Nymphaion
Mod-Team
- Dabei seit
- 17. Mai 2005
- Beiträge
- 1.456
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- 87757
- Teichtiefe (cm)
- 3
- Teichvol. (l)
- 25.000.000
- Besatz
- Karpfen, Schleien, Rotfedern, Krebse, Amphibien
AW: Teichpflanzenzentrale Erfahrungen?
Hallo Burki,
wir müssen uns entscheiden welche Art Ärger wir wollen: entweder wir machen Vorkasse mit der Bestellung und haben dann einen verärgerten Kunden wenn wir nicht sofort liefern können. Oder wir schicken die Zahlungsaufforderung erst wenn die Pflanzen tatsächlich zum Versand anstehen - und dann sind die Kunden sauer weil nicht sofort eine Mail kommt. Wie man es macht, man macht es falsch. Das Problem liegt daran dass im Frühling alle ihre Pflanzen haben möchten. Ich kann ja nicht wahnsinnig viel Personal für vier Wochen einstellen, damit den ganzen Versand machen und dann alle wieder rausschmeissen (abgesehen davon dass das unanständig ist, würde ich auch nicht soviel Leute finden. In unserer Region liegt die Arbeitslosigkeit bei 1,9 %, Arbeitskräfte sind also absolute Mangelware). Das Problem habe aber nicht nur ich, das haben alle Versandgärtnereien. Im Frühling gibt es einfach einen Auftragsstau.
Der übliche Ablauf in der Saison ist etwa so: ab Februar laufen die ersten Aufträge ein. Wir schreiben zwar dazu wann welche Pflanzen lieferbar sind, aber das lesen nur die wenigsten, und wenn doch, dann haben sie es bald wieder vergessen. In dieser Zeit entstehen die Aufträge, die uns das meiste Kopfzerbrechen machen: bunte Mischungen mit den unterschiedlichsten Versandzeiten. Eine klassische Kombination ist Lotosblume (Versand ab Ende März) mit tropischer Seerose (Versand ab Mitte Mai), ein paar Stauden (Versand ab April) und etwas Dünger (immer lieferbar). Was tun? In mehrere Lieferungen aufspalten bedeutet für uns mehrfache Versandkosten, da müssen wir den Kunden vorher fragen. Das heißt telefonieren oder eine Email schreiben, kostet also Zeit. Wenn wir aufspalten dürfen muss der Auftrag geteilt und entsprechend neue Teilaufträge, Lieferscheine und Rechnungen erstellt werden, kostet auch Zeit. In der Regel wird das Paket aber verschickt wenn alles aus der Bestellung lieferbar ist (die meisten Kunden sind nicht bereit zwei- oder dreimal Porto zu bezahlen).
Sobald die ersten Teichpflanzen im Gartencenter auftauchen werden viele Kunden unruhig. Ist mein Auftrag angekommen? Wo bleiben die Pflanzen? Jetzt kommen die ersten Emails und Telefonate mit dieser Frage. Die Antworten fressen Zeit, die an anderer Stelle fehlt. Seit diesem Jahr haben wir an drei Tagen in der Woche wenigstens eine Sekretärin die mir diese Anrufe abnimmt. Früher gab es Tage an denen ich ständig vom Versand weg musste um ewig die gleiche Frage zu beantworten: `ja, der Auftrag ist angekommen. Er ist aber wegen der Seerose noch nicht unterwegs, die gibt es erst ab Mai. Doch, das steht so auf der Internetseite.` Besonders nett war, dass ich jedesmal von der Versandhalle ins Büro laufen musste und dort den Auftrag nachschlagen (Papier in der nassen Versandhalle geht absolut nicht). Heute nimmt mir die Sekretärin diese Anrufe ab - in der Zeit, in der sie eigentlich die Rechnungen für den Tagesversand schreiben sollte.
Je weiter der Frühling voranschreitet, desto mehr Anrufe dieser Art kommen. Ab Mai bricht bei einigen Panik aus, weil sie denken der Sommer sei praktisch schon vorbei. Zu dem Zeitpunkt denken viele Unterwasserpflanzen noch nicht mal ans Austreiben. Im Mai erreichen Anrufe und Emails ihren Höhepunkt. Das Internet hat den Versandhandel in absurder Weise beschleunigt. Die meisten Anbieter im Internet sind Händler. Ihre Ware wird von anderen produziert, wenn sie etwas online stellen, dann haben sie es auf Vorrat da. Wir sind nicht nur Anbieter, wir produzieren unsere Waren auch überwiegend selbst. Was wir im Winter in den Katalog stellen muss zum Teil erst im Frühling wachsen. So schnell wie ein Händler können wir daher nie sein. Ende Mai ist dann aber alles endlich lieferbar und wir verpacken, verpacken, verpacken. Im Moment beginnt mein Arbeitstag morgens um sechs und endet nachts um elf.
