Rotfedern im Aquarium

AW: Rotfedern im Aquarium

Dauerhaft warm gehaltene heimische Fische fahren ihren Stoffwechsel laufend auf dem Maximum, sie altern deswegen extrem schnell (erreichen nie ihr mögliches Alter), die Abwehrkräfte werden geschwächt (hohe Anfälligkeit gegenüber Krankheiterregern) und die Fruchtbarkeit leidet

Ich bitte um einen konkreten Literaturverweis oder ähnliches der diese Aussage
wissenschaftlich belegt, danke.

Gruß
Andy
 
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Hi Shanana!
Wenn in dem Zimmer, wo das Aquarium steht,
durchschnittlich EINIGERMASSEN für Homo sapiens gemütliche Temperaturen (also über 18°C) herrschen
(und da kann OHNE weiteres über Nacht das Fenster offenstehen!),
kannst du den Heizer problemlos eleminieren:

SO schnell ändert der Wasserkörper im Aquarium seine Temperatur nicht!
Temperaturschwankungen im Raum werden durch die Wassermenge weitgehend ausgeglichen.
Abgesehen davon wirken elektrische Geräte im und am Aquarium auch wie sanfte Heizer:
Der Filter, Pumpen und nicht zuletzt die Beleuchtung heben die Temperatur oft schon um einige °C.

Leichte Temperaturschwankungen sind außerdem nur natürlich für die Bewohner im Becken,
und selbst die jahreszeitlichen Schwankungen gibt es in den Herkunftsländern der Tiere und Pflanzen (Regenzeit).
Viele brauchen das sogar, um in Vermehrungsstimmung zu kommen.
(Das gilt auch für die Beleuchtungsdauer: Langtags- und Kurztagspflanzen!)
Im Gegensatz dazu werden Tiere, die bei absolut gleichbleibender Temperatur ("elektronisch" geregelt) gehalten werden,
was völlig unnatürlich ist, extrem empfindlich selbst gegen kleinste Temperaturschwankungen
und bekommen echte Schwierigkeiten, wenn man sie z.B. weitergibt,
oder der Heizer ausfällt.

Außerdem ist die Löslichkeit von Gasen temperaturabhängig
und jedes °C mehr verringert den zur Verfügung Sauerstoff (Nitrifikation!)
und inbesonders (was im Aquarium viel mehr zählt) das CO2-Angebot.
Es spricht als einiges dafür, die Temperaturen eher niedrig zu halten
und oft ist gerade DAS das wirkliche Problem (z.B. im Sommer),
denn kühlen ist WEIT aufwändiger als heizen!

Abgesehen davon wirken elektrische Geräte im und am Aquarium auch wie sanfte Heizer:
Der Filter, Pumpen und nicht zuletzt die Beleuchtung heben die Temperatur oft schon um einige °C.
(Heb mal den Beleuchtungskörper hoch und halt schnell die Hand drunter!)


Ich selbst habe Aquarien (zeitweise bis zu 25 Stk. davon) seit ich 5 Jahre alt war
und habe unzählige tropische, auch seltene und schwierige Arten gezüchtet.
Meine kleinen Zuchtbecken stehen (nicht zuletzt zur Spannungsreduktion) auf einer Styroporplatte
und dahinter steckt eine schwarz bemalte Rückwand aus dem gleichen Material;
links und rechts sind die nächsten Aquarien mit der gleichen Temperatur
und oben drauf ist die gemeinsame Beleuchtung.
Die einzige Fläche, wo die Aquarien Wärme an den Raum abgeben können,
ist also die Frontscheibe, weshalb ich seit Jahrzehnten
- außer zur Zucht von ganz wenigen Arten, wie z.B. Kampffischen -
keine Heizer in meinen Becken einsetze.
 
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hallo der schwarzepeter

danke für deine antwort, sehr interessant!

welche temperaturen haben denn dann deine aquarien ?

ich würde den heizer ja gerne auch rausmachen, habe aber bedenken um das wohl der harnischwelse, da sie laut angaben gerne eine temperatur von min. 24 °C haben möchten.


und ja, die fische kommen im frühjahr wieder in den teich :)
 
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Hi Shanana!
Meine Thermometer laufen im Haus frei rum:
Meine Frau und Tochter zetern laut, wenn die Temperatur unter 21°C fällt.
Das Aquariumthermometer wird nur rausgekramt,
wenn wirklich temperaturbedürftige Fische* gepflegt bzw. gezüchtet werden
und selbst dann hängt der Heizer an der Beleuchtungsschaltuhr,
damit´s wenigstens ein bisserl schwankt.
( * Das sind SEHR SEHR wenige Arten und dazu gehören sicher nicht die Harnischwelse,
die sogar deutlich unter 18°C noch putzmunter sind:
Ancistrus dolichopterus im Büro, wo über Weihnachten nicht geheizt wird.)

