AW: Lotos - wie richtig halten?
Hallo,
wer schon mal mit dem Lotoseffekt gespielt hat, wird vielleicht folgende Beobachtung gemacht haben: Bedeckt man bei einem sonnenbeschienenem Lotosblatt das helle Mal in der Mitte mit Wasser, so kann man dort Gasblasen aufsteigen sehen (siehe Foto).
Je nach Wetterlage kann es mehr oder weniger "blubbern". Das Gas was dort austritt ist Luft, die die Lotospflanze zur Belüftung ihrer Rhizome braucht. Aber wie kommt die Luft in die Rhizome und woher kommt der Druck?
Dahinter steckt ein genialer Trick, der einen wenig bekannten physikalischen Effekt verwendendet, den Knudsen-Effekt. Angesaugt wird die Luft von der gesamten Blattfläche. Die Spaltöffnungen sind gerade so groß, dass kühle Luftteilchen hindurchpassen, leicht erwärmte dagegen nicht mehr. Man kann es sich in etwa so vorstellen: Ein Golfer, der putten will, schlägt den Ball langsam, damit er ins Loch fällt. Wenn er ihn zu schnell schlägt, würde er aus dem Loch wieder herausspringen. Die Luft, die durch die Spaltöffnungen in ein Lotosblatt gelangt, wird im Inneren durch die Sonneneinstrahlung erwärmt und kommt durch die Spaltöffnungen nicht mehr heraus. Sie muss einen Umweg nehmen über die äußeren Luftkanäle des Blattstängels in das Rhizom und durch die inneren Luftkanäle bis zu dem hellen Mal in der Blattmitte, wo sie wieder heraus kann.
Die austretende Luft hat auch einen sehr charakteristischen Geruch, den man in Gewächshäusern, in denen Lotos gehalten wird, sehr deutlich wahrnimmt. Auch andere Wasserpflanzen benutzen diesen Trick für die Belüftung der unter Wasser liegenden Teile, aber nur bei Lotos ist er so einfach zu sehen.
Denjenigen, die ihn noch nicht gesehen haben, wünsche ich viel Spass bei der Entdeckung des Knudsen-Effekts. Nächste Woche soll es sonnig werden...
Viele Grüße,
Kai