Kurz vorab:
Fotos muss ich auf Morgen verschieben - ich muss dafür mit dem PC nach draußen, weil mein EMpfang hier drinnen mieserabel ist.
Habe eben nur für das Anmelden mal eben 5-10 Minuten gebraucht
Draußen ist mir das heute Abend aber zu dunkel und zu kalt - insofern lade ich morgen tagsüber hoch.
@Ida ich denke, da kommen verschiedene Komponenten zusammen.
Zum einen natürlich, da ich in der Facebookgruppe "Wildvogelhilfe-Notfälle" als Pflegestelle gelistet bin und auch als Schwalbenexperte verlinkt werde.
Da hier im Norden nur sehr wenige Pflegestellen sind, sind die, die es gibt natürlich sehr am Anschlag.
Also falls jemand Lust und Zeit hat, im Sommer als Pflegestelle zu fungieren - es wird überall gesucht
Den heftigen Parasitenbefall führe ich in allererster Linie darauf zurück, dass die Vögel zu wenig geeignete Nahrung (Insekten) für ihre Brut finden bzw. für die Futterbeschaffung lange Wege
fliegen müssen.
Dadurch entwickeln sich die Küken einige Tage langsamer und das reicht, damit die
Parasiten im Entwicklungswettlauf im Nest die Oberhand gewinnen können.
Zu diesem Schluss bin ich aufgrund meiner Beobachtungen hier vor Ort gekommen.
Dort, wo Vögel (Schwalben, Mauersegler, aber auch Meisen und Co.) in und an Bauernhöfen (also echten Bauernhöfen, nicht Agrarproduktionsindustrieanlagen - Höfen, wo noch massenweise Fliegen normal sind) mit Rinderhaltung oder in und an Pferdeställen brüteten, da haben sogar die Schwalben mit teilweise Null Ausfällen dicht an dicht gebrütet und zwei, sehr viele sogar drei gesunde Bruten hochgezogen.
Keine 2 km weiter im Stadtrandbereich an Wohnhäusern inmitten aufgeräumter Landschaft kam ein Notruf nach dem anderen: "Küken aus dem Nest "gefallen".
Diese Vögel brauchten einfach zu lange für jeden Happen Futter, den sie heranschafften.
Selbst meine Schwalben im Stall und auf der Diele bekommen ja schon oft Parasitenprobleme:
ich habe zu wenig Vieh/Pferde und entsprechend kaum Fliegen im Stall.
Meine Ländereien sind zwar renaturiert - aber inmitten aufgeräumter Agrarlandschaft ist meine "Insel" auch entsprechend stark frequentiert.
Wer keine Probleme hatte waren die Meisen und Sperlinge bei mir.
Die haben in den riesigen Brennesselgürteln massenweise Raupen gefunden.
Das 2. Problem war offenbar bundesweit, dass außergewöhnlich viele Zöglinge mit ZNS Störungen kamen - hier vermute ich stark, dass irgendwelche Vergiftungen eine Rolle spielten, die wir in der Form bisher nicht hatten.
Ich könnte mir vorstellen, dass hier irgendwelche neuen Gifte eingesetzt wurden, die die von der EU verbotenen 3 neonicotinoidhaltigen Produkte ersetzen.
Als 3. machte besonders den Gebäudebrütern extrem zu schaffen, dass zunehmend saniert und abgerissen und neu gebaut wird oder einfach, weil Leute die Nester nerven, diese abgeschlagen oder zugeschäumt werden und das Bundesnaturschutzgesetz dabei konsequent ignoriert wird.
Es ist Gang und Gäbe, dass ohne Rücksicht darauf, ob lebende Bruten in den Nestern sind, abgerissen oder verschlossen wird.
Dann werden die Bruten eben mit Bauschaum (lebend) zu gemacht.
4. arallel roden die Städte dann noch fleissig jede kleinste Busch- udn Bauminsel auf öffentlichem Grund gnadenlos weg - oft der einzige Ort, wo die dort ansässigen Vögel noch Nahrung für ihre Bruten finden - die verhungernden Küken landen dann auch in Pflegestellen, wenn sie Glück haben und jemand sie rechtzeitig findet.
5. Bedingt durch den extrem langen, warmen Sommer haben viele Vögel öfter und länger gebrütet - unzählige Pfleglinge kamen in die Pflegestellen, weil ihre Nester bei Heckenschnitten oder Baumfällungen zerstört wurden.
6. Vogelabwehrmaßnahmen (nicht nur gegen Tauben - Spikes, Klebepaste etc.) nehmen an Bauwerken sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum immer mehr zu.
Vögel mit schwersten Verletzungen durch die Spikes und dramatischen Gefiederverklebungen durch die Pasten landen wenn sie Glück haben und gefunden werden, bevor sie verendet sind, ebenfalls in den Pflegestellen.
7. Zudem hatten wir es dann auch noch mit auffallend vielen Vögeln mit schweren Infekten zu tun.
Massenweise Amseln mit Usutu aber auch Sperlinge, Meisen, Finken und Schwalben mit Infektionserkrankungen, die mit (teilweise blutigen) Durchfällen, schweren AUgenentzündungen, allgemeiner Schwäche etc. einher gingen und oft zum Tod führten.
Dabei berichteten Pflegestellen aus ganz Deutschland von diesem Phänomen - unzählige Abstriche, KOTproben etc. wurden bundesweit in die Labore geschickt - meistens gab es keine Befunde.
Eine Pflegestelle, die an die 100 Schwalben hatte hat verstorbene Schwalben untersuchen lassen - da fand man ein Sammelsurium an Erregern, die zuvor im Laborbefund der lebenden Schwalben nicht auftauchten.
8. Zu guter Letzt hatten wir dann noch unglaublich viele Katzenopfer - meistens aus den STädten - ich habe das Gefühl, es werden jedes Jahr mehr.
Auch das ist sicherlich den aufgeräumten Gartenlandschaften geschuldet wo bei ständig steigender, viel zu hoher Katzendichte in den Städten kaum noch Flucht- und Versteckmöglichkeiten für die Vögel und insbesondere für die Ästlinge und die bodennah brütenden Nestlinge sind.
Manche städtische Gartenbesitzer, die sehr viele Freigängerkatzen in ihrer direkten Nachbarschaft haben, berichteten, dass sie praktisch keine kleinen Singvögel mehr im Garten haben.
Insofern: es werden jedes Jahr immer mehr und immer extremere WIdrigkeiten, denen unsere Wildtierpopulationen ausgesetzt sind (es sind ja nicht nur Vögel).
Entsprechend steigt die Zahl der Findlinge- und gleichzeitig reduzieren sich die Bestände zunehmend dramatisch.
Bei Igeln z.B. gab es dieses Jahr so unglaublich viele schwerst verletzte Tiere, denen der halbe Kopf weggeschlagen war, weil sie in Mähroboter geraten sind.