Ich grüße …
… und berichte/sortiere mal den aktuellen Stand:
1) Welche Sichtweiten sind in Teichen wie erreichbar?
Jeder weiß – und das war auch schon Thema hier – dass erbärmliche Wasserqualität und kranke Fische auch mit den besten Filtern möglich sind. Die Systeme werden durch mehr Technik zwar insgesamt fehlertoleranter, doch letztlich hängt vieles vom Betreiber ab.
Unter diesem Aspekt mag vielleicht das Verständnis dafür wachsen, dass es mit etwas mehr KnowHow auch einfacher geht. Seht Euch z.B. die Teiche auf den WebCams 13 und 14 an:
https://www.naturagart.de/naturagart-park/webcams
Oder seht Euch an, was niederländische Taucher hier vor ein paar Tagen gefilmt haben:
View: https://www.youtube.com/watch?v=CO1zQFIH21o
Der Unterwasserpark läuft (statistisch) alle 3,5 Tage über die Filter – und nicht 10x am Tag.
Wir reden also über unterschiedliche Teichtypen, unterschiedliche Anforderungen und unterschiedliche Lösungswege.
Es wäre viel gewonnen, wenn man zur Kenntnis nehmen könnte, dass es außerhalb der
Koi-Intensivhaltung auch anders geht. Und damit möchte ich einen weiteren Aspekt klarstellen:
2) Warum muss man so vielen Teichbau-Interessenten das Hobby „vermiesen“?
Wir reden nicht nur über Teiche, sondern auch über unterschiedliche Verhaltensweisen.
Ich bin hier nicht unterwegs, um in der Koi-Szene zu missionieren. Es ist mir völlig egal, was Ihr baut.
Ihr könnt Eure Filterkeller so illegal verdrahten wie ihr wollt – ich kann es nicht ändern und werde mich auch nicht darum bemühen.
Denn es ist „Eure Szene“. Bleibt da – und alles ist gut.
Wir haben ja nur deshalb ein Problem miteinander, weil ein paar Sendungsbewusste in der Koi-Szene bestimmte Konstruktionen propagieren – egal für welchen Teichtyp. Sie erklären, dass man nur mit beträchtlichem finanziellem Mehraufwand und nur mit waghalsigen Elektro-Konstruktionen zu klarem Wasser kommt. Sie motivieren zum Abreißen vorhandener Teichanlagen, ohne auch nur einmal die Frage nach den Ursachen für ein Problem zu stellen.
Unabweisbare Tatsache ist: Für jeden, der in High-Tech-Filter investiert, gibt es mehrere, die auf den Teich lieber komplett verzichten, weil sie die Komplexität solcher Lösungen gar nicht wollen.
Da wird wider besseres Wissen bestritten, dass es auch einfacher geht. Das ist unfair. Deswegen bin ich hier – und wir nehmen Kreuzis Teich einfach als Beispiel.
3) Was macht wie viel Arbeit?
Es ist ganz einfach eine Frage der Menge: Ein NaturaGart-Standardfilter nimmt 9 kg aus dem System. Die Biomasse-Produktion von 100 m³ nährstoffarmem Teichwasser liegt bei 0,5 - 3 kg/Woche. Nach einem Monat sollte man den Filter einmal reinigen - unabhängig vom Verschmutzungsgrad.
Für viele ist wichtig: Das Reinigen der Schäume und das Auswechseln der Organikmatte kann jede Hilfskraft machen.
Anders bei High-Tech-Filtern. Deren Pflegeleichtigkeit ist ja letztlich auch nur eine Legende. Wir betreiben hier etliche verschiedene Filtertypen und deshalb weiß ich: Da muss man gelegentlich das Gewebe entkalken, da setzen sich Sandkörner in einzelne Gewebelöcher und müssen wie auch immer „rausgereinigt“ werden. Oder die Elektronik spinnt.
Da gibt es Störfälle und Arbeitsschritte, die kann man nicht einfach an den Nachbarsjungen delegieren, da muss man genau wissen, was man tut. Das ist was für Freaks – aber nicht für jemanden, der einfach nur etwas schwimmen will.
4) Was ist los in Kreuzis Teich?
Kreuzi hat es aus meiner Sicht zu gut gemeint. Er hat das abgesaugte Sediment mit dem Wasser „entsorgt“. Er hat heute (nach 5 Jahren!) 70 cm hinter dem Filtergraben-Einlauf kein Sediment – nichts. Normal sind dort nach 6 Jahren 10 – 20 cm. Erst nach 5 m hat Kreuzi etwa 5 cm Sediment. Ein wenig Sediment liegt auf den Terrassen, mehr flockiges Material aber auf der anderen Seite des Filtergrabens.
Kreuzi hat mir einen Videoclip geschickt, wie das zum Ablauf geschobene Sediment in den Filtergraben strömt. Dabei laufen beide Pumpen, um möglichst viel Sog zu erzeugen. Die Fördermenge liegt bei 10.000 l/h.
(Video einfügen klappt hier leider nicht ...)
Das Video zeigt mehrere Aspekte:
a) Die vielgeschmähten 3“-Leitungen haben überhaupt kein Mengenproblem.
Hinweis: Die obere Pflanzterrasse wird im Filtergraben etwas tiefer gebaut als normal. Es gibt ein Gefälle zum Filtergrabenende. Dann kann sie auch nicht trockenfallen. Das wurde zwar immer schon so beschrieben, seit mehreren Jahren gibt es jedoch etliche Zeichnungen und Maß-Angaben dafür.
b) Die Fließgeschwindigkeit liegt bei 12,5 cm/Sekunde.
