Was für ein Tag - mal wieder alles, aber auch alles anders, als geplant.......
Ich versuche mal von vorne:
Als ich heute Morgen ins Eßzimmer kam, war noch völlige Ruhe.
Ich hatte vorher schon in der Küche Futter vorbereitet und dieses dann im Gehege auf mehrere Schüsseln verteilt.
Dann habe ich zunächst die Flexibox mit den Schwalben genommen, vorne ins Gehege gehalten und auf gemacht:
Alle vier kamen regelrecht raus geschossen und "flughüpften" auf die andere Seite, wo sie allerdings dann auch sofort, nachdem jeder auf irgendeinem Ast, Zweig oder Rindenstück einen Platz gefunden hatte, zur Ruhe kamen

Helga und Chip oder Chap waren die ersten, die sich über eine Futterschale her machten.
Trixie, Sid und Fiete hockten mit grossen AUgen unter dem Tischchen und konnten die Invasion kaum fassen
Dann öffnete ich die Flexibox von Stelzi und auch sie schoss raus ins Gehege, wo sie sofort auf der Topfkante vom
Ahorn landete und sich umschaute.
Die nächsten Vormittagsstunden vergingen mit "Beschnuppern", Gehege erkunden und Gefiederpflege - also alles im grünen Bereich

Die Reise haben sie offensichtlich alle gut überstanden.
Ich beobachtete erst mal nur.
Dabei fielen mir zwei Dinge auf:
1. Füssi hatte Probleme, sich das FUtter aus der Schale zu holen, weil sie schwer da hoch kam und
2. sie wird gemobbt. Chip oder Chap (die beiden kann ich noch nicht auseinander halten), Trixie, Sid und 2 x auch Helga giften sie massiv an, wenn sie im Weg ist
Die Kleine kann aber mit ihrem einen Bein nur schwer weg - wenn der Druck zu hoch wird, "fliegt" sie weg - ein kleines Stück knapp über dem Boden.
Mehr geht nicht, da die Federn ziemlich kaputt sind.
Das wusste ich schon - das liegt wohl in erster Linie daran, dass sie zur Fortbewegung sich viel mit den Flügeln abgestützt hat.
Ich konnte aber sehen, dass sie, wenn sie auf sehr groben Rinden läuft, die Flügel nicht braucht als Stütze - also vielleicht können dann im Frühjahr heile Federn nachwachsen
Das Futterproblem hätte ich einfach lösen können, indem ich an einer Stelle einfach die Futtertiere direkt auf dem Boden auf einem Tuch ausstreue.
Aber das Mobbing?
Ich beschloss, das andere große Flexarium rüber zu holen, und Fiete und Füssi dort ein eigenes Reich einzurichten.
Hat dann auch den Vorteil, dass ich es ausschließlich auf ihre Bedürfnisse einrichten kann.
Gesagt, getan.
Das 2. Flexi baute ich dort auf, wo Fussel vorher ihr Flexi hatte.
Ich habe es erst mal mit flachen Rinden an der Kante, Heidegrund (Späne und Moose) in der Mitte, ein paar Heuecken und einem Handtuch unter der Bade- und Futterschale, sowie einer Bandagierunterlage als Klettertuch ausgerüstet. In der Mitte steht eine Wärmeplatte, links die Tageslichtröhre mit UV und rechts eine Rotlichtlampe (die aber noch nicht an ist - da brauche ich auch erst die Körbe, da ja auch Füssi etwas "hüpffliegt".
Außerdem habe ich den zweien Fietes alte Mütze als Unterschlupf mit rein gelegt. Mit der Mütze als Nestchen kam sie ja her.
Nun werde ich die nächsten Tage beobachten, womit die Zwei am besten klar kommen und was sie am liebsten mögen und dann entsprechend modifizieren.
Zuletzt gab es noch die Badewanne und frische Futtertiere rein.
Dann machte ich mich ran, die zwei aus dem großen Gehege zu holen.
Füssi konnte ich problemlos greifen -weniger, weil sie zutraulich war, sondern eher, weil sie damit nicht gerechnet hatte.
Ich setzte sie rüber und sie fiel erst mal begeistert über die Futtertiere her, die da frisch auf dem Handtuch lagen und damit leicht erreichbar waren.
Dann kam Fiete dran: Fiete haute sofort ab - und ich brauchte zwei Anläufe, bis ich sie zu fassen hatte.
Als ich Fiete raus nahm, fiel mein Blick auf ihr Füsschen und ich traute meinen Augen nicht

