Heute Morgen war bereits von Anfang an strahlend blauer Himmel, kleine
Federwölkchen, eine leichte Brise und es war warm.
Wenn Wynni etwas sehen kann, dann heute!
Ich habe ja in der Vergangenheit immer wieder das Gefühl gehabt, dass es besser ist, wenn es richtig hell ist
(in der Sonne und im Rotlicht mit Tageslichtlampe vermischt).
Als ich ins Eßzimmer kam, wurde ich lautstark bettelnd von beiden Schwalben begrüßt.
Es gab das erste Frühstück und dann setzte ich die zwei zunächst ins Fenster, um
erstmal die anderen Tiere zu versorgen und zu jagen.
Als ich zurück ins Esszimmer kam, sass Wynni auf dem Boden und trällerte mich an - sie
wirkte hellwach und wie elektrisiert........ich bin sicher, sie wusste: dies ist ein besonderer Tag!
Es war das erste Mal, dass sie Morgens geflogen ist - normalerweise
hat sie das immer erst am späten nachmittag gemacht.
Zunächst habe ich die zwei raus ins Flexarium befördert.
Mein Plan war, Wynni raus zu lassen, wenn sie raus will.
Fast eine Stunde sass sie dort, lauschte dem vielstimmigen Gesabbel der vielen Schwalben
am Himmel, putzte ihr Gefieder, reckte und streckte die Flügel, antwortete ab und an den Schwalben draußen
und sah immer aus, als würde sie gleich abheben wollen.
Nach ca einer Stunde gab sie dann auch langgezogenes Trällern von sich und flog gegen das Flexariumgitter
und rief nach den anderen Schwalben......
....es war Zeit........
Ich nahm Wynni aus dem Flexarium, setzte sie auf meinen Finger und stellte mich vor dem Carportdach hin
(da ich damit rechnete, wenn sie los fliegt, dass sie senkrecht hoch geht wie ddrinnen - damit sie nicht ans Dach stößt).
Wynni sass da, ihr Köpfchen ging aufgeregt lauschend hin und her und ihr ganzer Körper vibrierte leise.
Fast 15 Minuten sass sie so da, streckte immer mal wieder die Flügel und lauschte in alle Richtungen.
Meine Gefühle, als sie da so sass, kann ich nur schwer in Worte fassen.
Ich hatte einen "dicken Kloß" im Hals und obwohl ich alles andere, als "dicht am Wasser" gebaut bin,
konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen runter liefen.
Aber was das für ein Gefühl war? Ich kanne s nicht erklären - es war weder Schmerz, noch Trauer, aber auch
keine Freude - es war "richtig" und doch so "schwer"......
Ich konnte Wynni s freudige Erregung spüren und sehen - ich wusste, dass es genau das Richtige war.
Dann trällerte Wynni mich an, wie sie es immer tat, wenn ich ihr Abends nach der letzten Fütterung noch mal
die Federn unter dem Schnabel krauelte und dann hob sie ganz langsam, heftig flatternd senktecht nach oben ab -
sie stieg vorsichtig an und ich konnte sehen, dass sie jeden Moment damit rechnete, gegen die Decke zu stossen.
Aber da war nichts - es ging höher und höher - und je höher es ging, desto zügiger ging es.
Schließlich erreichte sie die Höhe des Giebels und spürte vermutlich den Wind - da flog sie dann waagerecht / schräg weiter aufwärts
Richtung Süd /Westen - ihr Flugbild war klar und flüssig, wie es sein sollte - sie stiess auf einen Schwarm Schwalben und als sie
in den Pulk geriet, verlor ich sie aus den Augen - ich konnte sie von den anderen nicht mehr unterscheiden.
Der gesamte Schwarm zog Richtung Koppeln - und da ich nirgends eine einzelne Schwalbe habe ausscheren sehen, nehme ich an,
dass Wynni von dem Schwarm "mitgerissen" wurde.......
Jetzt bleibt mir nur noch, ihr zu wünschen, dass entweder dieses große Wunder geschieht ......
...oder, dass ein Greifvogel oder eine Wand sie schnell erlösen.
Hauptsache sie stürzt nirgends ab und wird von irgend jemandem aufgesammelt und zu Tode gepflegt......
Hier noch ein paar Bilder:
Morgens drinnen:
Draußen im Flexarium:
...und dass ist der Himmel, in den sie genau von dort, wo ich hinterher stand zum fotografieren, in die unendliche Weit flog: