Zwischenbericht - Fotos gibt s heute Abend.
kennt Ihr das auch, dass einem ein Gedanke durch den Kopf schießt und man ihn
in der Sekunde, wo er da ist schon verwirft?
Als ich heute Morgen ins Esszimmer zur ersten Fütterung kam, sass Wynni nach wie vor auf der Korbkante -
nur auf einer anderen Seite, als gestern Abend.
Sofort als ich rein kam, sperrte sie den Schnabel auf und bettelte mit den Flügeln.
Was auffällt: sie gibt keinen Ton beim Betteln von sich - sie ist wie "stimmlos".
Mit großem Appetit fraß sie ihr erstes Frühstück - und es war wieder, wie gestern Abend - sie sperrte den
Schnabel auf und ich hatte das Gefühl, in erster Linie richtet sie den Schnabel dem Geräusch entgegen - das
Futtertier muss schon passend kommen, damit sie es mit riesen Appetit verschlingt.
Da sie nach dem 2. Happen nicht mehr mit Schnabel aufsperren reagiert, habe ich
1. meine neu erworbenen Erfahrungen im Insektenkugeln drehen wieder vorgekramt - allerdings deutlich kleinere
Kugeln, als bei Tom und
2. gehe ich nach dem 2. Happen raus, warte ein oder zwei Minuten und komme dann wieder rein - sofort
wird wieder gebettelt und gefuttert.
Ich glaube, in erster Linie reagiert sie auf Geräusche und Erschütterungen.
Wenn es sehr hell ist (Sonne), habe ich das Gefühl, dass sie mit dem rechten Auge auch auf Bewegung anspricht.
Das linke Auge macht sie bei Helligkeit eher zu.
...um jetzt auf meine Eingangsfrage zurück zu kommen:
den Bruchteil einer Sekunde ging mir heute Morgen die Frage durch den Kopf, die ich mir wirklich noch niemals
zuvor bei einem Zögling auch nur ansatzweise gestellt habe - egal was er hatte - solange er einen zuversichtlichen,
aktiven und zufriedenen Eindruck machte:
ob man die Kleine damit nicht erlösen sollte?
Aber schon, als ich das dachte verwarf ich den Gedanken wieder, als ich in ihr waches, klares,
vertrauenvoll mich anblickendes Auge sah.
Mit welchem Recht sollte ich entscheiden, ob sie weiter leben kann/darf, wenn sie selber so deutlich zeigt,
dass sie kämpfen will?
Würde sie apathisch in der Ecke sitzen, nicht essen wollen - etc. - für mich wäre die Entscheidung, ihr zu helfen zu
gehen sonnenklar - aber so?
Sie scheint zu wissen, dass sie noch eine Chance hat - andernfalls würde sie nicht mehr kämpfen.
(Das habe ich übrigens bei Wild- wie bei Haustieren schon unendlich oft erlebt, dass sie selbst wissen, wann es besser ist,
zu gehen).
Nach den Überlegungen stand auch mein "Plan" und ich rief meinen Tierarzt an.
Ich schilderte ihm die Vorgeschichte, die derzeitige Situation und meine Eindrücke.
Natürlich auch meine Überlegungen dazu und, dass ich angesichts ihres Lebenswillens
dazu tendiere, wo es geht, ihr Hilfestellung zu geben
(die keinen übermäßigen Stress für den Vogel bedeutet wie invasive Eingriffe oder so)
und abzuwarten, ob der Körper sich selber helfen kann und noch was regeneriert.
Ansonsten auf Wynni hören und zulassen, was sie will:
wenn sie
fliegen will, soll sie fliegen.
Wenn sie sicher starten und landen kann und dann raus will, kann sie raus - auch auf das Risiko, dass
sie abgegriffen wird - dann war sie aber wie lange auch immer - glücklich und frei ....
....und vielleicht regeneriert sich alles so, dass sie damit klar kommt und vielleicht bringt ihr Name ihr das Quentchen Glück, was
sie braucht......
Nach dem Gespräch schnappte ich mir Wynni und fuhr zu meinem TA raus.
An Karton, Nest oder sonstige Behältnisse war bei Wynni nicht zu denken - sie will nirgendwo drin sitzen.
Also nahm ich den Korb mit Wynni auf dem Rand, trug ihn so zum Auto und stellte sie auf den
Beifahrersitz.
