Anfang Juni bekam ich dann eines Nachmittags einen Anruf aus Elmshorn.
Die Anruferin stand in der Stadt vor einer völlig erschöpften, schwankenden, offenbar verletzten jungen Dohle, was sie machen soll.
Da wir zu dem Zeitpunkt gerade ein Massensterben an Krähen immer Kolonieweise und nur über wenige Stunden verzeichneten und für uns der Verdacht nahe lagt, dass da evtl. eine illegale Vergiftungsaktion lief (wo ich mich ganz nebenbei auch noch bei den Recherchen engagiere) bat ich die Finderin, die Dohle zu sichern und direkt zu meinem Tierarzt zu bringen.
Ich rief meinen TA an, um die Kleine anzukündigen und fuhr dann auch los, um sie dort zu übernehmen.
Verletzt war sie nicht, aber sehr, sehr geschwächt und relativ ausgetrocknet.
Mein TA infundierte zunächst einmal und ich nahm sie dann mit.
Zu Hause bot ich ihr Rotlicht an, was sie auch gerne annahm und ein paar Insekten, die sie ebenfalls versuchte zu essen, die sie aber zusammen mit zwei ganzen Nüssen wieder hervorwürgte.
Die musste sie im Kropf gehabt haben – vermutlich von irgendwelchen Futterstellen L
Dann steckte sie den Kopf unter den Flügel und schien schlafen zu wollen.
Es war schon spät, darum ließ ich sie erst mal in Ruhe.
Als ich zwei Stunden später wieder nach ihr sah, war sie verstorben
Am 4. Juni - ein oder zwei Tage nach der Dohle war ebenfalls ein scharzer Tag:
erst kam eine kleine AMsel, die sich bei einem fensterflug das Rückgrad gebrochen hatte und die wir erlösen mussten und spät am Abend kam dann noch ein kleiner Kohlmeisenästling mit Flügelverletzung - Katzenopfer - er verstarb in derselben Nacht
AM nächsten Morgen wurde mir bereits morgens um 8 Uhr aus Hamburg eine kleine Schwalbe "Lotte" gebracht - sie war in Groß Flttbek in einem Stall am Boden gefunden worden.
Ich hatte da Nachts zuvor noch beraten und wir hatten vereinbart, dass die Finderin sie mir Morgens bringt.
Lotte machte mir die erste zeit wirklich Sorge.
Sie entwickelte sich langsamer, als ich es von Schwalben gewohnt bin und sie bettelte auch nicht so nachdrücklich.
ich zweifelte schon fast daran, dass sie wirklich eine Schwalbe ist und habe mich erst noch mal vergewissert.
Dann habe ich angefangen, ihr nur und ausschließlich frisch geklatschte
Fliegen zu füttern und jetzt entwickelt sie sich prächtig.
Allerdings bin ich noch nicht sicher, ob ihr Gefieder in Ordnung sein wird, wenn die Hülsen aufgehen.
Die Hülsen wirken so leicht verbogen.
Es könnte sein,dass sie bis zu ihrem Neststurz bereits irgendwelche Mängel erfahren hat, die sich im Gefieder niederschlagen.
Mal abwarten.
Auf jeden Fall benimmt sie sich jetzt wenigstens wie eine Schwalbe
Nachmittags bekam ich dann einen Anruf....der war heftig:
eine Dame erzählte, dass sie am Sonntag beobachtet habe, dass die meisen ihren Nistkasten nicht mehr anfliegen (vorher im Minutentakt) und es aus dem kasten lauthals rief.
Sie schaute nach: da saßen ein püropperer Meisennestling und ein deutlich weniger weit entwickelter Nestling.
Sie entnahm beide in der Annahme, dass sie nicht mehr versorgt wurden und versorgte sie dann drinnen mit dem, was sie bei ihren Internetrecherchen heraus fand:
Regenwürmern und Erdnussenergiepaste und Wassergaben in den Schnabel
Der Kleinere verstarb kurz darauf.
Der größere habe super toll gefressen bis zum Morgen (Dienstag) ihres Anrufes - da hätte er angefangen, das Futter zu verweigern.
Ich erklärte ihr, dass die Fütterung, die sie gab absolut tödlich ist - Meisen sind
Insektenfresser - und ganz besonders die Küken vertragen absolut nichts anderes, als frischtote Insekten - Regenwürmer vertragen sie gar nicht - und Energiepaste noch weniger.
Wassergaben in den Schnabel sind ebefalls tabu - sie führen häufig zur Aspiration mit nachfolgender Lungenentzündung oder Ertrinken.
Ich bat sie, den Kleinen so schnell wie möglich zu bringen.
Die Finderin warf sich ins Auto und war 30 Minuten später da - sie muss geflogen sein.