Rund um die eine nach hinten gerichtete Zehe war eine riesige (etwa wie eine grosse Erbse oder eine kleine Haselnuss) blumenkohlartig gefurchte "Kugel".
Ich dachte zuerst, das ist ein Kotballen wie bei den Wellensittichen - wobei ich mir nicht erklären konnte, wo der herkommen sollte, denn das Gehege ist absolut sauber.
Ich wollte gerade ein wenig warmes Wasser in eine Schale füllen, um das anzuweichen, als ich sah, dss ich But in der Hand hatte

Dieses Gebilde war an einer Stelle eingerissen und blutete! ...und das nicht zu knapp.
Ich war gelinde gesagt: entsetzt!
Zumal Vögel wirklich sehr schnell verbluten. Erstmal drückte ich mit einer Hand vorsichtig ein Küchenpapier auf die Stelle, damit die Blutung etwas Gegendruck hat.
Parallel füllte ich mit der anderen Hand eine Müslischale mit warmem Wasser, griff mir die Flasche mit der Hirtentäschel-Urtinktur und gab davon was in das Wasser.
Dann hielt ich das Füsschen da rein.
Nahezu sofort stand die Blutung ----- (Erleichterungssmiley fehlt)
Jetzt schaute ich mir das Gebilde genauer an:
Es war derb, schien gut durchblutet und umschloss die gesamte rückwärtige Zehe - nur die Krallenspitze schaute am Ende raus

Auf der anderen Seite schien die Zehe nur noch an einem hauchdünnen Stück Haut zu hängen (Blutgefäss? Sehne?) - ich war mir ziemlich sicher, dass die Zehe nicht mehr wirklich mit dem Fuss verbunden ist

Ich war entsetzt!
Sofort griff ich zum Hörer und rief bei meinem TA an - auf beiden Nummern.
Leider meldete sich keiner.
Also erstmal kühlen Kopf bewahren:
1. es blutet nicht mehr.
2. Fiete scheint keinerlei Schmerzen zu haben und wirkt auch nicht geschwächt
also 3. erstmal in das neue Flexi in ihre Kuschelmütze mit einem kleinen Stück Küchenpapier unter dem Füsschen.
Füssi gesellte sich sofort zu Fiete und die zwei sassen da und kuschelten und quatschten - und ich konnte jetzt erst mal in Ruhe nachdenken:
Ich konnte mir partout nicht erklären, wie ich DAS riesen Gebilde übersehen haben konnte - ich meine so etwas wächst ja nicht über Nacht?
Aber ich habe definitiv nichts gesehen und Fiete war jeden Tag wie immer - absolut unauffällig im Verhalten.
Eine gigantische Umfangvermehrung - offenbar durchblutet - mir gingen die wildesten Sachen durch den Kopf

Was tun? Auf jeden Fall musste das Ding weg. Würde Fiete sich das im Gehege noch mal aufreißen und ich stehe nicht daneben, verblutet sie mir wohlmöglich.
Wenn der Zeh wirklich, wie ich annahm nur noch an einer Sehne hing, dann musste der ganze Zeh ab.
Das geht nur mit Kauter, damit man die Gefäße sofort verödet bekommt, damit sie nicht verblutet.
Ich musste also noch einen TA auftreiben.
Als ich noch so überlegte, rief mein TA zurück, weil er meine Nr. auf dem Handy gesehen hatte - DANKE