Als ich losfuhr, hatte sie aber dann doch etwas Mühe, sich auf der Stange zu halten - also hielt ich ihr
meine rechte Hand hin (den Autobauern sei Dank, dass es Automatik gibt
), sie kletterte, als sie die Hand an
den Zehen fühlte rauf, kuschelte sich in die Handfläche und blieb die ganze 20 Minutenfahrt dort sitzen,
steckte den Kopf ins Gefieder und schlief.
Beim TA sass sie dann wieder auf ihrer Korbkante, wo sie auch gleich etwas von dem mitgenommenen
Futter nahm.
Der Tierarzt stimmte mir mit meiner Einschätzung ihres Gesamtzustandes voll zu:
Gefieder in Ordnung, wirkt lebhaft und "zufrieden", guter Ernährungszustand und keine
körperlichen AUffälligkeiten - bis auf die Augen.
Auch an den Augen ist so äußerlich nichts erkennbar - außer, dass sie das linke Auge öfter zu hat und es, wenn es
offen ist, minimalst kleiner wirkt, als das andere Auge, aber genau so blank und klar ist.
Mein TA meinte, die Ursache für das Zukneifen und die optische Verkleinerung könnten Schmerzen in dem Auge sein.
Aktuell blöd für Wynni - hat aber sein Gutes: wo was schmerzt, ist nicht alles tot.
Und was nicht tot ist, hat theoretisch eine Chance auf Regeneration und Heilung
Sie soll jetzt täglich die nächsten 3 Tage oder bis die erste Besserung eintritt einen Tropfen von dem Vit. B Komplex
(hatte ich ihr gestern auch schon mit gegeben)
bekommen - im Normalfall wäre das zu viel, da sie eigentlich keine Störungen aufweist, die auf einen Mangel hindeuten,
aber, da eine Nervenschädigung wahrscheinlich ist, hilft Vit. B hier bei der Heilung.
Dann verschwand mein TA in seiner "Apotheke". Als er zurück kam, hielt er ein Fläschchen in der Hand und sprühte daraus
einen Sprühstoss in Wynni s Gesicht (und ich war gleich mit eingenebelt), stellte mir die Flasche hin und meinte:
3 x täglich
ich:
"Das ist ....... (Namen habe ich schon wieder vergessen). wird auch direkt in die AUgen eingebracht, kann innerlich
verabreicht werden und liefert alle Informationen, die der Körper braucht, um an der Heilung zu arbeiten"
Also im Prinzip wohl ähnlich wie bei Homöopathie, nur dass hier keine hochpotenzierten Informationen drin stecken,
sondern es eher Richtung Phytotherapie geht.
Da ich am Sonntag meinen TA nicht noch länger aufhalten wollte (finde ich schon nett, dass ich vorbei kommen durfte),
habe ich das erstmal so hingenommen - er weiss schon, was er tut - ich kenne ihn ja nicht erst seit gestern
Morgen Nachmittag will er mir Infos zu dem Mittel vorbeibringen - er hatte die Broschüre nur gerade nicht in der Praxis.
Ach ja, und während mein TA mir da so erklärte, hob Wynni plötzlich ab und flog über den Trensen, bog nach
links ab und verschwand in den Tiefen der Praxis
Ich ging sie dann erstmal suchen und fand sie auf einem Prospektständer sitzend - also zumindest ist sie nirgends
gegen geflogen und nicht abgestürzt
Die Rückfahrt verlief wie die Hinfahrt und zu Hause habe ich sie mit ihrem Körbchen im Esszimmer auf die
Fensterbank des Südfensters verfrachtet.
Dort hat sie Sonne (wenn die Sonne scheint) - leider nur durchs geschlossene Fenster, aber einen Abflug will ich
im Moment wirklich nicht riskieren - und in der Küche daneben habe ich bei geöffneter Esszimmertür das Fenster
gekippt, damit sie von dort auch die Geräusche von draußen hat.
Es scheint ihr zu gefallen.
SIe sitzt dort, hat einen deutlich entspannteren, geraderen Rücken (nicht mehr diese deutliche Krümmung) und
wartet gelassen, dass ich alle 20 - 30 Minuten komme und sie füttere.
Zum Koten begibt sie sich auf die andere Seite des Korbes und geht dann zurück auf ihren Sitzplatz.
Es scheint ihr dort also zu gefallen
Soweit der Zwischenbericht - wie gesagt, Fotos heute Abend.