Der kleine Tips sah elend aus - knallgelb - und knallgeleb Schnabelränder - 5 g - klapperdürr und er konnte kaum essen.
Das alles sah nach einer heftigen Leberbelastung aus und es war äußerst fraglich, ob er die nächsten Stunden überlebt.
Die Finderin machte sich so große Vorwürfe - sie war völlig verzweifelt.
Zumal ich ihr sagen musste, dass sie den großen, also den, der noch lebte und den sie mir brachte, mit hoher Wahrscheinlichkeit völlig überflüssigerweise aus dem nest geholt hat.
Ganz offensichtlich ist die komplette Brut an dem Tag ausgeflogen - und die Eltern haben sich um die Geschwister draußen gekümmert und weniger gefüttert, damit auch dieser kleine Wicht sich traut, aus dem Nest zu hüpfen.
lediglich der zurück geblieben hätte Hilfe gebraucht, denn er hätte den ANschluss nicht bekommen.
Die Finderin war untröstlich.
3 Tage hat der kleine Tips gekämpft.
Manchmal sah es aus, als werde es etwas besser, dann wieder wirkte es schlechter.
Er hat kleinste Portionen gefuttert und zwischen den Minimahlzeiten (im 15 Minutentakt) nur geschlafen.
Er konnte seine Körperwärme nicht halten (völlig unnormal) und setzte sich meistens unter die Wärmeplatte, wo er sich den höchsten Platz bei etwa 38 - 39 Grad auswählte.
Am 3. Tag futterte er gegen 10 Uhr noch ein kleines Heimchen und 30 Minuten später, als ich wieder zu ihm kam, war er verstorben
Wenn ich so etwas sehe, macht es mich immer wieder wütend, dass im Internet so viele tödliche Empfehlungen stehen auf Seiten, die optisch auch noch den EIndruck machen, als kämen sie von kompetenter Stelle, wie Wildvogelstationen und Co.
Und man kann absolut nichts dagegen tun!!!
Am 6. Juni wurde mir dann noch nach Anruf einer Tierärztin aus einem Nachbarort ein kleiner Tannenmeisenästling gebracht, der in einen Wasserbottich gefallen war.
Als er gefunden wurde, wusste niemand, wie lange er da schon gekämpft und wieviel Wasser er geschluckt hat.
Obwohl er bereits in einem künstlichen Inkubator untergebracht war, war er bei Ankunft noch sehr kalt und sehr schwach.
Eine Stunde nach Ankunft verstarb die Kleine
Zu guter Letzt kam dann am Samstag noch eine Finderin mit einnem Dohlenästling, der etwas geschwächt wirkte.
Der Kleine saß voll mit Lausfliegen, die wir entfernten.
Dann fütterte ich die Kleine noch mit ein paar Insekten und gab der Finderin ebenfalls noch welche mit.
Sie nahm die Dohle, die sonst fit wirkte wieder mit, um am Sonntag eine Rückführung an die ELtern zu versuchen,
da sie die Möglichkeiten und die Zeit hatte.
Ebenfalls am Wochenende hatte ich eine recht lange Telefonberatung der besonderen Art:
Ein Anruf aus Sachsen Anhalt: zwei Dohlenästlinge saßen abgestürzt in einem tiefen Kaminschacht, der von unten keine Versorgungsklappe hatte.
2 Stunden hatte die Feuerwehr versucht, die zwei da raus zu bekommen.
Sogar damit,d ass sie versucht haben, den Schacht zu fluten, um die Vögel hochzuschwemmen.
Am Ende bekamen sie nur einen raus - der andere verblieb da unten.
Die Frau, die mich anrief, weil sie die kleine Dohle in Obhut genommen hatte, habe ich dann umfangreich beraten bzgl. Fütterung, Erstversorgung etc.
Da die Kleine sich erholte, planten wir für den nächsten Tag einen Rückführungsversuch an die ELtern.
Dazu musste die Finderin 30 Minuten zurück zum Fundort fahren.
Ina hatte dabei die Idee, doch eine Art Korb zu basteln, den man in den kaminschacht runter lässt -vielleicht klettert die andere Dohle da rein.
Während die Fidnerin Dohle Nr eins im Katzenkorb unter einem Busch platziert hatte, damit sie dort nach den Eltern ruft und die hoffentlich auftauchen, hat sie aus Eierschachteln einen provisorischen Korb gebaut UND die kleine Dohle hat sich tatsächlich hochziehen lassen.
Sie war in besserem Zustand, als die Dohle am Vortag und so setzte sie sie zu dem Geschwistertier, fütterte noch mal kräftig Insekten ....und die Eltern tauchten auf, Finderin öffnete die Katzenbox und beide Vögel wurden wohlbehalten von den Eltern in Empfang genommen - Happy End