Mit fallen noch 2 Argumente für das NICHT-Heizen ein:
  1. Aus nicht geheizten Aquarien verdunstet VIEL weniger Wasser,
    was sich besonders bei offenen Becken (die ich sehr liebe) sehr stark bemerkbar macht.

  2. In nicht geheizten Aquarien wachsen viele Pflanzen besser,
    da es es kaum Temperaturunterschiede zwischen dem Wasserkörper und dem Substrat gibt.
    Darauf sind offenbar viele Pflanzen empfindlich.
@ Andy: Ich habe zwar keinen Literaturverweis zur Hand
und auch mit der längerdauernden Pflege einheimischer Fische im Aquarium keine Erfahrung,
aber ich weiss aus der Aquaristik von vielen Arten (z.B. der eierlegenden Zahnkarpfen,
die ja doch irgendwo mit den Karpfen, sprich Koi und Goldis verwandt sind),
dass eine zu hohe Haltungstemperatur zwar zu raschem Wachstum und großen Tieren führt,
die aber fett und träge sind und vor allem nicht die Farbenpracht zeigen,
die sie unter Aufzugt bei niedrigeren Temperaturen erreichen.

Viele Tiere der gemäßigten Breiten benötigen auch eine Phase kühlerer Temperatur,
um überhaupt in Fortpflanzungsstimmung zu kommen.
Das kenne ich aus der Literatur von Stichlingen und Elritzen
und vor allem von Amphibien (konkret Molchen und Unken)
und Reptilien (konkret griechische Landschildkröte und Europäisches Chamäleon.)
(=> Google)

Nachdem ich mich jahrelang mit der Zucht schwieriger, teilweise frisch importierter Arten beschäftigt habe,
weiss ich, dass man einfach gut beraten ist, ihnen möglichst genau die Umweltfaktoren ihrer Heimat nachzubilden.
Deshalb werden ja auch bei jeder Fischfang-Expedition penibel die Wasserwerte gemessen und aufgezeichnet.
In wie weit man die dann nachbildet, hängt von den Werten und Möglichkeiten ab,
entscheidet nicht zuletzt massiv mit, ob man Erfolg hat, oder nicht.

Dem "Fischverbraucher" (zu denen DU sicher nicht gehörst!) mag das allerdings egal sein:
Der bekommt halt zum Geburtstag wieder ein Sackerl Fische
oder einen farbigen Karpfen in neuem Design,
weil die ja doch nicht ewig halten.
(Siehe auch Wikipedia
unter "Koi")

Auch wenn ich keinen Beleg dafür habe, liegt jedoch der Schluss einfach nahe,
dass man den Kaltwasserfischen NICHTS Gutes tut,
wenn die Tiere ungeachtet ihrer jahrmillonenlangen Entwicklung unter schwankenden Temperaturen,
seit wenigen Jahren im Haus bei höheren Temperaturen überwintert werden und ihnen die Winterruhe verwehrt wird.
 
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ich habe das heizelement herausgetan und werde weiter berichten.

gruß

marcel
 
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Hallo Peter,

wie ist das dann bei Fischen wie z.B. dem Wimpelkarpfen, der im
gesamten Jangtsekiang lebt und dort in den verschiedenen Klima-
zonen von Tibet, wo´s im Winter saukalt wird bis hin zu Teilen Chinas
wo es selten kälter als 20° ist? Angeblich ist er dort standorttreu,
wie man es auch von den Flußwelsen kennt.

Soll man da besser Tibet oder China im Teich nachahmen?

Klingt vielleicht etwas sarkastisch, aber ich meine die Frage
echt ernst und es ist ein wirklich interessantes Thema.