Ich schilderte ihm das und er meinte sofort: um 5 sei er zurück, ich könne dann sofort kommen.
Bis dahin behielt ich Fiete gut im Auge.
Zum Glück ging da nichts mehr auf.
Kurz vor halb 5 habe ich dann das kleine Transportflexi mit einem Handtuch ausgelegt und die zwei da rein gesetzt.
Als ich Fiete in der Hand hatte sah ich, dass dieses riesen Gebilde ganz klein geworden war - höchstens noch etwas mehr als stecknadelkopfgroß.
Es war offensichtlich ein Abzeß!, der aufgegangen ist ...."Erleichterung".....
Ich packte den beiden noch ihre Kuschelmütze ein und dann ging es los.
Mein TA bestätigte meinen Verdacht mit dem Abzeß.
Und es war tatsächlich so, dass die Zehe nicht mehr am Fuss war, sondern nur noch an einer dünnen Sehne zu hängen schien.
Also ich vermute, irgendwo muss Fiete irgendwann in den letzten Tagen mit der Zehe hängen geblieben sein und sich die Zehe abgerissen haben

Ein Abzeß erklärt natürlich auch, warum ich vorher nichts gesehen habe.
Abzesse können ja wirklich "über Nacht" explodieren.
Da sie sich immer normal bewegte und nicht auffällig verhielt, hätte ich einen kleinen Abzess unter dem Fuß erst gesehen, wenn ich sie in der Hand habe - und in der Hand habe ich sie nur, wenn ich sie zum Grundreinmachen raus nehme.
Wie auch immer - die Zehe war ab und würde auch nicht wieder anwachsen.
Also hat mein TA diesen dünnen "Faden", der die Zehe noch am Fuß hielt, mit dem Kauter durchtrennt.
Das ging super schnell,war absolut sauber, kein Blut und Fiete verhielt sich keine Sekunde auffällig.
Als ich sie zurück setzte, lief sie völlig normal und unauffällig zurück zu Füssi in die Kuschelmütze "Erleichterung!)
Wir unterhielten uns noch ein wenig, um zu beobachten, ob es so bleibt und nach 10 Minuten schaute mein TA sich das noch mal an.
Alles bestens.
Wenn keine unerwarteten Komplikationen auftreten, sollte es das gewesen sein.
Der restliche Fuß und das Beinchen sahen absolut unauffällig aus.
Ich bin dann mit den beiden wieder nach Hause.
Fiete hat noch Arnica bekommen und dann kamen die zwei zurück in ihr Flexi, wo sie erstmal über das Futter herfielen.
.....was für ein Horror!
Und ich habe mir dann erst mal einen

gekocht und eine

gegönnt.....und mich ins Eßzimmer gesetzt, um einfach alle ein wenig zu beobachten und durchzuatmen.
Im großen Gehege scheinen sich alle gut eingelebt zu haben.
Wobei Helga scheint sich eher für Rauchschwalben als für Sid zu interessieren.
Sie hielt sich immer an Chip (oder Chap?) und suchte auch die Nähe zu Trixie, die aber Helga giftig weg biss.
Trixie kletterte aber hoch zu den anderen auf das Tischchen und setzte sich in die Nähe der anderen Rauchschwalben.
Sid war einige Male oben, fand das da aber doof und hüpfte wieder runter.
Und der andere Ch (Chap?) sitzt am liebsten immer etwas abseits und beobachtet.
Stelzi ist durch das ganze Gehege gezogen und hat alles gejagt, was sich bewegt.
Zum Schlafen ist sie nach ganz oben unter die Decke des Geheges gegangen.
Ich bin ja mal gespannt, wie sich die Beziehungen weiter entwickeln.
Jetzt hoffe ich erstmal, dass Fiete das alles so gut überstanden hat, wie es heute den Anschein hatte.
Bei den Fotos unten sind noch welche von den letzten Tagen dabei - und natürlich die von heute.
Und meine Fliegenpuppenbestellung, die ich sofort gemacht habe, als ich wusste, wieviele Vögel ich dazu bekomme, ist auch angekommen - ca 1000 fette Goldfliegenpuppen