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Zöglinge 2018

Meike Güte, das liest sich ja richtig stressig .
Ein extra großes für deine Arbeit.
 
Danke Kirstin, dass Du noch die Kraft hast uns Deinen Wahnsinns-Sommer zu berichten!
Was meinst Du, war der Grund der vielen Zöglinge? Starker Parasitenbefall ausgelöst durch die Hitze?
Das ist doch nicht normal gewesen.
 
Kurz vorab:
Fotos muss ich auf Morgen verschieben - ich muss dafür mit dem PC nach draußen, weil mein EMpfang hier drinnen mieserabel ist.
Habe eben nur für das Anmelden mal eben 5-10 Minuten gebraucht
Draußen ist mir das heute Abend aber zu dunkel und zu kalt - insofern lade ich morgen tagsüber hoch.

@Ida ich denke, da kommen verschiedene Komponenten zusammen.
Zum einen natürlich, da ich in der Facebookgruppe "Wildvogelhilfe-Notfälle" als Pflegestelle gelistet bin und auch als Schwalbenexperte verlinkt werde.
Da hier im Norden nur sehr wenige Pflegestellen sind, sind die, die es gibt natürlich sehr am Anschlag.
Also falls jemand Lust und Zeit hat, im Sommer als Pflegestelle zu fungieren - es wird überall gesucht

Den heftigen Parasitenbefall führe ich in allererster Linie darauf zurück, dass die Vögel zu wenig geeignete Nahrung (Insekten) für ihre Brut finden bzw. für die Futterbeschaffung lange Wege fliegen müssen.
Dadurch entwickeln sich die Küken einige Tage langsamer und das reicht, damit die Parasiten im Entwicklungswettlauf im Nest die Oberhand gewinnen können.
Zu diesem Schluss bin ich aufgrund meiner Beobachtungen hier vor Ort gekommen.

Dort, wo Vögel (Schwalben, Mauersegler, aber auch Meisen und Co.) in und an Bauernhöfen (also echten Bauernhöfen, nicht Agrarproduktionsindustrieanlagen - Höfen, wo noch massenweise Fliegen normal sind) mit Rinderhaltung oder in und an Pferdeställen brüteten, da haben sogar die Schwalben mit teilweise Null Ausfällen dicht an dicht gebrütet und zwei, sehr viele sogar drei gesunde Bruten hochgezogen.
Keine 2 km weiter im Stadtrandbereich an Wohnhäusern inmitten aufgeräumter Landschaft kam ein Notruf nach dem anderen: "Küken aus dem Nest "gefallen".
Diese Vögel brauchten einfach zu lange für jeden Happen Futter, den sie heranschafften.
Selbst meine Schwalben im Stall und auf der Diele bekommen ja schon oft Parasitenprobleme:
ich habe zu wenig Vieh/Pferde und entsprechend kaum Fliegen im Stall.
Meine Ländereien sind zwar renaturiert - aber inmitten aufgeräumter Agrarlandschaft ist meine "Insel" auch entsprechend stark frequentiert.
Wer keine Probleme hatte waren die Meisen und Sperlinge bei mir.
Die haben in den riesigen Brennesselgürteln massenweise Raupen gefunden.

Das 2. Problem war offenbar bundesweit, dass außergewöhnlich viele Zöglinge mit ZNS Störungen kamen - hier vermute ich stark, dass irgendwelche Vergiftungen eine Rolle spielten, die wir in der Form bisher nicht hatten.
Ich könnte mir vorstellen, dass hier irgendwelche neuen Gifte eingesetzt wurden, die die von der EU verbotenen 3 neonicotinoidhaltigen Produkte ersetzen.

Als 3. machte besonders den Gebäudebrütern extrem zu schaffen, dass zunehmend saniert und abgerissen und neu gebaut wird oder einfach, weil Leute die Nester nerven, diese abgeschlagen oder zugeschäumt werden und das Bundesnaturschutzgesetz dabei konsequent ignoriert wird.
Es ist Gang und Gäbe, dass ohne Rücksicht darauf, ob lebende Bruten in den Nestern sind, abgerissen oder verschlossen wird.
Dann werden die Bruten eben mit Bauschaum (lebend) zu gemacht.

4. arallel roden die Städte dann noch fleissig jede kleinste Busch- udn Bauminsel auf öffentlichem Grund gnadenlos weg - oft der einzige Ort, wo die dort ansässigen Vögel noch Nahrung für ihre Bruten finden - die verhungernden Küken landen dann auch in Pflegestellen, wenn sie Glück haben und jemand sie rechtzeitig findet.

5. Bedingt durch den extrem langen, warmen Sommer haben viele Vögel öfter und länger gebrütet - unzählige Pfleglinge kamen in die Pflegestellen, weil ihre Nester bei Heckenschnitten oder Baumfällungen zerstört wurden.