Gruß
Andy
 
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Hai Andy!
Offensichtlich gibt es Arten, die mehr als eine Klimazone bewohnen;
manche sind ja auch als sog. Kosmopoliten auf der ganzen Welt zu finden.
Unter Umständen ist dann aber trotzdem wichtig,
aus welchem Klima das gegenständliche Tier dann wirklich stammt:
Der Wildfang- Wimpelkarpfen aus den Bergen ist vielleicht eine Lokalrasse,
die Anpassungen an das rauhe Klima entwickelt hat
und wird bei dauerhaft über 20°C möglicherweise nicht glücklich sein
oder die Art ist einfach individuell so tolerant.
Davon kann man aber wohl nicht grundsätzlich ausgehen, oder?
Dagegen kann es wohl nicht falsch sein,
die ursprünglichen Lebensbedingungen nachzuahmen,
denn wir würden ja beim wärmeliebenden Unterlauf-Widfang auch nicht "ausprobieren" wollen,
was der bei +1°C für Augerln macht!

Allerdings kann man davon ausgehen,
dass sich Tierarten (!) im Zuge der Domestikation über Jahrzehnte bis Jahrtausende
an die Verhältnisse "gewöhnen", unter denen sie gehalten werden.

Um jetzt auf Koi und Goldi zurückzukommen:
Wikipedia schreibt: Die heute hauptsächlich gezüchteten Koi kommen aus Japan.
Nachdem wir doch wohl davon ausgehen können,
dass die dort weder die Teiche heizen (auf deratig dekadente Ideen kommen die Leute doch wohl nur bei uns!),
noch die Karpfen in ihre Papierhäuder nehmen, müssen wir folgern,
dass Koi (zumindest) das Klima in Japan "gewöhnt" sind.
Jetzt wird ja wohl nicht Sapporo mit einem minimalen Monatsmittel von -3°C DAS Koi-Zuchtzentrum sein,
aber auch nicht unbedingt Naha mit 17°C;
grundsätzlich hat´s dort eben ganz schön Frost
und keine 21°C das ganze Jahr.
 
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Ich bitte um einen konkreten Literaturverweis oder ähnliches der diese Aussage
wissenschaftlich belegt, danke.

Gruß
Andy

Hi Andy,

zufällig schon mal den Begriff "Dampfzüchterei" gehört.

Betrifft zwar ausschließlich das was schon bei der zu warmer Aufzucht von tropischen !!!! Aquarienfischen passiert, die nur wenige Grad !!!! (4-5 Grad:D) über den sonst gewohnten Wassertemperaturen aufgezogen werden, damit sie schneller Verkaufsreife erreichen. Kannst ja mal googln wie gut es solchen Fischen geht und es mit deren Lebenserwartung aussieht

Da kann man sich ausmalen was dann rauskommen muß wenn die heimischen Fische fast das doppelte der gewohnten Durchschnittstemperaturen aushalten müssen an die sie angepaßt sind

oder google mal nach Kaltwasseraquaristik - da gibts auch viel zu lesen über Temperaturansprüchen von heimischen Arten, aber Aquarianer die jahrelang erfolgreich heimische Kaltwasserfische halten haben davon in deinen Augen wahrscheinlich auch keine Ahnung davon was heimische Fische für Wassertemperaturen benötigen um artgerecht leben zu können

MfG Frank
 
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Hallo Peter,

Nachdem wir doch wohl davon ausgehen können,
dass die dort weder die Teiche heizen (auf deratig dekadente Ideen kommen die Leute doch wohl nur bei uns!),
noch die Karpfen in ihre Papierhäuder nehmen, müssen wir folgern,
dass Koi (zumindest) das Klima in Japan "gewöhnt" sind.

Habe mal eine Reportage von Japanischen Rinderzüchtern gesehen. Die Rinder bekommen jeden Tag eine Flasche Bier und werden 3 Std. am Tag gestriegelt. Das Fleisch kostet 500 Euro/kg und findet reißenden Absatz.
Wer so etwas macht, der heizt auch Teiche! Aber ich glaube schon das die Koi auf winterliche Temperaturen eingestellt sind.

Gruß Nikolai
 
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Die ARMEN Rinder!
Wie kriegen die die Flasche auf?
(Sicher mit Stäbchen, aber ein youtube-video wäre toll!)
... und dann häckseln die das 500 €/kg-Steak klein und woken es mit Sojasauce?

Wenn die Japaner die Koi AUCH täglich 3 Stunden striegeln,
würde das doch die gelegentlich exorbitanten Preise erlären! :D
 
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