AW: Outing (wg. Pfützenfieber)
Hallo zusammen,
mal ein verbales Update. Möglicherweise komme ich der Lösung des über die Laufzeit des Teiches ständig omnipräsenten Problems von zu vielen Fadenalgen näher. Eine Messung des Wassers ergab einen allgemeinen Nährstoffmangel, der sich bis auf NO3 (und CO2, wegen leerer Druckgasflasche) leicht gerade ziehen ließ. Beim Nitrat erhöhte sich der Wert trotz reichlicher Urea-Zugabe kaum. Inzwischen habe ich den auf 25mg/l anheben können und es lässt sich wenigstens mal ein deutlich langsameres Wachstum, evtl. ein Stopp des Fadenalgenwachstums beobachten. Die Stickstoffzugabe war mit dem Hintergrund der Praxis von intensiven Pflanzenaquarianern - also auch mir
- die Fadenalgen mit Nitrat bekämpfen. Kann ich noch nicht abschließend beurteilen, aber derzeit bin ich vorsichtig optimistisch. Es hat Wirkung. Ich lasse es mir dann schon ein wenig auf der Zunge zergehen, wenn ich über Urea Mengen von "Algen förderndem" Ammonium im auch noch ungefilterten Teichlein zugebe. Ich denke, es wird noch lange dauern, bis eine brauchbare Sicht der Zusammenhänge von Pflanzen, Algen und dem im Zusammenhang völlig missachteten, nichtsdestotrotz wichtigen, wahrscheinlich sogar maßgeblichen Biofilm Allgemeingut wird.
Leider ist der Pflanzenwuchs seit geraumer Zeit auffällig gehemmt und die bisherigen Nährstoffgaben haben das nicht lösen können. Heute werde ich erst mal die leere CO2-Flasche füllen lassen und wieder dran stöpseln. Ein Indiz für CO2-Mangel sind Pflanzen, die über der Wasseroberfläche - wegen des dann leichter zugänglichen CO2 - erheblich im Durchmesser zunehmen. Sollte das nicht in 2-3 Tagen Wirkung zeigen, dann muss ich leider Teichwasser wechseln. In einem Versuch vom letzten Jahr hatte ich die GH und die Mineralisierung mit Spurenelementen - wegen der Fadenalgen - sehr stark, d.h. auf eine GH von26° dGH angehoben. Möglicherweise führt speziell Calcium als primärem Bestandteil der GH zu einem Problem der Fe-Verwertung der Pflanzen.
Dann sitzen ja jetzt endlich Teichmuscheln im Teichlein, mal sehen was die Bitterlinge noch so treiben, aber wegen den Teichmuscheln werde ich den bis dato eher nackigen Grund der Teichschale so weit mit Quarzsand auffüllen, dass die sich eingraben können.
Die Anwendung von EM (effektive Mikroorganismen) hat mich ausgesprochen überzeugt. Es führt vor allem zu einer Beseitigung anaerober Fäulniszonen. Die vorher schon mal geschilderten Probleme mit der Bildung von Schwefelwasserstoff sind völlig weg. Allerdings habe ich von der organischen Masse auf dem Grund schon so weit wie möglich entnommen. Wichtig ist, ich kann oxidativen Abbau nun erheblich unterstützen. Außerdem hatte es als Nebeneffekt, dass eine geringe Bakterienblüte in eher einem als zwei Tagen verschwand. Auf die Fadenalgen hatte es keinen erkennbaren Einfluss.
Der DIY-Abschäumer hat sich bisher ebenfalls als Aktivposten gezeigt.
Insgesamt sieht das von der Perspektive so gut aus wie noch nie. Ich müsste mir eventuell um einen zu schnellen Wegfall der Fadenalgen im Biotop Gedanken machen. Die sollen gar nicht vollständig verschwinden, denn die haben wichtige Funktion für Kleinlebewesen. Die Pflanzen als Ersatz ans Wachsen zu bekommen ist also dringlich. Wieder kann man sehen - wenn man denn die Möglichkeit nicht ausschließend hinschaut - dass die Abhängigkeit von Algen und Pflanzen allenfalls eine indirekte ist. Gutes Pflanzenwachstum geht nicht automatisch mit Algenfreiheit einher, genauso wenig wie Algenfreiheit zwangsweise mit gutem Pflanzenwachstum korrelliert. Weil häufiger guter Pflanzenwuchs mit Algenarmut einhergeht, wird da eine zwingende Abhängigkeit gezogen, die ziemlich sicher nicht entscheidend ist. Die Basis des Funktionierens wird eher der funktionierende Biofilm sein. Da wird von Biologie und Biotop erzählt, aber den Biofilm interessiert ... äh ... kein Schwein.
Er ist - als mir inzwischen offensichtlicher Basis - die wichtigste Komponente im Biotop und entscheidet über Funktionieren oder nicht.
Wobei "nicht funktionieren" vor allem die vom Teichbesitzer unerwünschten Erscheinungen meint. Auf seine Weise funktioniert das immer.
Nu fahre ich erst mal die CO2 Flasche füllen lassen ...
Mit freundlichem Gruß, Nik