Was den Versand auch schwierig macht sind die vielen Feiertage im Frühling. Im Extremfall sind sechs Wochen durch Feiertage verkürzt: Karfreitag, Ostermontag, Maifeiertag, Auffahrt, Pfingstmontag und Fronleichnam. Am Tag vor einem Feiertag brauchen wir keinen Versand zu machen, denn die Pakete holt die DHL immer erst am folgenden Vormittag bei uns ab. Ein Versand am Freitag geht auch nicht, dann liegen die meisten Pakete übers Wochenende bei der DHL herum. Das reduziert die Anzahl der möglichen Versandtage gewaltig. In einer normalen Woche sind es vier Tage (Montag bis Donnerstag). In der Karwoche sind es drei Tage, in der Woche nach Ostern und Pfingsten drei Tage, in der Woche mit dem Maifeiertag variiert es von Jahr zu Jahr (oft sind nur zwei Tage möglich) und die Wochen mit Auffahrt und Fronleichnam reduzieren die möglichen Versandtage auch auf zwei. Sechs Wochen haben normalerweise 24 Versandtage. Diese sechs Wochen mit Feiertagen haben zusammen nur 15 mögliche Versandtage. Wer tote Waren verschickt hat es deutlich leichter, und muss auf Feiertage keine Rücksicht nehmen.
Wir sind natürlich jedes Jahr am Diskutieren wie wir den Versand beschleunigen können. Interne Abläufe haben wir beschleunigt, jedes Jahr kommen weitere Mitarbeiter dazu, wir können jedes Jahr in kürzer Zeit mehr versenden als im Jahr davor. Was bleibt sind aber die Probleme mit den spät austreibenden Pflanzen und den gemischten Bestellungen. Ab Winter nutzen wir ein neues Shopsystem das solche gemischten Bestellungen unmöglich macht (d.h. die Bestellung wird automatisch in mehrere Teile gespalten und der Kunde muss zustimmen bevor er den Auftrag abschicken kann). Bei den spät austreibenden Pflanzen sehe ich nur zwei Möglichkeiten: entweder im Gewächshaus vorziehen oder ganz aus dem Sortiment nehmen. Aus dem Sortiment nehmen würde bedeuten dass wir fast keine Unterwasserpflanzen mehr anbieten - wie fast alle anderen Wassergärtnereien auch.
Hallo Burki,
wir müssen uns entscheiden welche Art Ärger wir wollen: entweder wir machen Vorkasse mit der Bestellung und haben dann einen verärgerten Kunden wenn wir nicht sofort liefern können. Oder wir schicken die Zahlungsaufforderung erst wenn die Pflanzen tatsächlich zum Versand anstehen - und dann sind die Kunden sauer weil nicht sofort eine Mail kommt. Wie man es macht, man macht es falsch. Das Problem liegt daran dass im Frühling alle ihre Pflanzen haben möchten. Ich kann ja nicht wahnsinnig viel Personal für vier Wochen einstellen, damit den ganzen Versand machen und dann alle wieder rausschmeissen (abgesehen davon dass das unanständig ist, würde ich auch nicht soviel Leute finden. In unserer Region liegt die Arbeitslosigkeit bei 1,9 %, Arbeitskräfte sind also absolute Mangelware). Das Problem habe aber nicht nur ich, das haben alle Versandgärtnereien. Im Frühling gibt es einfach einen Auftragsstau.
Der übliche Ablauf in der Saison ist etwa so: ab Februar laufen die ersten Aufträge ein. Wir schreiben zwar dazu wann welche Pflanzen lieferbar sind, aber das lesen nur die wenigsten, und wenn doch, dann haben sie es bald wieder vergessen. In dieser Zeit entstehen die Aufträge, die uns das meiste Kopfzerbrechen machen: bunte Mischungen mit den unterschiedlichsten Versandzeiten. Eine klassische Kombination ist Lotosblume (Versand ab Ende März) mit tropischer Seerose (Versand ab Mitte Mai), ein paar Stauden (Versand ab April) und etwas Dünger (immer lieferbar). Was tun? In mehrere Lieferungen aufspalten bedeutet für uns mehrfache Versandkosten, da müssen wir den Kunden vorher fragen. Das heißt telefonieren oder eine Email schreiben, kostet also Zeit. Wenn wir aufspalten dürfen muss der Auftrag geteilt und entsprechend neue Teilaufträge, Lieferscheine und Rechnungen erstellt werden, kostet auch Zeit. In der Regel wird das Paket aber verschickt wenn alles aus der Bestellung lieferbar ist (die meisten Kunden sind nicht bereit zwei- oder dreimal Porto zu bezahlen).