Das ist zu viel! Bei der großen Fließgeschwindigkeit wird fast nichts sedimentieren. Deswegen gibt es erst nach 5 m nennenswerte Sedimentmengen im Filtergraben. Noch mehr Sediment (7cm) gibt es auf der anderen Seite direkt vor der Pumpen-Absaugung.
Ein überlassenes Grobfilter-Foto macht noch deutlicher, was da passiert: Da kommen viele grobe Partikel an. Die hätten eigentlich im Filtergraben sedimentieren müssen – das tun sie aber nicht bei der Fließgeschwindigkeit. Das Sediment strömt zu schnell durch den Filtergraben, die Pumpe schiebt das dann direkt in den Filter. Da kommen nicht ein paar Prozent der Schmutzfracht an, sondern der fast alles. Das nimmt dann der Filter raus – und das macht dann natürlich Arbeit. Ist aber überhaupt nicht so gewollt. Weniger Strömung wird das Problem sofort stoppen.
5) Was sollte Kreuzi anders machen?
a) Sedimentschicht im Filtergraben zulassen
Kreuzi ist mit extrem nährstoffarmem Wasser gestartet und füllt auch damit nach. So extrem habe ich das noch nie erlebt. Normalerweise hat jeder Teich beim Start eine vielfach höhere Nährstoffmenge – allein durch Füllwasser und „Baustellenreste“. Zusätzlich fügen wir jeder Pflanzenlieferung Düngetabletten bei, um diese Startphase zu erleichtern. Mittelfristig gibt es einen gut „arbeitsfähigen“ Bestand an Unterwasserpflanzen nur bei ausreichender Sedimentschicht, weil das Teichwasser oft nährstoff-freie Phasen hat.
Lösung ist also: Das Sediment bleibt bis auf weiteres im System. Im Regelfall zum Ansaugpunkt schieben. Auch Schlammsauger-Wasser kann in den Filtergraben.
Kosten: keine
b) Strömungsteiler einbauen
Ohne Vegetation strömt das Wasser in der Filtergrabenmitte direkt zur Pumpe, fließt also nicht auf breiter Front. Das Ergebnis ist eine kürzere Verweildauer im Filtergraben und es wird weniger sedimentieren. In bewachsenen Teichen regeln das die Pflanzen. Hier sollte Kreuzi einen 87°-Bogen einbauen. Der lenkt das Wasser zur Oberfläche, es verteilt sich, fließt langsamer und die Partikel können sedimentieren.
Kosten: 1-2 €uro.
c) Kiesfilter im Ansaugbereich der Pumpe
Das scheint zu fehlen, sonst würde das Filtrat am Grobfilter anders aussehen. Das war 2011 noch eine Empfehlung, inzwischen sehen wir das deutlich enger. Wenn die Pumpen-Ansaugung in 1 – 2 Karren Perlkies liegt, wird die Sogwirkung gleichmäßiger verteilt und es gibt auch keine Kleintiere im Filter.
Kosten: Kies für ca. 10-20 Euro
d) Fließgeschwindigkeit in Reinigungs-Situationen reduzieren.
Der gelegentliche Wasserfallbetrieb ist unproblematisch. Im Zusammenhang mit einer Reinigungsaktion wird jedoch ein Teil des Sedimentes ohne Filterung wieder in den Teich geblasen. Das ist Düngerverteilung, das wird Algen füttern und wäre zu stoppen.
Die Reinigungsempfehlung sieht an der Stelle folgendermaßen aus:
Den Wasserspiegel im Filtergraben etwas absenken (normalerweise durch zeitweises Schließen der Bodenabsaugung). Dann schiebt man das Sediment zum Ansaugpunkt und öffnet die Verbindung wieder. Die Pumpe wird ausgeschaltet, bevor die Dreckfahne das andere Ende des Filtergrabens erreicht. Sedimentieren lassen, dann normaler Standardbetrieb.
Kosten: Keine
Notfall-Plan:
Um die Nährstoffarmut im Filtergraben-Sediment zu reduzieren, habe ich Kreuzi Düngerpulver, ein paar Testpflanzen und eine Injektionsspritze gegeben. Das aufgelöste Pulver wirkt schneller, wenn man es direkt an die Wurzeln spritzt. Das mag jetzt zu Lasten der Wasserqualität gehen. Eine dauerhafte Lösung ist mir jedoch wichtiger als ein Show-Effekt.
6) Ist Kreuzi ein privilegierter Sonderfall?
Nein – und deshalb sehe ich das auch so entspannt. Wir haben vor einigen Jahren im NaturaGart-Forum eine Diskussion über grünes Wasser bei alleiniger Verwendung des Filtergrabens gehabt.
Wir haben daraufhin etwa 40 Teilnehmern Filter und bei Bedarf UV-Anlagen zur Verfügung gestellt.
Sie konnten mehrere Monate testen und dann kaufen oder zurückgeben. Wir haben lediglich eine Anlage zurückgenommen – warum auch immer.
Und so machen wir das bis heute. Wenn jemand unsicher ist, bekommt er unverbindlich eine Testanlage. Weil wir wissen, dass es funktioniert.
Jeder, der bei NaturaGart einen Teich kauft, bekommt mit diversen Anleitungen einen Fragebogen, falls es Probleme geben sollte. So bekommen wir Rückmeldungen, sehen Problemlagen und können an Lösungen arbeiten. Es gibt einen Wasseranalyse-Service, den Kreuzi auch genutzt hat. Damit kommt jeder auf meinen Tisch. Denn ich prüfe in jedem Einzelfall, ob unsere Lage-Einschätzung auch von der neuen Software so getroffen worden wäre.
Fast immer reichen kleine Änderungen der Betriebsweise aus. Ich denke, das wird auch bei Kreuzi so sein. Wir werden sehen …
Freundliche Grüße
Norbert