6. Vogelabwehrmaßnahmen (nicht nur gegen Tauben - Spikes, Klebepaste etc.) nehmen an Bauwerken sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum immer mehr zu.
Vögel mit schwersten Verletzungen durch die Spikes und dramatischen Gefiederverklebungen durch die Pasten landen wenn sie Glück haben und gefunden werden, bevor sie verendet sind, ebenfalls in den Pflegestellen.

7. Zudem hatten wir es dann auch noch mit auffallend vielen Vögeln mit schweren Infekten zu tun.
Massenweise Amseln mit Usutu aber auch Sperlinge, Meisen, Finken und Schwalben mit Infektionserkrankungen, die mit (teilweise blutigen) Durchfällen, schweren AUgenentzündungen, allgemeiner Schwäche etc. einher gingen und oft zum Tod führten.
Dabei berichteten Pflegestellen aus ganz Deutschland von diesem Phänomen - unzählige Abstriche, KOTproben etc. wurden bundesweit in die Labore geschickt - meistens gab es keine Befunde.
Eine Pflegestelle, die an die 100 Schwalben hatte hat verstorbene Schwalben untersuchen lassen - da fand man ein Sammelsurium an Erregern, die zuvor im Laborbefund der lebenden Schwalben nicht auftauchten.

8. Zu guter Letzt hatten wir dann noch unglaublich viele Katzenopfer - meistens aus den STädten - ich habe das Gefühl, es werden jedes Jahr mehr.
Auch das ist sicherlich den aufgeräumten Gartenlandschaften geschuldet wo bei ständig steigender, viel zu hoher Katzendichte in den Städten kaum noch Flucht- und Versteckmöglichkeiten für die Vögel und insbesondere für die Ästlinge und die bodennah brütenden Nestlinge sind.
Manche städtische Gartenbesitzer, die sehr viele Freigängerkatzen in ihrer direkten Nachbarschaft haben, berichteten, dass sie praktisch keine kleinen Singvögel mehr im Garten haben.

Insofern: es werden jedes Jahr immer mehr und immer extremere WIdrigkeiten, denen unsere Wildtierpopulationen ausgesetzt sind (es sind ja nicht nur Vögel).
Entsprechend steigt die Zahl der Findlinge- und gleichzeitig reduzieren sich die Bestände zunehmend dramatisch.
Bei Igeln z.B. gab es dieses Jahr so unglaublich viele schwerst verletzte Tiere, denen der halbe Kopf weggeschlagen war, weil sie in Mähroboter geraten sind.
 
Diese Aneinanderreihung von unschönen Vorkommnissen ist erschreckend, da spielen wohl doch mehrere Faktoren eine Rolle.
Ich hatte nur vermutet, dass die Hitze ausschlaggebend war, aber wenn ich mir Deine Punkte noch mal durchlese... da trifft so vieles auf ganz Deutschland zu
Hier in unserem Stadtgebiet wird auch gebaut bis der Arzt kommt, weil's halt so schön ist (bald aber nicht mehr, wenn jeder Flecken Grün bebaut wurde) und viele Vorgärten könnten glatt als Eisenbahnmuseum durchgehen.

Da lob ich mir mein geordnetes Chaos im Garten, der zusammen mit der direkten Nachbarschaft Nistplätze zu bieten hat und viel Nahrung bereitstellt.
Durch den großen Teich kommen noch mehr unzählige Insekten daher (ich war dieses Jahr total "vermückt" ) so dass uns sogar abends die Fledermäuse besuchen kamen, um sich lecker Motten zu ergattern.
 
Hallo allerseits,
nur kurz zur Info, damit Ihr nicht denkt, ich sei schon wieder "weg"...
Fotos muss ich nochmal verschieben - war seit heute Nachmittag 14.30 Uhr bis gerade eben im STall, weil mein alter Blacky schwer Kolik hatte.
Eben ist die Tierärztin abgefahren - zumindest sieht es so aus, als sei es überstanden.
Wenn nicht noch irgendetwas da hinterher kommt, gibt es also morgen Bilder.
Sorry....
 
so, wenn die Verbindung klappt, gibt es jetzt ein paar Fotos.
Zur Info wegen Blacky:
Er ist noch erschöpft, wandert aber gemächlich über den Hof und zuppelt überall Gras.
Ich schätze, er geniesst die Sonderrolle:
wenn er so schlapp ist, darf er sich immer komplett frei bewegen auf dem Hof, wie er will.

Bei den Fotos habe ich jetzt aus dem Ordner alle zusammengesucht, die ich in den 2 oben aufgelisteten Wochen gemacht habe.
Von vielen Zöglingen habe ich gar keine Bilder.
Diesen Sommer bin ich selten überhaupt zum Fotografieren gekommen - bzw. habe überhaupt nicht dran gedacht, weil die Tage so voll waren.
Bei den Vögeln, wo ich oben in der Liste vermerkt habe, dass die Geschichte noch ausführlich folgt, habe ich nur ein oder zwei Fotos hier rausgesucht - der Rest folgt bei den Geschichten.

 

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