehen kann, sondern Wasser unterschiedlicher Herkunft und Qualität kaufen muss, was die Mikroalgen in meinem Teich aber überhaupt nicht zu berühren scheint.
Dieses gut funktionierende Ernährungssystem der Algen lässt sich meiner Meinung nach nur mit UVC-Bestrahlung oder chemischen Mitteln durchbrechen bzw. auf ein teichgesundes Maß reduzieren, als Ausgangsbasis sozusagen,- und erst dann mit anderen Mitteln, wie Pflanzen und Biofilm (in Deiner Definition) erhalten. Mein Versuch geht jedenfalls in diese Richtung, nur eine chemische Behandlung scheidet für mich aus.
Ich lese deinen Teichthread ja weiter mit und halte dein Nitrat- und hoffentlich Phosphat-, etc. "belastetes" Wasser eher für einen Glücksfall. Denn das ist potenzielle Pflanzenmasse und ausgesprochen günstig für deine Neupflanzungen. Langfristig werden die Pflanzen schon einen günstigen Einfluss auf das Klima im Biotop haben. Bei dem reichlichen Licht werden sie über die Photosynthese den Sauerstoffgehalt des Teiches nach oben treiben. Es wird immer wieder von der dann stattfindenden Oxidation von Nährstoffen gesprochen aber in der Praxis laufen sauerstoffreiche Gewässer idR. deutlich besser. Ein hohes Redoxpotenzial, ein Merkmal sauerstoffreicher Gewässer, hat eine suppressive Wirkung auf Cyanobakterien. Das ist insgesamt schon rund.
Allerdings bin ich nicht der Meinung, Pflanzenmasse alleine löst das Problem. Schlecht versorgt kann man sich über viele Pflanzen auch massive Probleme einhandeln, deswegen reite ich immer so auf deren Ernährung herum.
Auch ich gehe davon aus, dass Cyanobakterien als eine der ersten Lebensstufen recht "simpel gestrickt" sind, und einige Vertreter daher mit "einseitiger Ernährung" besser klarkommen. Entwicklungsgeschichtlich gab es diese Einzeller vor allen anderen (z. B. komplexer pflanzlicher Einzeller wie Algen) mit ihren Zellbestandteilen wie Mitochondrien, ER usw. usf. (siehe u. a. Christian Duve, the birth of complex cells - hatte ich leider noch nicht in der Schule

).
Der Ansatz, im Teich erst mal alle Nährstoffe ausreichend zur Verfügung zu stellen, und dann das System so einzurichten, dass die "pflanzlichen" Nährstoffe den höheren Pflanzen zugute kommen, ist nicht schlecht, und ich bin der Meinung, dass solche Konstruktionen wie Bodenfilter oder eine breite, gut durchwurzelte schlammige Pflanzenzone Beispiele für mögliche Lösungen sind.
An so was denke ich auch. Vielleicht gibt es im Teich geeignete Stellen, die zu Mulmablagerungen neigen, die böten sich für eine submerse Bepflanzung an.
Cyanobakterien sind ausgesprochen betroffen von allgemeiner Konkurrenz im Biofilm. Wenn mal gesehen hat welche Wirkung eingebrachter Mulm auf Cyanobakterienbeläge hat, dann ist das offensichtlich.
Was mir weiterhelfen würde, wäre keine Weltformel für den idealen Teich, sondern eine Strategie, wie man Schwachstellen im System erkennt und "repariert".
Meine Strategie ist vom Ansatz simpel, ich will biologische Abläufe fördern und zum Funktionieren bringen und dann will ich - weil pflanzenlastig - für ausreichend Nährstoffe sorgen.
Das interessante an der Geschichte ist, dass Nährstoffe im Überfluss oder im Mangel vor allem dann problemträchtig sind, wenn es biologisch nicht funktioniert. Im Grunde haben die Destruenten in ihrer Nährstoffaufbereitung für die Pflanzen die Funktion eines Ektodarms. Es hat Wechselwirkungen bezüglich des Zustands des Biofilms und der Verfügbarkeit der Nährstoffe für Pflanzen. Ist das ein entwickelter Biofilm, dann wird die Bedeutung der Nährstoffe deutlich geringer. Auch ein eutrophes, ja hypertrophes Gartenteichbiotop bricht nicht zusammen und braucht als Pflege einen zusätzlichen Nährstoffaustrag und ein waches Auge auf den Sauerstoffhaushalt. Fäulnis ist unbedingt zu vermeiden! Dann haut man halt den Teichmulm/-schlamm eben auf den Kompost. Die meisten Teiche sind eutroph und das ist erst einmal kein Problem, die entwickelte Teichbiologie zu erreichen ist eins. Das werde ich auch noch deutlicher hier im Thread zeigen, wie ich versuche zu diesem Ziel hin zusteuern - hin zueiern hätte ich fast geschrieben.
Im Pflanzenaquarium ist Düngung schnell beschrieben, am besten einfach alles immer vorhanden. Das geht hin bis zu Düngesystemen, die Pflanzen Nährstoffe unlimitiert zur Verfügung stellen - was dann ständige Gehalte von 30m/l NO3, 3-4 mg/l PO4, bis 30 mg/l Kalium und bis 0,5mg/l Fe bedingt. Da bin ich mit meinem schon fett gedüngten Teichlein mind. teilweise weit weg. Das hat auch Gründe, denn das ist ein amerikanisches Düngesystem und die Amis filtern ihre Aquarien erheblich intensiver als in der Pflanzenaquaristik hier.
Genauso gibt es limitierte Düngeansätze vor allem in P, weil man dachte, das führt zu Algen. Davon ist man heute weg. Inzwischen wird PO4 zur Bekämpfung von Punktalgen mitunter reichlich dosiert - IMHO missbraucht. Dass viel Nitrat eine suppressive Wirkung auf Fadenalgen hat habe ich mehrfach erwähnt und ist auch gegen die Fadenalgen in meinem Teichlein ein Mittel der Wahl.
Egal, wie gut man düngt, das alleine ist keine Garantie für guten Pflanzenwuchs. Unerklärliche Wuchshemmungen ließen sich einfach nicht mehr durch Nährstoffe erklären. Durch die Wirkung des Biofilms, bzw dessen Entwicklung schon. So etwas gerade zu ziehen ist schon im Aquarium eine zähe Geschichte, im Teich hat es definitiv weniger Möglichkeiten zur Einflußnahme.
Vielleicht komme ich ja auch mal dazu den Zustand meines Teichleins genauer zu schildern.
Mit freundlichem Gruß, Nik