Sobald die ersten Teichpflanzen im Gartencenter auftauchen werden viele Kunden unruhig. Ist mein Auftrag angekommen? Wo bleiben die Pflanzen? Jetzt kommen die ersten Emails und Telefonate mit dieser Frage. Die Antworten fressen Zeit, die an anderer Stelle fehlt. Seit diesem Jahr haben wir an drei Tagen in der Woche wenigstens eine Sekretärin die mir diese Anrufe abnimmt. Früher gab es Tage an denen ich ständig vom Versand weg musste um ewig die gleiche Frage zu beantworten: `ja, der Auftrag ist angekommen. Er ist aber wegen der Seerose noch nicht unterwegs, die gibt es erst ab Mai. Doch, das steht so auf der Internetseite.` Besonders nett war, dass ich jedesmal von der Versandhalle ins Büro laufen musste und dort den Auftrag nachschlagen (Papier in der nassen Versandhalle geht absolut nicht). Heute nimmt mir die Sekretärin diese Anrufe ab - in der Zeit, in der sie eigentlich die Rechnungen für den Tagesversand schreiben sollte.
Je weiter der Frühling voranschreitet, desto mehr Anrufe dieser Art kommen. Ab Mai bricht bei einigen Panik aus, weil sie denken der Sommer sei praktisch schon vorbei. Zu dem Zeitpunkt denken viele Unterwasserpflanzen noch nicht mal ans Austreiben. Im Mai erreichen Anrufe und Emails ihren Höhepunkt. Das Internet hat den Versandhandel in absurder Weise beschleunigt. Die meisten Anbieter im Internet sind Händler. Ihre Ware wird von anderen produziert, wenn sie etwas online stellen, dann haben sie es auf Vorrat da. Wir sind nicht nur Anbieter, wir produzieren unsere Waren auch überwiegend selbst. Was wir im Winter in den Katalog stellen muss zum Teil erst im Frühling wachsen. So schnell wie ein Händler können wir daher nie sein. Ende Mai ist dann aber alles endlich lieferbar und wir verpacken, verpacken, verpacken. Im Moment beginnt mein Arbeitstag morgens um sechs und endet nachts um elf.
Was den Versand auch schwierig macht sind die vielen Feiertage im Frühling. Im Extremfall sind sechs Wochen durch Feiertage verkürzt: Karfreitag, Ostermontag, Maifeiertag, Auffahrt, Pfingstmontag und Fronleichnam. Am Tag vor einem Feiertag brauchen wir keinen Versand zu machen, denn die Pakete holt die DHL immer erst am folgenden Vormittag bei uns ab. Ein Versand am Freitag geht auch nicht, dann liegen die meisten Pakete übers Wochenende bei der DHL herum. Das reduziert die Anzahl der möglichen Versandtage gewaltig. In einer normalen Woche sind es vier Tage (Montag bis Donnerstag). In der Karwoche sind es drei Tage, in der Woche nach Ostern und Pfingsten drei Tage, in der Woche mit dem Maifeiertag variiert es von Jahr zu Jahr (oft sind nur zwei Tage möglich) und die Wochen mit Auffahrt und Fronleichnam reduzieren die möglichen Versandtage auch auf zwei. Sechs Wochen haben normalerweise 24 Versandtage. Diese sechs Wochen mit Feiertagen haben zusammen nur 15 mögliche Versandtage. Wer tote Waren verschickt hat es deutlich leichter, und muss auf Feiertage keine Rücksicht nehmen.
Wir sind natürlich jedes Jahr am Diskutieren wie wir den Versand beschleunigen können. Interne Abläufe haben wir beschleunigt, jedes Jahr kommen weitere Mitarbeiter dazu, wir können jedes Jahr in kürzer Zeit mehr versenden als im Jahr davor. Was bleibt sind aber die Probleme mit den spät austreibenden Pflanzen und den gemischten Bestellungen. Ab Winter nutzen wir ein neues Shopsystem das solche gemischten Bestellungen unmöglich macht (d.h. die Bestellung wird automatisch in mehrere Teile gespalten und der Kunde muss zustimmen bevor er den Auftrag abschicken kann). Bei den spät austreibenden Pflanzen sehe ich nur zwei Möglichkeiten: entweder im Gewächshaus vorziehen oder ganz aus dem Sortiment nehmen. Aus dem Sortiment nehmen würde bedeuten dass wir fast keine Unterwasserpflanzen mehr anbieten - wie fast alle anderen Wassergärtnereien auch.